Donnerstag, 11. Juni 2020

Christsein und Politik

Nachdem wir uns im vorherigen Teil speziell mit der Obrigkeit (bzw. Regierung) auseinandergesetzt haben, wollen wir ein weiteres Mal einen Blick auf das Feld der Politik werfen.
Kurz vor dem Werk von Golgatha kündigte der Herr Jesus das Kommen des Heiligen Geistes mit folgenden Worten an: »Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater hingehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.« (Johannes 16,7-11; ElbCSV)
Dies zeigt uns, dass diese Welt schon gerichtet d.h. das Urteil über sie und ihr Wesen schon gesprochen wurde. Der Beleg dafür ist die Abwesenheit des Herrn Jesus und die Anwesenheit des Heiligen Geistes. Die Durchführung dieses Gerichtes liegt noch in der Zukunft und es werden dem auch noch diverse Ereignisse (wie die Entrückung der Gemeinde und die völlige Entfaltung des Bösen) vorausgehen.
Für uns ist die damit verbundene Erkenntnis von Bedeutung, dass sich diese Welt nicht verbessern lässt. Sie geht unaufhaltsam diesem Gericht entgegen. Es ist also nicht unsere Aufgabe diese Welt zu verbessern, nein, wir können es auch gar nicht. Wir werden sogar darauf hingewiesen: »Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden;« (2. Timotheus 3,1; ElbCSV).
Sollten wir deshalb mutlos sein? Keineswegs! Gott hat uns nicht untätig in dieser Welt gelassen, sondern als Seine Gesandten: »So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!« (2. Korinther 5,20; ElbCSV).
Wir sind gewissermaßen als Botschafter Gottes in dieser Welt. An anderer Stelle werden wir als »Fremdlinge und als solche, die ohne Bürgerrecht sind« (s. 1. Petrus 2,11) angesehen; „in der Welt“, aber nicht „von der Welt“ – „aus der Welt auserwählt“, „aus der Welt gegeben“ aber noch nicht aus der Welt weggenommen (z.B. Joh. 17; Joh 15,19, u.a.). Wir leben also (als Botschafter) in dieser Welt, gehören ihr aber nicht an, sondern sind Repräsentanten einer anderen, nämlich der „himmlischen Welt“.
Charles Henry Mackintosh schrieb dazu einmal:
"Die Versammlung hat nichts mit der Politik dieser Welt zu tun. Ihr Bürgertum ist in den Himmeln, von woher sie auch den Herrn als Heiland erwartet (Phil 3). Wenn sie sich in die Politik dieser Welt einmischt, erweist sie sich untreu gegen ihren Herrn, ihre Berufung und ihre Grundsätze. Es ist ihr hohes und heiliges Vorrecht, mit einem gekreuzigten, auferstandenen und verherrlichten Christus verbunden zu sein. Sie hat so wenig mit Gesellschaftsproblemen oder dem Lauf der Weltgeschichte zu tun, wie ihr verherrlichtes Haupt in den Himmeln. Der HERR selbst sagt von den Kindern Gottes: „Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16).
Das ist entscheidend und kennzeichnet unsere Stellung und unseren Weg hier auf der Erde. „Wie er ist, sind auch wir in dieser Welt.“ Diese Worte enthalten eine doppelte Wahrheit, nämlich unsere Annahme bei Gott und unsere Trennung von der Welt. Wir sind in der Welt, aber nicht von ihr. Wir haben als Fremde in ihr zu leben, indem wir auf die Ankunft unseres Herrn warten, auf die Erscheinung des hellen, glänzenden Morgensterns. Aber es ist nicht unsere Sache, uns mit der Politik zu befassen. Wir sind berufen und werden wiederholt ermahnt, den „obrigkeitlichen Gewalten“ zu gehorchen, für alle, die in Hoheit sind, zu beten, Steuern zu entrichten und niemand etwas schuldig zu sein. Wir sollen „untadelig und lauter“ sein, „unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts“, in dem wir scheinen „wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens“ (Phil 2,15). Hieraus geht hervor, wie wichtig es ist, „das Wort der Wahrheit recht zu teilen“ (2. Tim 2,15).«
Quelle: Charles Henry Mackintosh, Die fünf Bücher Mose, CSV, Hückeswagen

Ein Bekenntnis zum Schluss: Das hier Vorgebrachte schreibe ich als jemand der in der Vergangenheit sowohl (im Ortsverein einer Partei) politisch aktiv war, als auch (am Ort) politische Ambitionen hatte. Heute weiß ich es besser und darf es getrost Gott überlassen seinen Ratschluss in dieser Welt auszuführen und mich – Seinem Wort und meinem Gewissen folgend – von politischen Aktivitäten fernhalten. Unsere himmlische Stellung als Christen, der damit verbundene Wandel, die Verbindung mit dem verherrlichten Christus im Himmel, der in uns wohnende Geist Gottes, all das trennt uns völlig von jeglicher politischen Bestrebung in dieser Welt und sei sie noch so gut gemeint. Ursprung und Ziel, Gegenwart und Zukunft der Versammlung (Gemeinde) sind himmlisch und davon sollte unsere Gesinnung auch geprägt sein.

Montag, 1. Juni 2020

Die Obrigkeit (in Zeiten von Corona)

In seinem sehr empfehlenswerten Kommentar zum Römerbrief schreibt Rudolf Brockhaus zu Kapitel 13:
»Der Christ ist zwar nicht von der Welt, aber noch in der Welt, gleich seinen Mitmenschen, und so ist er verpflichtet, den obrigkeitlichen Gewalten zu gehorchen, und zwar aus Gründen, die für ihn von der höchsten Bedeutung sind. Zunächst ist die Obrigkeit „von Gott verordnet“, dann ist sie „Gottes Dienerin“, und schließlich sind die von ihr angestellten Personen „Gottes Beamte“ (V. 4+6). Es könnten kaum ernstere Gründe für unsere Verpflichtungen der Obrigkeit gegenüber aufgeführt werden. Ganz ähnlich ermahnt der Apostel Petrus in seinem ersten Briefe die Gläubigen aus der Beschneidung, sich um des Herrn willen aller menschlichen Einrichtung zu unterwerfen (Kap. 2, 13+14).«
»Selbstverständlich bleibt das bekannte, dem Synedrium gegenüber ausgesprochene Wort der Apostel: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen“, allezeit zu Recht bestehen. Stellt eine obrigkeitliche Gewalt eine Forderung an uns, die dem klar ausgesprochenen Willen Gottes zuwiderläuft, deren Erfüllung also unser Gewissen belasten würde, dann muss dieser Wille von uns beachtet und der obrigkeitlichen Forderung übergeordnet werden. Aber auch nur in diesem Falle. In allen anderen habe ich mich einfach zu unterwerfen, ganz gleich, welchen politischen Charakter die Obrigkeit trägt, ob sie monarchisch, republikanisch oder was irgend sonst ist, ob sie ihren Verpflichtungen nachkommt oder nicht. Denn es gibt keine Obrigkeit oder Gewalt außer von Gott. Wie einfach macht das den Weg für den Christen!«
»Wo ein Christ leben und in welcher irdischen Stellung er sich befinden mag, er hat der Obrigkeit zu gehorchen, der er unterstellt ist und die heute regiert; kommt morgen, vielleicht selbst infolge einer gewaltsamen Umwälzung, eine andere, so hat er sich der zu unterwerfen, ganz gleich, ob sie ihm gefällt oder nicht. Auch hat er nicht zu untersuchen, ob die Verordnungen, welche die jeweilige Obrigkeit trifft, die Gesetze, die sie gibt, richtig oder unrichtig sind, ob sie ihm und anderen Nutzen oder Schaden bringen; seine Sache ist, für die Obrigkeit zu beten, dass Gott sie richtig leiten und ihr Einsicht und Weisheit schenken möge, zum Wohle des Landes und Volkes zu regieren, und – ihr ohne Murren zu gehorchen, soweit das mit seinem Gewissen verträglich ist. Wenn er verwirklicht, dass seine Interessen nicht mit dieser Erde, sondern mit dem Himmel verbunden sind, wird ihm das auch nicht schwer werden.«
»Niemals gibt das fehlerhafte Verhalten einer höheren oder niedrigen Gewalt, eines der Beamten Gottes, dem Christen ein Recht, seinerseits nun auch seinen Verpflichtungen nicht treu nachzukommen. Fehlt die Obrigkeit in ihrem Auftrag als Gottes Dienerin, so hat sie es mit Gott zu tun; der Christ aber ist gehalten, unter allen Umständen „das Gute zu üben“, auch allen zu geben, was ihnen gebührt, „die Steuer, dem die Steuer, den Zoll, dem der Zoll, die Furcht, dem die Furcht, die Ehre, dem die Ehre gebührt“ (V. 7).«
Quelle: Rudolf Brockhaus, Gerechtfertigt aus Glauben, Römerbrief, 4. CSV-Auflage 1993, CSV Hückeswagen (Hervorhebungen von mir)

Warum dieses umfangreiche Zitat? Die Schrift lehrt uns, dass es verschiedene Autoritäten in unserem Leben gibt. Da haben wir natürlich Gott und Sein Wort als Autorität, aber auch Menschen (innerhalb der Familie, bezüglich der Schöpfungsordnung, im Arbeitsverhältnis und eben in Bezug auf die Obrigkeit).
Leider sehen wir, dass die Bereitschaft diese Autoritäten anzuerkennen und ihnen mit Respekt zu begegnen (auch bei Christen) immer mehr abzunehmen scheint.
Ist es nicht bemerkenswert, dass Paulus im 1. Timotheusbrief dazu auffordert für die Obrigkeit zu beten, zu einer Zeit, als Nero in Rom als Kaiser herrschte. Dieser Kaiser brachte Verfolgung und Leid über die Christenheit und doch rief Paulus nicht dazu auf diesen Mann zu bekämpfen, sondern schlicht für die Obrigkeit zu beten.
Was ist das Verachten von Herrschaften (s. Judas 1,8) anderes als der „Geist der Gesetzlosigkeit“? H. L. Heijkoop schreibt dazu in seinem Kommentar zum Judasbrief: 
»Es ist die vollkommene Offenbarung des menschlichen Eigenwillens, durch den er s i c h und s e i n e Rechte in den Vordergrund stellt und gleichzeitig sich weigert, eine höhere Autorität anzuerkennen.«
Quelle: H. L. Heijkoop, Der Brief des Judas, 1961, Ernst Paulus Verlag, Neustadt a. d. Weinstr.
Hinzu kommt, dass Gottes Wort wenn es von Gehorsam redet unsere Pflichten bzw. unsere Verpflichtung in den Vordergrund stellt. Es ist zur Mode geworden zuallererst auf unseren (vermeintlichen) Rechten zu beharren, aber gerade das finden wir hier nicht. Ganz grundsätzlich haben wir der Regierung zu gehorchen.
»Das Christentum nährt keinen Geist grober und aufsässiger Unabhängigkeit. Und was gehört sich den Obrigkeiten gegenüber? Gebet, Fürbitte, selbst für die Höchsten, seien es Könige oder sonstige Herrscher! Vor allem sie benötigen eine solche Fürbitte.«
Quelle: William Kelly, Einführender Vortrag zum 1. Timotheusbrief, abgerufen auf bibelkommentare.de
Man kann im Zuge der Corona-Maßnahmen beobachten wie viele der oben genannten Grundsätze missachtet werden. Maßnahmen werden ignoriert, Politiker z.B. als „Verbrecherbande“ beschimpft, offene Auflehnung (wie die Empfehlung Politiker aus den Ämtern zu jagen) sogar gepredigt, indem man seine eigene politische Agenda von der Kanzel herab verkündigt, weil man den derzeitigen politischen Kurs ablehnt. Man sieht eigentlich ernsthafte Gläubige zusammen in Verbindung (Jochgemeinschaften; s. 2. Korinther 6,15) mit allerlei Verschwörungsgläubigen (aus esoterischen, rechts-esoterischen und anderen Bereichen), Rassisten, u.a. Anstatt sich von jeder Art des Bösen fernzuhalten (s. 1. Thessalonicher 5,22) marschiert man auf Demonstrationen in einer Phalanx; wie traurig ist das!
Nein, wir wollen diejenigen anerkennen, die Gott als Autoritäten in unserem Leben gegeben hat. Wir wollen ihnen mit Achtung und Respekt begegnen, gerade dort wo es uns schwerfällt. Wir wollen uns nicht als aufsässig erweisen, sondern als gehorsam. Wir wollen vor allem für „alle, die in Hoheit sind“ beten (Fürbitte! - nicht gegen sie).
Den Knechten wird einmal gesagt, dass ihr Verhalten als Ziel hat, »damit sie die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem.« (s. Titus 2,10). Möge unser Verhalten wirklich dazu führen, damit wir auf dieser Erde als Salz und in dieser Welt als Licht (s. Matthäus 5,13-14) wahrgenommen werden.

Zum Abschluss noch der Ausblick auf die Zukunft:
»Gott regiert heute nicht direkt, sondern er tut es in Vorsehungen durch Menschen, die er dazu einsetzt. Erst nach der Entrückung der Versammlung in den Himmel werden die Regierungen nicht mehr von Gott gegeben, sondern direkt von Satan inspiriert sein. Das wird eine furchtbare Zeit sein. Im darauf folgenden 1000-jährigen Reich wird Gott direkt in der Person seines Sohnes regieren. Bis heute aber sind Regierungen von Gott eingesetzt. Gott hat sie als Institution und als Autorität gegeben, damit hier auf der Erde eine gewisse Stabilität garantiert ist. Der Ursprung der Regierungen findet sich nach der Flut. Das wird uns im ersten Buch Mose beschrieben (vgl. 1. Mo 9,6).«
Quelle: Ernst-August Bremicker, 1 Timotheus 2 – eine Vers-für-Vers-Auslegung, abgerufen auf bibelkommentare.de

Dienstag, 31. Oktober 2017

Luthers Willen

Zum diesjährigen Reformationstag und Jubiläum lohnt es sich besonders an einige Worte Luthers zu erinnern, die zwar vielfach zitiert, aber wenig beachtet werden:
„Zum ersten bitte ich, man wolle meinen Namen nicht nennen und sich nicht lutherisch, sondern Christen heißen. Was ist Luther? Ist doch die Lehre nicht mein. So bin ich auch für niemand gekreuzigt. St. Paulus wollte nicht leiden, daß die Christen sich sollten heißen paulisch oder petersch, sondern Christen. Wie käme denn ich armer, stinkender Madensack dazu, daß man die Jünger Christi sollte mit meinem heillosen Namen nennen? Nicht also, liebe Freunde, laßt uns die parteiischen Namen nicht gebrauchen, sondern Christen heißen, dessen Lehre wir haben. Die Papisten haben billig einen parteiischen Namen, dieweil sie nicht genug haben an Christi Lehre und Namen, wollen auch päpstisch sein; so laßt sie päpstisch sein, der ihr Meister ist. Ich bin und will niemandes Meister sein. Ich habe die allgemeine Lehre Christi, der allein unser Meister ist.“
Quelle: Ermunterung + Ermahnung - Jahrgang 1947 - Seite: 40

Freitag, 27. März 2015

Lese-Tagebuch - Eintrag 22

Buch: Die Versammlung des lebendigen Gottes
Autor: Rudolf Brockhaus (1856 - 1932)
Auflage: 1. CSV-Auflage 1993
Verlag: CSV, Hückeswagen
ISBN: 3-89287-330-5
Seitenzahl: 104

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, was wir in den vorhergehenden Einträgen schon gesehen haben, indem wir folgende Abschnitte vor uns stellen:
»So ist „die Versammlung Gottes“ jene aus allen Völkern der Erde gesammelte und berufene Schar, die Versammlung der Berufenen, die allezeit vor Gottes Augen steht, obwohl sie über die ganze Erde hin verstreut ist, und die ihren jeweiligen Ausdruck, ihre örtliche Darstellung, da findet, wo Gläubige sich einfach als solche, als Glieder des Leibes Christi, um Christum, ihr Haupt, scharen.« (ebd., Seite 18).
Was bedeutet das für die Gläubigen, welche »wünschen« ... »ein einheitliches Zeugnis von der kostbaren Wahrheit darzustellen, daß da ein Leib und ein Geist ist« (ebd., Seite 14)?
»Sie sind Kinder Gottes und deshalb Brüder, sie sind Glieder am Leibe Christi, durch einen Geist zu einem Leibe getauft; das Wort nennt sie Heilige und Geliebte. Ist das nicht genug? Sollen sie dem noch irgendeinen anderen Namen, ein anderes Bekenntnis hinzufügen?
Wozu gehören sie? Sie sind, wie bereits gesagt, Glieder am Leibe Christi, sie sind Christi Eigentum, sie gehören zu der Versammlung des lebendigen Gottes (1. Tim 3,15), sind lebendige Steine in dem geistlichen Hause, dem heiligen Tempel Gottes, sie sind heilige und königliche Priester (Eph 2 und 1. Pet 2), Anbeter Gottes in Geist und Wahrheit usw. Sind das denn nicht auch die übrigen Gläubigen, alle Kinder Gottes? Selbstverständlich! Oder sind jene es mehr oder in einem anderen Sinne als diese? Keineswegs! Haben sie irgendetwas voraus vor anderen Kindern Gottes? Nicht das Geringste! Was scheidet sie denn von diesen? Von ihrer Seite nichts; die Scheidungsgründe liegen auf der anderen Seite, in den vielen menschlichen Zutaten, Namen, Bekenntnissen, Statuten, Einrichtungen, die sie nicht als von Gott kommend anerkennen und deshalb auch nicht annehmen können.« (ebd., Seite 15).
»Ganz gewiß wird auf die Frage, inwieweit die göttlichen Gedanken und Absichten praktisch von uns verwirklicht werden, die Antwort immer demütigend für uns ausfallen; aber sollten wir deshalb den göttlichen Boden verlassen und mit weniger zufrieden sein, als Gott uns geschenkt hat?« ... »Nimmermehr!« (ebd., Seite 58+59).
Der Bruder beantwortet viele praktische Fragen und geht dabei auf mögliche Einwände ein, was zeigt das er nicht im leeren Raum argumentierte, sondern sorgsam bedacht war keine offenen Fragen zurückzulassen. Was mir bei diesem Buch sehr gut gefällt - man könnte dies wohl von allen bisher betrachteten Bücher über die Versammlung (o. Gemeinde) festhalten, aber bei diesem finde ich es einfach ausgesprochen schön -, ist die Prägnanz mit der uns biblische Wahrheiten vorgestellt werden.

Donnerstag, 26. März 2015

Lese-Tagebuch - Eintrag 21

Buch: Versammelt in Seinem Namen
Autor: Georges André
Verlag: Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt
Seitenzahl: 63

Ein weiteres der kleineren Büchlein, setzt die Kenntnis biblischer Begebenheiten und Zusammenhänge teils voraus und ist somit weniger geeignet für solche, die sich erstmals mit dem Thema der Versammlung o. Gemeinde beschäftigen. Es gibt weiterführende Verweise auf Literatur und Zitate, wobei aber oftmals nur Initialen angegeben sind, was überhaupt nicht glücklich ist, wenn man dem durch Kenntnis keine Namen zuordnen kann.

Wie in den schon betrachteten Büchern, finden wir wieder den überaus bedeutungsvollen Punkt vor uns:
»Es ist also wichtig, daß man unterscheidet zwischen dem, was verderbt ist: dem Haus Gottes, soweit sein Bau der Verantwortung des Menschen übertragen ist, und dem, was bleibt: dem Leib Christi, der Braut des Lammes, der Verheißung der Gegenwart Christi inmitten der zwei oder drei in Seinem Namen Versammelten.« (ebd., Seite 20).
Hier ist es gut, einen Punkt festzuhalten, den Karl-Heinz Weber formuliert hatte:
»“ ... da bin ich in ihrer Mitte.“ Manche Übersetzungen haben das etwas ungenau übersetzt: „ ... da bin ich mitten unter ihnen.“ Das ist zu schwach!« ... »Es geht hier nicht darum[,] dass der Herr Jesus irgendwo unter uns ist, nein, Er ist der Zentralpunkt, zu dem alle Fäden hinlaufen, von dem aller Segen ausgeht.« ... »Er ist der Mittelpunkt des Ratschlusses Gottes und Er ist der Mittelpunkt unseres Zusammenkommens.« (K.-H. Weber, Der gemeinsame Weg der Kinder Gottes nach der Schrift, Seite 30).
Diese Frage muss lebendig vor uns stehen. Ist der Herr Jesus tatsächlich der Mittelpunkt unseres Zusammenkommens? Ist er nur noch irgendwo inmitten der Seinen zu finden oder gar vor der Tür, wie es bei Laodizea (siehe Offenbarung 3) der Fall war?

Zum Bild der Braut lernen wir:
»Um uns die Beziehungen der Gottheit, wie Sie Sich uns geoffenbart hat, bis zu einem gewissen Grad zu vergegenwärtigen, gebraucht der Geist Gottes die Namen des Vaters und des Sohnes. Wir kennen aus irdischer Erfahrung den Wert solcher Beziehungen.
Die Zuneigung zwischen Brüdern rührt davon her, daß sie das gleiche Leben, die gleiche Natur, den gleichen Vater, die gleiche Abstammung haben.
Aber die Verbundenheit zwischen Mann und Frau entspringt einer anderen Quelle. Sie hatten nicht beide die gleiche Herkunft; im Gegenteil. Jedes lebte in seinem Kreis, hatte ein anderes Leben, eine andere Familie. Was bringt sie zusammen und vereinigt sie unlöslicher als Brüder? Die Liebe! Christus hat „die Versammlung geliebt“. Das ist die Quelle von allem.«
(G. André, Seite 58).
Johannes bezeichnet sich selbst in seinem Evangelium als den »Jünger, den Jesus liebte«, weil Er sich der Liebe die der Herr Jesus zu Ihm hatte in einem besonderen Maße bewusst war. Ebenso hatten wir es gerade bei Maria von Bethanien gefunden. Und ebenso dürfen auch wir zu dem Herrn kommen - ach, wenn wir es doch mehr täten -, wissend: »Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat (1. Johannes 4,19; Elb.CSV).
»Ein letztes Mal erwähnt das Wort Gottes die Braut in Offenbarung 22,17: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Bald darauf schließt das heilige Buch; jener Ruf aber muß widerhallen „Komm!“. „Amen; komm, Herr Jesus!“« (ebd., Seite 63).

Mittwoch, 25. März 2015

Lese-Tagebuch - Eintrag 20

Buch: Drei Charaktere - ein Haus in Bethanien
Autor: Hermanus C. Voorhoeve (1837-1901)
Auflage: 1. Auflage 2015
Verlag: CSV
ISBN: 978-3-89287-401-0
Seitenzahl: 73

Unter den diesjährigen Neuerscheinungen des CSV findet sich diese kleine Kostbarkeit, die hier einzuschieben mir ein echtes Herzensanliegen ist. Das Buch zeigt uns die Geschwister Martha, Maria und Lazarus, die Verbindung die sie zu dem Herrn Jesus und die der Herr Jesus zu ihnen hatte.
»Sie standen in einer einzigartigen Beziehung zu Ihm. Wir finden in der Bibel kein weiteres Beispiel einer derart innigen Vertrautheit mit Jesus« (ebd., Seite 10).
Schon allein dieser Umstand sollte es wert sein unsere Aufmerksamkeit auf dieses Haus zu richten.
»Denn obwohl alle Jesus von Herzen lieb hatten und Er sie alle innig liebte, gab es bei den dreien doch Unterschiede im Charakter und im geistlichen Leben. Der Heilige Geist stellt uns diesen Unterschied in einigen markanten Merkmalen vor Augen« (ebd., Seite 21).
So lernen wir von Martha beispielsweise:
»Jesus ist es wert, dass wir alles für Ihn übrig haben. Für Ihn sollte keine Mühe zu viel, keine Arbeit zu schwer und keine Anstrengung zu groß sein.« (ebd., Seite 23).
Und doch:
»Sie dachte mehr an ihren Dienst als an den Herrn« (ebd., Seite 25); »hätte sie nur um des Herrn Jesus willen gedient, dann wäre kein Einwand über ihre Lippen gekommen.« (ebd., Seite 26).
Wir werden vom Autor daran erinnert, dass viele die Erfüllung in ihrer Arbeit, ihrem Dienst finden und nicht in dem Herrn, was dann offenkundig wird, wenn die Fortführung der Arbeit oder des Dienstes nicht mehr möglich ist - weil man nicht in dem Herrn ruht. Ich musste noch an den Umstand denken, dass manche Dienste uns nur für eine gewisse Zeit gegeben werden. Aus der Apostelgeschichte wissen wir von Lukas, dass er in Philippi zurückblieb, sich der neu entstandenen Gemeinde dort annahm, um später erst wieder zu Paulus zu stoßen. Der Herr kann uns morgen mit einer anderen Aufgabe betrauen, als wir sie heute haben oder an einen anderen Ort stellen; und auch dann wird erkennbar werden ob Er im Vordergrund steht oder nicht. Welches Verhängnis, wenn wir dann nicht gehen, sondern im Eigenwillen verharren.
»Wie viel Getriebensein gibt es oft unter Christen! Wie wenig wird gefragt: Herr, was willst du, dass ich tun soll? Man denkt so wenig daran. Was man selbst für gut und nützlich hält, was man selbst für das Evangelium nützlich und förderlich hält, das tut man einfach, ohne zu fragen, ob der Herr das gutheißt.« (ebd., Seite 30).

Wenn wir dann Maria vor uns haben, finden wir:
»Eine Sache ist nötig für jeden, der glaubt. Und das ist: den Herrn Jesus über alles wertzuschätzen. Natürlich haben wir über die Maßen Grund, uns unserer Errettung zu erfreuen, die durch Jesus zuwege gebracht wurde. Wir können nicht dankbar genug sein für die Gnade, die unser Teil geworden ist. Wir haben die Vergebung unserer Sünden und das ewige Leben; wir sind Kinder Gottes und Erben mit Christus geworden; auf uns wartet die Herrlichkeit droben. Aber über diesem allem steht die Person von Christus.« (ebd., Seite 42-43).
Es ist nur ein kurzer Abschnitt, aus diesem wunderbaren Kapitel. Ich wüsste nicht, wo aufhören, wenn ich alles daraus zitieren sollte, was mich innerlich bewegt hat. Eine Sache will ich noch nennen. Lazarus war gestorben und was wir finden ist folgendes:
»Martha beginnt mit dem Herrn ein Gespräch über die biblische Lehre, aber Maria fällt zu seinen Füßen nieder, um weinend ihren Kummer auszuschütten. Wo Jesus Martha unterweisen muss, kann Er mit Maria weinen. „Jesus vergoss Tränen“ (v. 35). Das sind bewegende Worte.« (ebd., Seite 50).
Auch hier würde ich gerne weiterschreiben, über all das Wundervolle, das wir finden, wenn wir erfahren dürfen wie die Liebe des Herrn Jesus unserer Not begegnet und wir seine Anteilnahme erfahren dürfen. Wer von Gott einmal an diesen Punkt geführt wurde, weiß, dass es wahr ist. Großer und treuer Herr!

Und dann war da die Begebenheit, als Maria das Salböl über Jesu Füße goss, sechs Tage vor Seinem Tod:
»sie wollte Ihn verherrlichen, Ihm Güte erweisen. Seine Person war für sie so unaussprechlich herrlich, seine Schönheit war für sie so unvergleichlich, dass sie nicht anders konnte, als Ihm dankbar zu huldigen, Ihn zu preisen. Jesus musste verherrlicht werden, sein Name musste groß gemacht werden und sein Ruhm erzählt werden.« (ebd., Seite 54).
Immer wieder wird unser Blick auf den Herrn, seine Person gelenkt und es wurde oben schon gesagt. Dies „ist nötig für jeden, der glaubt“. Wir fragen uns, warum das christliche Zeugnis in unseren Tagen so kraftlos ist; und eine Antwort ist sicherlich, weil wir den Herrn aus dem Zentrum unserer Betrachtungen genommen und den Menschen an seine Stelle gesetzt haben. Anstatt auf den Herrn zu blicken, drehen wir uns um uns selbst. Und wie könnte Gott dies segnen, wenn wir auf etwas anderes blicken, als auf den herrlichsten Gegenstand seiner Betrachtung, Seinen geliebten Sohn. Jedes einzelne Buch der 66 Bücher der Bibel hat den Herrn Jesus zum Thema und wir tun gut daran Ihn darin zu suchen und zu finden.
»Alles, was Maria tat, fand man sonderbar und unangebracht.« ... »Doch wie herrlich für sie: Der Herr Jesus verstand sie, Er schätzte ihre Tat, Er verstand ihre Liebe und ihre Hingabe an Ihn.« ... »Die Zustimmung des Herrn ist wichtiger als die der Menschen.« (ebd., Seite 56+59)
So war es auch bei David, als die Bundeslade nach Jerusalem zurückgeführt wurde und Michal, seine eigene Frau, kein Verständnis für die Freude des Königs aufzubringen vermochte. Das ist traurig, aber gerade diese Begebenheit in 2. Samuel 6 zeigt uns auch, dass wir darüber keine harsche Antwort zu geben brauchen: »und ich will noch geringer werden als diesmal und will niedrig sein in meinen Augen« (2. Samuel 6,22a; Elb.CSV).

Wenden wir uns noch kurz dem zu, was Bruder Voorhoeve über Lazarus schreibt:
»Sein Name wird nur wenige Male genannt, und von dem, was er redete und tat, wird nicht ein einziges Wort gesagt. Aber - er wurde von dem Herrn Jesus geliebt; der Herr Jesus nannte ihn seinen Freunde; er wird Zeuge der Auferstehungsmacht des Herrn Jesus und ein Teilhaber des Herrn Jesus in seinen Leiden und seiner Schmach.« (ebd., Seite 73)

Ich gebe selten direkte Leseempfehlungen, aber in diesem Fall, würde ich mir wünschen, dass doch viele Gläubigen sich einmal dieses Buch vornehmen und mit Gebet und dem Wort Gottes in der Hand, damit beschäftigen, was uns Gott durch dieses Haus in Bethanien zu sagen hat.

Dienstag, 24. März 2015

Lese-Tagebuch - Eintrag 19





Buch: Die Einheit der Gläubigen
Autoren: Christian Briem, Walter Briem, John N. Darby
Auflage: 3. Auflage 1985
Verlag: CSV
Seitenzahl: 42


Im zweiten kleineren Büchlein  finden wir im ersten Aufsatz das Brotbrechen (anderenorts ungenauer Abendmahl genannt) vor uns.
Der textlichen Gegenüberstellung der »beiden Seiten des Brotbrechens« (ebd., Seite 10-11), wollen wir hier in einer tabellarischen - und damit leichter zu erfassenden Form - ein wenig Raum geben:


1. Korinther 111. Korinther 10
Besprochen wird/werdendie innere Art und Weiseäußere Beziehungen
Die beiden Seiten:Das Mahl des HerrnDer Tisch des Herrn
Der GegensatzDas „eigene Mahl“Der Tisch der Dämonen
Es geht mehr um das,......was auf dem Tisch ist...wer an dem Tisch ist
Im Vordergrund steht mehr:Das MahlDer Gastgeber
Auf das Essen und Trinken in unwürdiger Weise folgt GerichtUnheilige Verbindungen haben eine Zerstörung des Zeugnisses vor der Welt zur Folge
Der Hauptgedanke, dessen was wir tun, ist:Das Gedächtnis des gestorbenen HerrnDer Ausdruck der Einheit des Leibes
Vor uns steht also mehr diepersönliche Seitekorporative Seite
Wenn wir an die Einheit des Leibes denken, tritt wiederum folgender Gedanke vor uns:
»Wie wir gesehen haben, bekennen wir beim Brotbrechen - wie wenig wir uns auch des Charakters unserer Handlungen bewußt sein mögen -, daß wir Teil des einen Leibes und mit allen anderen wahren Christen innigst verbunden sind. Nicht etwa, daß der Leib dadurch gebildet wird, aber sein Existenz wird anerkannt und seine Einheit praktischerweise bekannt« (ebd., Seite 13)
Wenn wir dies beachten, wird es uns vor sektiererischen Gedanken bewahren, gleichwohl wir - in aller Zerissenheit die unter den Gläubigen herrscht - den Leib des Herrn im Glauben auf eine Art und Weise sehen dürfen, wie ihn Gott sieht und wie er einmal in Ewigkeit wieder gesehen werden wird.

Der zweite Aufsatz widmet sich der Darstellung der Einheit, das unser Bekenntnis und unser Tun in Übereinstimmung stehen müssen, denn:
»Es ist daher gänzlich wertlos, mit dem Munde das Einssein aller Gläubigen anzuerkennen, während man sich mit anderen auf dem Boden einer christlichen Vereinigung mit besonderem Namen versammelt. Wer so handelt, widerspricht seinem Bekenntnis.« (ebd., Seite 20-21).
Ganz konkret:
»Die wahren Christen sind also gehalten, die schon bestehende Einheit des Heiligen Geistes zu bewahren und nicht an ihre Stelle ein menschliches Machwerk zu setzen. „Bewahren“ bedeutet, sich so zu versammeln und zu verhalten, daß man alles fernhält, was die Einheit des Geistes praktisch leugnet oder aufhebt; und das setzt voraus, daß man - und dies gehört auch zu dem Bewahren - die Lehre von dieser Einheit allein anerkennt und festhält.« (ebd., Seite 22).

Die letzte Abhandlung zum Thema ist ein Brief aus dem Jahr 1878, welcher unser Thema behandelt.
Wollen wir uns aber auch die folgenden Worte zu Herzen nehmen.
»Ich glaube, daß die christliche Berufung eine himmlische Berufung ist, daß der Christ, wie sein Meister, nicht von der Welt ist, und daß er auf Erden seinen Platz hat als ein Brief Christi, um inmitten der Menschen das Leben Jesu zu offenbaren, in der beständigen Erwartung, daß sein Herr wiederkommt, um ihn zu sich zu nehmen in die Herrlichkeit.« (ebd., Seite 27).
Gerade in unseren westlichen Ländern, dürfen wir für vieles aufrichtig dankbar sein; gegenüber früheren Generationen und auch vielen anderen Menschen heute leben wir - bis auf Ausnahmen - in einem unvergleichlichen Wohlstand. Wir Jüngeren haben (in der Regel) und werden hoffentlich auch nie erfahren was Krieg bedeutet. Ich fürchte jedoch, dass wir darüber vielfach unsere himmlische Berufung vergessen haben, um einem irdischen Wohlleben den Vorzug zu geben. Und fragen wir uns auch, ob wir in der beständigen Erwartung unseres Herrn leben. Der Apostel Paulus redet davon, »danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten (1. Thessalonicher 4,17b-18; Elb.CSV). Wann hast Du das letzte Mal jemand mit dieser kostbaren Wahrheit ermuntert oder wurdest gar selbst ermuntert?

Kommen wir nochmals kurz zurück zu unserem eigentlichen Gegenstand:
»Auf der einen Seite gibt es das Werk Christi, auf der anderen, das was sich durch die Menschen und unter ihrer Verantwortlichkeit vollzieht« ... »Was Christus selbst baut, ist eine Sache, und die Frucht seiner Arbeit wird nicht verloren gehen. Was der verantwortliche Mensch baut, ist eine andere Sache.« ... »Was ist nun zu tun? Das Wort sagt uns, daß da, wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind, Er in ihrer Mitte  ist (Matth. 18,20). Danach haben wir gehandelt.« (ebd., Seite 37+38)