Mittwoch, 24. Juni 2009

Verfolgung 3 - Der Feind in den eigenen Reihen

Nachdem wir uns in einem kurzen Überblick die Situation angesehen haben, der Christen weltweit ausgesetzt sind, haben wir uns in einem weiteren Schritt vergegenwärtigt worin dies ursächlich begründet liegt.
Wie schon angekündigt wollen wir uns nun mit den Gefahren beschäftigen, die von denjenigen ausgehen die sich zwar "Christen" nennen, letztlich jedoch einen „einen anderen Jesus predigen“ (s. 2. Kor 11,4).

Auch hier ist es gut die Worte unseres Herrn Jesus Christus der Betrachtung voranzustellen:
»Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, dass euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! - und sie werden viele verführen.

Und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen; und wegen des Überhandnehmens der Gesetzlosigkeit wird die Liebe der Vielen erkalten;

Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt.« (Matthäus 24,4-5+11-12+24-25; Elb.)
Dreimal warnt der Herr Jesus in Seiner Endzeitrede vor Verführungen und dem Niedergang des Glaubens. Verführung hat nicht den Charakter offensichtlich zu sein, denn Satan weiß sich als „Engel des Lichts“ zu tarnen (s. 2. Kor 11,1-15); Deshalb warnt uns die Bibel wachsam zu sein (z.B. 1. Petrus 5,8-9 / 1. Korinther 16,11) – gerade auch im Gebet. »Beharret im Gebet und wachet in demselben mit Danksagung;« (Kolosser 4,2; Elb.).

Wir dürfen uns nichts vormachen, wir werden sehr eindeutig gewarnt vor „falschen Brüdern“ (Galater 2,4), „sektiererischen Menschen“ (Titus 3,10-11) und „betrügerischen Arbeitern“ (2. Korinther 11,13). »Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.« (Apostelgeschichte 20,30; Elb.)

Der Herr Jesus selbst warnte vor solchen als Er sagte:
»Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.« (Matthäus 7,15; Elb.)
Und es ist erschütternd, was Er einige Verse später dazu ausführen muss:
»Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt, und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!« (Matthäus 7,22-23; Elb.)
Das werden keine „reinen“ Namenschristen sein, die der Herr hier in die Verdammnis schicken muss, sondern Verführte die in ihrer Verblendung annahmen alles in Seinem Namen zu tun, obwohl sie nie Gemeinschaft mit Ihm hatten. Wie schrecklich ist das? Ich sehe nur eine „christliche“ Bewegung auf der Welt, auf die diese Beschreibung zutreffen könnte, die sich heute noch Weissagungen, Wunderwerken und Dämonenaustreibungen in "seinem Namen" rühmen würde.

Deswegen ist es so wichtig einen klaren Stand zu haben und sich nicht beirren zu lassen. Es ist meine tiefe Überzeugung das all´ die Niedergänge die sich vor unseren Augen abspielen und durch die Kirchengeschichte hindurch zu verfolgen sind, letztlich das Gericht Gottes darstellen. »Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen! Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?« (1. Petrus 4,17-18; Elb.)

Es stellt sich die Frage wo wir stehen.
Ein Daniel, ein Esra und ein Nehemia beugten sich tief vor Gott über das Versagen des Volkes Gottes (Dan 9, Esra 9, Neh 9). Sind auch wir dazu bereit? „Bei uns“, sagt Petrus - Erinnert uns das nicht an die Wirklichkeit des einen Leibes Christi?

Was aber nun können wir tun um vor Verführung bewahrt zu werden? A. W. Tozer meint:
Wir dürfen nichts unbesehen annehmen, was das Heil unserer Seele berührt. Isaak befühlte Jakobs Arm und hielt ihn für den Arm Esaus. Sogar die Jünger konnten den Verräter in ihren eigenen Reihen nicht entdecken; der Einzige, der wusste, wer er war, war Judas selbst. Der uns gut zuredende Genosse, mit dem wir so prima fertig werden und dessen Gesellschaft uns großes Vergnügen bereitet, kann ein Engel Satans sein, während der raue Mann, der uns Unbequemes sagt und den wir deshalb meiden, Gottes Prophet sein mag, der gesandt wurde, uns vor Gefahren und ewigem Schaden zu bewahren.
Darum ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass Christen vollen Gebrauch von allen Hilfsmitteln machen, die Gott ihnen bereitstellt, damit sie nicht betrogen werden. Die bedeutsamsten von ihnen bilden zusammen einen sicheren Schutzschild: Glaube, Gebet, beständiges Nachdenken über die Heilige Schrift, Gehorsam, Demut, viel ernstes Überlegen und die Erleuchtung des Heiligen Geistes. [1]
Wollen wir das bedenken und die Abhängigkeit zu unserem Herrn nicht verlieren.

Quellenangabe:
[1] A.W. Tozer, Verändert in Sein Bild - Tägliche Andachten, 1. Auflage 2000, CLV, Bielefeld

Samstag, 20. Juni 2009

Brief an die Jugend

Von Dr. Lothar Gassmann

Liebe Freunde, wacht auf, ihr werdet betrogen!
Man hat euch gesagt:
"Lebt eure Triebe aus; dann seid ihr glücklich!"
Gottes Wort sagt:
"Glückselig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen" (Matthäus 5,8).
"Die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten" (Hebräer 13,4).

Man hat euch gesagt:
"Macht ohrenbetäubende Musik, dreht den Verstärker auf; dann fühlt ihr euch gut!"
Gottes Wort sagt:
"Durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein" (Jesaja 30,15).
"Der Friede Christi … regiere in euren Herzen … Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen" (Kolosser 3,15 f.).

Man hat euch gesagt:
"Schaltet euren Verstand aus, entspannt euch und verzichtet auf alle Kritik! Denkt positiv und erweitert euer Bewusstsein durch Meditation, Drogen und Psychotechniken!"
Gottes Wort sagt:
"Seid besonnen und nüchtern zum Gebet!" (1. Petrus 4,7).
"Seid nüchtern und wachsam, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Dem widersteht, fest im Glauben gegründet!" (1. Petrus 5,8 f.).

Man hat euch gesagt:
"Lernt okkulte Praktiken - Magie, Hexerei, Zauberei - , dann erlangt ihr übernatürliches Wissen und Macht!"
Gottes Wort sagt:
"Keiner soll seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer laufen lassen oder Wahrsagerei, Hellseherei, Geheimpraktiken oder Zauberei treiben oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornehmen oder die Toten befragen; denn wer das tut, ist dem HERRN ein Gräuel" (5. Mose 18,10-12).
"Draußen (außerhalb der himmlischen Stadt) sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun" (Offenbarung 22,15).
Deren Platz "wird in dem feurigen Pfuhl sein, der mit Feuer und Schwefel brennt" (Offenbarung 21,8).

Man hat euch gesagt:
"Geht dorthin, wo große Zeichen und Wunder geschehen, wo es zu großartigen Visionen und Offenbarungen kommt und wo ihr ganz besondere Erfahrungen machen könnt!"
Gottes Wort sagt:
"Ihr Lieben, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt" (1. Johannes 4,1).
"Es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so dass, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden" (Matthäus 24,24).

Man hat euch gesagt:
"Werdet alle eins, denn alle Religionen verehren denselben Gott!"
Gott spricht:
"Ich bin der HERR, dein Gott ... Du sollst keine anderen Götter neben Mir haben!" (Erstes Gebot, 2. Mose 20,2 f.).
"Ihr sollt nicht den Gottesdienst der Heiden annehmen ... Denn ihre Götter sind alle nichts ... nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld" (Jeremia 10,2.3.5).
Jesus Christus, Gottes Sohn, spricht:
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch Mich" (Johannes 14,6).

Man hat euch gesagt:
"Jeder Mensch ist ein Kind Gottes; denn in jedem Menschen lebt Gottes Geist."
Gottes Wort sagt:
"Wie viele Ihn (Jesus Christus) aber aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an Seinen Namen glauben, die … von Gott geboren sind" (Johannes 1,12 f.).
"Und als Er (Christus) vollendet war, ist Er für alle, die Ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden" (Hebräer 5,9).

Man hat euch gesagt:
"Redet doch nicht von Sünde, sondern nur von Fehlern, Pannen, Ausrutschern und Missgeschicken! Gut und böse sind dasselbe!"
Gottes Wort sagt:
"Die Sünde ist der Leute Verderben" (Sprüche 14,34).
"Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!" (Jesaja 5,20).

Man hat euch gesagt:
"Horcht in euch selbst hinein; denn in euch selber findet ihr die Wahrheit, wenn ihr lange genug meditiert!"
Gottes Wort sagt:
"Aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen" (Matthäus 15,19 f.).
"Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt" (Röm 7,18.25).

Man hat euch gesagt:
"Nehmt alle so an, wie sie glauben und leben; lasst doch jedem seine Kultur und seinen Lebensstil!"
Gottes Wort sagt:
"Weist die Unordentlichen zurecht!" (1. Thessalonicher 5,14).
"Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht erben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes erben. Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des HERRN Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes" (1. Korinther 6,9-11).

Deshalb:

Widersteht der Vereinnahmung durch schlechte Vorbilder in Zeitschriften, Radio, Fernsehen und Internet, die von "Liebe" reden, aber "Unzucht" meinen und euch dadurch ins Verderben führen!
Haltet fest am Vorbild des Gottessohnes Jesus Christus, der rein und heilig ist und uns durch Sein Leben und Seine Lehre zeigt, wie sich wahre Liebe verhält!

Widersteht der Vereinnahmung durch eine unbiblische religiöse Vermischung und Ökumene!
Haltet fest am vierfachen "Allein" der Heiligen Schrift: die Bibel allein, Christus allein, die Gnade allein, der Glaube allein!

Widersteht der Vereinnahmung durch eine unbiblische Zeichen- und Wundersucht!
Haltet fest am größten Wunder: den Wunden Jesu Christi, der am Kreuz Sein Leben für unsere Erlösung hingegeben hat und wunderbar am dritten Tage von den Toten auferstanden ist!

Widersteht der Vereinnahmung durch eine - leider auch in "christlichen" Kreisen - weit verbreitete "Spaßkultur", die sogar das Kreuz Jesu Christi zum Unterhaltungsgegenstand verfälscht und den heiligen Gott lästert!
Haltet fest am dreieinigen Gott, der zugleich heilig und gerecht, liebend und barmherzig ist!

Widersteht dem mystischen Nebel, der euch einredet, in euch wohne von Natur aus ein "göttlicher Funke"!
Haltet fest an der Tatsache der völligen Verdorbenheit und Verlorenheit des menschlichen Herzens, das ganz auf die Erlösung allein aus Gnade angewiesen ist!

Widersteht einer "Musikkultur", die meint, mit heidnischen Elementen (z.B. mit ekstatisierenden wilden Rhythmen, mantrahaften Wortwiederholungen oder auch extrem langsamen, trancefördernden Melodien) Menschen für den christlichen Glauben gewinnen zu können!
Haltet fest an wohltuenden geistlichen Liedern, die aus einem stillen, sanften Herzen kommen!

Widersteht dem Zeitgeist, hinter dem sich der Geist des Widersachers verbirgt!
Haltet fest an Gottes Geist, der euch von dieser vergehenden Welt scheidet und in alle Wahrheit leitet!

"Der HERR ist nahe allen, die Ihn anrufen, allen, die Ihn ernstlich anrufen" (Psalm 145,18).

Autor der deutschen und englischen Original-Version und Copyright:
Dr. theol. Lothar Gassmann, Am Waldsaum 39, D-75175 Pforzheim,
Tel. 07231-66529, Fax 07231-4244067, E-Mail: LOGASS1@t-online.de, Homepage: www.L-Gassmann.de

Dieser Text darf unverändert und mit Quellenangabe weiterverbreitet werden.
Übersetzungen in andere Sprachen sind erlaubt und erwünscht (Beleg erbeten).

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Donnerstag, 18. Juni 2009

Verfolgung 2 - Der Christ und die Welt

Wenn wir uns dem Thema Verfolgung biblisch annähern wollen, ist es gut zuerst über einige Worte nachzudenken, die der Herr Jesus Christus selbst gesagt hat:
»Wenn die Welt euch hasst, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt. Gedenket des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.« (Johannes 15,18-20; Elb)
Auch wenn wir in unserer Gesellschaft keine direkte Verfolgung erleiden, müssen wir festhalten, dass wir in einer Welt leben die diejenigen natürlicherweise ablehnt die ihr nicht (mehr) angehören. Umso unverständlicher ist es, wenn Christen sich der Welt annähern und meinen „Weltlichkeit“ in die Gemeinde holen zu können – die Bibel bezeichnet ein solches Unterfangen als (geistliche) Hurerei. »Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, werden verfolgt werden.« (2. Timotheus 3,12; Elb), schreibt der Apostel Paulus in Verbindung mit den „letzten Tagen“ (s. 2. Tim 3,1).

Wer heute noch den Herrn Jesus Christus als alleinigen Retter und Herrn bekennt und den Zusagen Gottes in Seinem Wort vertraut wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Wir sollten uns nicht darüber täuschen, dass gerade auch die treue Predigt des Evangeliums von vielen als „Ärgernis und Torheit“ (s. 1. Kor 1,23) empfunden werden wird.

Letztlich können wir die Welt nicht daran hindern Welt zu sein oder eine Gesellschaftsordnung aufzubauen die Gottes Ordnungen entgegensteht; Aber wir müssen Gemeinde sein, dort liegt unsere Verantwortung und daran soll uns die Welt nicht hindern. Manches mag in unserer Gesellschaft nicht mehr gelten, aber es gilt in der Gemeinde Jesu! Dort wo sich die Gesellschaft nach dem Zeitgeist richtet, hat sich die Gemeinde am Wort Gottes auszurichten.

Ich zweifle nicht daran, dass die Reformation allein deshalb von Gott Segen empfangen hat, weil es eine Bußbewegung war. So formulierte Luther die Erste der 95 Thesen:
Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht "Tut Buße" usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.

Viele Gemeinden haben sich heute weit mehr am Zeitgeist ausgerichtet, als am Wort Gottes. Man hat übersehen, dass es der Herr ist, der Seine Gemeinde baut. Und man hat die Warnung missachtet: »Sehet zu, dass nicht jemand sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt, und nicht nach Christo« (Kolosser 2,8; Elb). Möglicherweise hat der Herr den Leuchter und damit auch das Zeugnis einer solchen Gemeinde schon weggenommen, wie er es in der Offenbarung einer unbußfertigen Gemeinde androht. Wohl mag man sich noch versammeln, Menschen mögen hinzuströmen, nach außen hin sieht alles gut aus, aber letztlich ist es nur Blendwerk (vgl. Offenbarung 3,17).

Es sollte uns zu denken geben, was der Herr Jesus sagte: »Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden; denn desgleichen taten ihre Väter den falschen Propheten.« (Lukas 6,26; Elb). Den Beifall der Welt zu suchen ist nicht nur vergebliche Mühe, sondern führt in der Regel auch von Christus weg.

Wie wir schon gesehen haben schreibt Paulus in seinem zweiten Schreiben an seinen treuen Schüler Timotheus über die „letzten Tage“. Der äußerlich religiöse Mensch, »die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen« (3,5; Elb), wird geprägt sein von Sünden gegen Gott, ein Lästerer, heillos, mehr das Vergnügen liebend als Gott, das Gute nicht liebend. Er wird sich selbst in den Mittelpunkt stellen; eigenliebig, prahlerisch, verwegen, aufgeblasen und hochmütig sein. Im materiellen Sinn geldliebend, undankbar, unenthaltsam und in Bezug auf zwischenmenschliche Kontakte ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, grausam, Verleumder und Verräter, den Eltern ungehorsam.

Dem gegenüber ermahnt Paulus Timotheus:
  • Du aber hast genau erkannt...“ (s. 3,10)
  • »Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.« (2. Tim 3,14; Elb)
  • »Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.« (2. Tim 4,5; Elb)
Dieses „Du aber“ darf uns aufrichten:
  • In der Verfolgung (--> 2. Timotheus 3,10-13)
  • Am Festhalten des inspirierten Wortes Gottes (--> 2. Timotheus 3,14-17)
  • In der treuen Predigt des Wortes Gottes (--> 2. Timotheus 4,1-5)
Trösten wir uns mit den Worten des Herrn Jesus, die wir schon eingangs betrachtet hatten: »Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.« (Johannes 15,20; Elb) – indem wir wissen dürfen, dass er uns in allem vorausgegangen ist.

In einem weiteren Teil werden wir sehen, dass die Bibel nicht nur von Verfolgung durch außen spricht, sondern sich auch in den eigenen Reihen so manche Gefahr befinden kann. Dies wird heute fast überhaupt nicht mehr gesehen, solange jemand sich nur zu „Jesus“ bekennt – zu welchem auch immer, obwohl so mancher „...einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben...“ (s. 2. Kor 11,4).

Dienstag, 16. Juni 2009

Verfolgung 1 - Tote Bibelschülerinnen und Verfolgung weltweit

Jedes Jahr erscheint es, „Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute“.
Nur selten wird dieses Thema in der Öffentlichkeit wahrgenommen, so beklagte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) – einer der Herausgeber – schon 2007, dass die Deutschen sich an die Entrechtung von (dort einheimischen) Christen im Ausland gewöhnt hätten. [1]

Trifft es dagegen westliche Staatsbürger gelingt das Wegsehen schon schlechter. Sei es der Fall der britischen Lehrerin Gillian Gibbson, die 2007 im Sudan verurteilt und dann ausgewiesen wurde, weil sie zuließ, dass ihre Schüler einen Teddybären Mohammed nannten; oder aktuell der neun im Jemen Verschleppten.
So widersprüchliche die Meldungen in den Medien auch sind, sicher ist, dass drei Frauen tot aufgefunden wurden – darunter zwei Bibelschülerinnen (24 und 26 Jahre) der Bibelschule Brake, die sich für einen Kurzeinsatz der Hilfsorganisation Worldwide Services in einem dortigen Krankenhaus gemeldet hatten. [2] Auf der Internetseite der Bibelschule heißt es hierzu:
Aufgrund ihres ausgeprägten sozial-diakonischen Engagements entschieden sie sich für ein Praktikum im Jemen. [3]
Man könnte die Fälle – glücklicherweise nicht alle mit einem derart schrecklichen Ausgang – beliebig erweitern – ein (unvollständiger, aber bedenkenswerter) Überblick über die Jahre 2003-2007:
- 2003 attackierten militante Hindus eine Bibelschule in Dabwali, Indien. Studenten wurden verletzt, Bibeln verbrannt und die Bibelschüler anschließend noch von der Polizei schikaniert. In China wurden in der Region Hangzhou mehrere Gemeindehäuser von Bulldozern niedergerissen und mehrere christliche Führungspersonen verhaftet. Ein vietnamesischer Pastor der Provinz Kontum wurde von der Polizei körperlich misshandelt und verhöhnt, seine Gemeinde zwangsweise aufgelöst. In Nigerias Bundesstaat Kano verbot man christliche Gottesdienste, Kirchen, Häuser und Geschäfte von Christen wurden von brandschatzenden Moslems angezündet.
Die oben erwähnte Studie für 2003 resümiert Zunahmen der Verfolgung in Eritrea, Irak, Sri Lanka, Somalia, Bangladesch, Weißrußland, Indonesien, Pakistan und Turkmenistan, während sie eine anhaltend heftige Verfolgung in Afghanistan, Bhutan, der Volksrepublik China, Indien, Nordafrika, Nordnigeria, Somalia, Iran, Laos, den Malediven, Nordkorea, Saudi-Arabien, Vietnam und am Persischen Golf konstatiert.

- 2004 explodierte in Karachi eine Autobombe vor einer Kirche bei der mindestens 12 Personen verletzt wurden. In Sri Lanka fanden Attacken, Brandanschläge und tätliche Übergriffe auf Christen durch Buddhisten statt, so dass eine regelrechte Vertreibung einsetzte. In China sahen sich wiederum viele Hausgemeindeleiter der Verfolgung ausgesetzt, bis hin zu Massenverhaftungen. Freie orthodoxe Gemeinden in Bulgarien und Freikirchen in Usbekistan wurden geschlossen, weil sie jeweils nicht (mehr) als Religionsgemeinschaften anerkannt sind. In Indonesien wurden mehrere Christen zum Teil brutal ermordet.

- 2005 wurden große christliche Gebetsversammlungen von Hindu-Aktivisten in Indien, sowohl in den Staaten Uttar Pradesh, als auch in Rajasthan gestört und einige Christen sogar schwer verletzt. Ein evangelikaler Pastor wurde im Bundesstaat Karnakata ermordet, in Kerala sechs Theologiestudenten entführt und misshandelt, sowie eine Kirche in Schutt und Asche gelegt, ebenso in Manipur. In Hyderabad wurde ein Missionar gefoltert und brutal ermordet, weil er Traktate verteilt hatte.
In Saudi-Arabien wurden philippinische, pakistanische und ostafrikanische Christen verhaftet, die sich in verschiedenen Gruppen zum Gottesdienst trafen. Ebenso gingen die Verhaftungen von Hausgemeindeleiter in China weiter, zahlreiche Gebäude von Christen wurden zerstört. Und auch in Sri Lanka nahmen die Körperverletzungen, Verwüstungen und Brandanschläge durch Buddhisten weiter zu. Im buddhistischen Laos wurden zwei Christen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie sich weigerten ihrem Glauben abzuschwören.
In Indonesien wurden drei Frauen, Rebekka Zakaria, Eti Bangung und Ratna Pangesti, zu drei Jahren Haft verurteilt, weil auch muslimische Kinder an ihrer christlichen Freizeit teilgenommen und die dortigen Lieder und Botschaften gehört hatten; In der Provinz West Jave wurden über zwanzig christliche Gemeinden zwangsweise geschlossen. In der Provinz Aceh wurden gar sämtliche evangelistische Tätigkeit von Staats wegen verboten. Währenddessen ermordeten im Oktober sieben islamische Terroristen drei 15-17jährige Schülerinen einer christlichen Schule.
In Bangladesh starben zwei einheimische Christen durch die Hand militanter Muslims, weil sie sich evangelistisch betätigt hatten.

- 2006 wies Venezuela die Missionare der New Tribes Mission aus, während in Indien drei Pastoren bei Bombay von militanten Hindus zusammengeschlagen wurden. Ein anderer Pastor, Prem Kumar, wurde im Bundesstaat Andhra Pradesh ermordet, während im Bundesstaat Karnataka ein weiterer Pastor, Sundar Rao, überfallen und zusammengeschlagen wurde. Pakistanische Christen die sich weigerten Mohammed als Propheten anzuerkennen wurden zum Tode verurteilt. Und in Kenia machten Moslem-Extremisten Jagd auf somalische Flüchtlinge.
In Nairobi überfielen militante Moslems einen christlichen Rundfunksender, töteten einen Wachmann und setzten das Studio in Brand. In Nigeria steinigten radikale Moslems eine Christin zu Tode, die zuvor das Evangelium bezeugt hatte, wobei nicht einmal die Polizei sie vor diesen Übergriffen schützen konnte.
Algerien erließ ein Gesetz welches Hausgottesdienste verbietet und fünf Jahre Gefängnis vorsieht, wenn jemand einen Moslem zur Aufgabe seiner Religion bewegt. In Kirgisien hetzten militante Moslems gegen Konvertiten und bekräftigten ihre Forderung nach dem Islam als alleiniger Religion. Und in Bhutan wurden zwei Christen wegen Missionierung zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Auf den Philippinen ermordeten – vermutlich islamische – Extremisten den evangelikalen Pastor Mocsin L. Hasim und seine 22jährige Tochter Mercilyn. Im Vorfeld hatte der vom Islam zum Christentum konvertierte Christ zahlreiche Morddrohungen erhalten.
Zahlreiche Christen – darunter 14 assyrische Christinnen und Jugendliche – starben auch im Irak.
Im Jahrbuch der Christenverfolgung für 2006 wird von jährliche min. 90.000 Christen ausgegangen, die aufgrund ihres Bekenntnisses getötet wurden, ihr Anteil als Opfer religiös motivierter Gewalt dürfte dabei bei über 90% liegen.

- 2007 wurde in Ägypten die Konvertitin Eman Muhammad el-Sayed stundenlang durch die Polizei verhört und mit Elektroschocks gefoltert, nachdem sie zuvor schon von ihren muslimischen Verwandten tätlich angegriffen worden war in deren „Obhut“ man sie dann auch wieder übergab. Ein anderes Konvertiten-Ehepaar aus Kairo wurde ebenfalls misshandelt, die Frau vergewaltigt und beide gesellschaftlich geächtet, bis hin zum Arbeitsplatzverlust.
In Kasachstan wurden bei Razzien in Karaganda und Oskemen das Eigentum der Grace Presbyterian Church beschlagnahmt, gegen Pastor Kim und weitere Gemeindeglieder der Vorwurf des Hochverrats erhoben. Ebenso musste eine Gemeinde der Grace Persbyterian Church in Usbekistan Repressalien über sich ergehen lassen.
In Indien starb im Bundesstaat Jharkand erneut ein Missionar, Ajay Kumar Topno, nachdem zuvor die Konvertiten die er betreute hatte Gewalt ausgesetzt waren. Im Sudan starben sechs Kinder, zahlreiche Gemeindeglieder wurden verletzt, als ein Selbstmordattentäter eine Handgranate in der Kirche zündete.
Im Gazastreifen töteten Extremisten den Leiter einer christlichen Buchhandlung die schon in den Jahren zuvor immer wieder Anschlägen und Bedrohungen ausgesetzt war.
Insbesondere die islamischen und kommunistischen Staaten, darunter Pakistan und Nordkorea lagen diesmal im Fokus des Jahrbuchs der Christenverfolgung.
Quellen: Idea, Barnabas Fund, Christian Aid Mission, Ev. Allianz, wayoflife.org, Open Doors, etc.

Im nächsten Teil werden wir uns mit dem beschäftigen, was Gott in Seinem Wort über die Verfolgung der Seinen gesagt hat – und ob die Zeit die wir hier in den westlichen Gesellschaften erleben nicht vielmehr eine Gnade ist, für die wir unsagbar dankbar sein können, wohlwissend das auch wieder andere Zeiten kommen können.

Weitere Quellennachweise
[1] www.igfm.de
[2] www.idea.de
[3] www.bibelschule-brake.de

Sonntag, 14. Juni 2009

Warum ich kein Calvinist (mehr) bin...

...und nie ein Arminianer sein werde.

Spurgeon bekannte einst in seinem „Plädoyer für den Calvinismus“:
Das System der Wahrheit, das in der Heiligen Schrift offenbart ist, ist nicht eine gerade Linie; es sind zwei. Und niemand wird jemals eine richtige Sicht des Evangeliums erhalten, bevor er nicht gelernt hat, beide Linien zugleich zu sehen.

Zum Beispiel lese ich in einem Buch der Bibel: »Der Geist und die Braut sagen: „Komm.“ Und wer es hört, der sage: „Komm.“ Und wen dürstet, der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst.« Und doch lerne ich an einer anderen Stelle desselben inspirierten Wortes Gottes, dass es nicht »an jemandes Wollen oder Laufen« liegt, »sondern an Gottes Erbarmen«. An der einen Stelle sehe ich, wie Gott in seiner Vorhersehung über allem steht, und doch sehe ich auch, und ich kann nicht daran vorbei, dass der Mensch handelt, wie er will, und dass Gott sein Handeln in einem großen Maße ihm selbst überlassen hat und seinem eigenen freien Willen.

Wenn ich nun auf der einen Seite behaupten würde, dass der Mensch so frei ist in seinem Handeln, dass es keine Kontrolle Gottes über sein Tun gäbe, dann wäre ich sehr gefährlich nahe an den Atheismus herangekommen. Wenn ich auf der anderen Seite erklären würde, dass Gott alle Dinge so sehr überwacht, dass der Mensch nicht frei genug ist, um selbst verantwortlich zu sein, dann wäre ich sofort beim Antinomismus oder Fatalismus.

Dass Gott vorherbestimmt und dass der Mensch doch selbst verantwortlich ist, sind zwei Tatsachen, die nur wenige klar sehen. Man hält sie für unvereinbar miteinander und für Widersprüche, aber sie sind es nicht. Der Fehler liegt in unserem schwachen Beurteilungsvermögen. Zwei Wahrheiten können sich nicht gegenseitig ausschließen. Wenn ich also an einer Stelle der Bibel finde, dass alles von oben her bestimmt ist, dann ist das wahr. Wenn ich dann an einer anderen Stelle finde, dass der Mensch für alle seine Taten verantwortlich ist, dann ist auch das wahr. Es ist einzig und allein meine Dummheit, die mich dazu bringt, zu denken, diese beiden Wahrheiten könnten sich jemals widersprechen. Ich glaube nicht, dass sie je auf irgendeinem irdischen Amboss zu einer einzigen Wahrheit zusammengeschmiedet werden können, aber sie werden sicher in der Ewigkeit eins sein. Sie sind zwei Linien, die so parallel sind, dass der menschliche Verstand ihnen so weit, wie es geht, folgen kann, ohne zu sehen, dass sie sich jemals treffen. Aber sie treffen sich und werden eins, irgendwo in der Ewigkeit, nahe bei dem Thron Gottes, wo alle Wahrheit entspringt. [1]
Viele haben sich schon mit diesem Zwiespalt auseinandergesetzt, wie die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen miteinander in Einklang zu bringen sind. Der Calvinismus sieht die Verantwortung des Menschen als gegeben an, selbst wenn er dabei außschließlich auf die Souveränität Gottes setzt. Der Arminianismus hingegen verlagert Gottes Handeln zum Teil fast vollkommen in die Vergangenheit und betont eigentlich nur noch die Verantwortung des Menschen in der Gegenwart.

Diese Ausarbeitung soll weniger eine akademische Abhandlung sein, als vielmehr ein persönliches Zeugnis.

Zuerst soll festgehalten werden, dass das was wir heute als Calvinismus bezeichnen definitiv nicht das Herzstück von Calvins Lehre ist. Er handelt die Lehre der Erwählung in seinem Hauptwerk der Institutio sehr spät ab, nachdem er zuvor die Lehre von Gott, dem Herrn Jesus Christus, dem Heiligen Geist, über den Menschen und den Glauben ausgebreitet hat. Im zweiten „Genfer Katechismus“ von 1542 wurde – im Gegensatz zur ersten Version von 1537 – auf ein besonderes Lehrstück über die Erwählung sogar wieder verzichtet. Calvin selbst warnte vor Spekulationen:
Zunächst sollen sie sich daran erinnern, dass sie mit ihrem Forschen nach der Vorbestimmung in die heiligen Geheimnisse der göttlichen Weisheit eindringen; wer nun hier ohne Scheu und vermessen einbricht, der erlangt nichts, womit er seinen Vorwitz befriedigen könnte, und er tritt in einen Irrgarten, aus dem er keinen Ausgang finden wird! Denn es ist nicht billig, dass der Mensch ungestraft durchforscht, was nach des Herrn Willen in ihm selber verborgen bleiben soll, und dass er die Hoheit seiner Weisheit, die er angebetet und nicht begriffen wissen wollte und um deretwillen er uns ja eben wunderbar sein will, geradezu von der Ewigkeit her durchwühlt.“ ... „Auch sollen wir uns nicht schämen, in einer solchen Sache etwas nicht zu wissen, in der es eine wohlgelehrte Unwissenheit gibt! [2]
Entgegen Calvin: Gerade aus dem oben genannten Grund lehnen auch viele Calvinisten die Lehren der „doppelten Prädestination“ und der „Sühnung nur für die Auserwählten“ als unbiblische Spekulationen ab, so dass ihnen von Vertretern der „reinen Lehre“ teilweise abgesprochen wird überhaupt „Calvinisten“ zu sein. Wenn man nicht vor hat sich an Menschen und ihren Lehren zu orientieren, sondern zu prüfen was die Schrift sagt kann man damit prinzipiell gut leben („Denn was sagt die Schrift?“; Römer 4,3a). In der Tat lehne ich es ab anders bezeichnet zu werden als ein „Christ“ (s. Apg. 11,26)!

Wilfried Plock resümiert über die Zeit in der der Arminianismus an die Stelle der calvinistischen Theologie trat:
Das menschliche Bemühen, um den Willen des Menschen zu neigen, wurde öffentlich betont und gefördert. Durch menschlichen Einsatz sollten andere dazu gebracht werden, das freie Geschenk der Errettung anzunehmen.
Nach und nach wurde so der ganze Glaube verändert. [3]
Tatsächlich wirkte sich dieser Wechsel vom einen zum anderen Extrem absolut negativ aus. Während die Calvinisten noch unbedingt an der treuen Predigt des Wortes festhielten, indem sie unerschütterlich darauf vertrauten das Gott durch dieses wirken würde, öffneten sich die Arminianer dem Zeitgeist, indem sie jegliche Ehrfurcht vor Gott und Seinem Wort verloren und den Menschen und seine "Bedürfnisse" aufs Podest hoben.
Keith Green hat schon vor mehr als 25 Jahren in seinem erschütternden Aufsatz „Was ist falsch am Evangelium?“ mit bemerkenswerter Klarheit nachgewiesen wie Teile vom Evangelium entfernt und andere hinzugefügt wurden – und wie die damalige Entwicklung weitergegangen war, die mit Leuten wie Charles Finney begonnen hatte. Gerade der 1982 verunglückte Sänger dürfte kaum unter Verdacht stehen zu den üblichen Bedenkenträgern gezählt zu werden, so dass die Lektüre - unter http://www.kfg.org/gg/GG85.pdf - nur empfohlen werden kann.
Man könnte noch einiges dazu ausführen, aber dies ist hier nicht das Thema.

Im Verlauf meiner Beschäftigung mit den Lehren des Calvinismus und Arminianismus entdeckte ich schließlich eine Ausarbeitung von John N. Darby, die mich überzeugte und das Dilemma in dem ich gedanklich steckte auflöste. Er beschrieb und bezeichnete genau das was ich beobachtet hatte (Alle Hervorhebungen von mir):
Die Arminianer sehen in dem Tod Christi nichts weiter als ein Opfer für alle und verbinden damit gewöhnlich auf allgemeine Weise das Tragen der Sünden. Dadurch wird alles unklar in Bezug darauf, dass Christus die Sünden des Einzelnen wirklich und vollgültig getragen oder ein besonderes Werk für die Seinigen getan hat. Sie sagen, dass, wenn Gott alle liebte, Er nicht einige insbesondere lieben konnte. Die Errettung wird somit unsicher gemacht und der Mensch nicht selten erhoben, [...]

Die Calvinisten dagegen halten fest daran, dass Christus die Sünden der Seinigen getragen habe und ihre Errettung somit ganz gewiss sei. Sie bleiben aber bei dem Schluss stehen, dass, wenn Er die Versammlung geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben habe, Seine Liebe außer ihr keinen anderen Gegenstand gehabt haben könne. Sie übersehen den unverkennbaren Charakter der Sühnung, Sein Sterben für alle und alles. Sie sehen nur die Stellvertretung und berücksichtigen nicht die Bedeutung des Blutes auf dem Gnadenstuhl.

Genau genommen lesen wir von Christus nie, dass Er die Welt, sondern dass Er die Versammlung geliebt hat, und zwar mit der Liebe eines besonderen Verhältnisses (Eph. 5). Von Gott dagegen heißt es nie, dass Er die Versammlung, sondern dass Er die Welt liebte (Joh. 3,16), was Seiner göttlichen Güte entsprach, Seiner göttlichen Natur angemessen war; Sein Ratschluss aber ist etwas anderes. Seine Herrlichkeit ist das Endziel von allem. [4]

So gesehen wollen wir die klaren Worte der Schrift festhalten:
»Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.« (1. Johannes 4,14; Elb)
»Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.« (1. Johannes 2,2; Elb)
»..er sich selbst gab zum Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte.« (1. Timotheus 2,6; Elb)
So können wir auch verstehen, dass es Menschen gibt die »den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen.« (2. Petrus 2,1b; Elb)
In der Tat, wer den Herrn Jesus ablehnt für den wird es keine Erlösung geben: »Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.« (Johannes 3,18; Elb)

Das Blut Jesu ist genug diejenigen von ihrer Schuld zu reinigen (s. 1. Johannes 1,7), die durch das Wort Gottes an Ihn glauben werden (s. Johannes 17,20). »Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute« (Offenbarung 1,5b; Elb)
Preis, Ehre und Anbetung in Ewigkeit! Amen!

Quellenverzeichnis
[1] www.glaubensstimme.de
[2] Johannes Calvin, Unterricht in der christlichen Religion (nach der letzten Ausgabe übersetzt und bearbeitet von Otto Weber), 6. Auflage der einbändigen Ausgabe, Neukirchener Verlag, Buch III – Kapitel 21
[3] Wilfried Plock, Gott ist nicht pragmatisch, Wie Zweckmäßigkeitsdenken die Gemeinde zerstört, 1. Auflage 2004, Betanien Verlag, Oerlinghausen
[4] http://www.soundwords.de

Freitag, 12. Juni 2009

Was ist eigentlich christlicher Fundamentalismus?

Man könnte auch anders fragen: Woher kommt eigentlich christlicher Fundamentalismus?

Gehen wir zuerst zurück ins Jahr 1909, hier erschien die "Scofield Reference Bible", in der christliche Lehren erstmals als Kommentare eingebunden waren. Zwischen 1910 und 1915 wurde dann die zwölfbändige Aufsatzreihe „The Fundamentals: A Testimony to the truth“ veröffentlicht, an der neben Theologen wie R. A. Torrey, Arno C. Gaebelein, B. B. Warfield und Thomas Spurgeon auch wieder C. I. Scofield vertreten war.

Ihr aller Anliegen war es die grundlegenden Lehren des Christentums – in Zusammenhang mit der aufkommenden Bibelkritik – zu verteidigen. Das heißt: Sie taten nicht mehr als all das darzulegen, was in den Jahrhunderten davor die Väter als Glaubensgut festgehalten hatten. Und sicherlich hätten sie es abgelehnt, das dies mit dem Suffix eines Ismus bezeichnet wird.

Ebenfalls 1910 wurden schließlich von der General Assembly of the Presbyterian Church „Five Fundamentals“, also fünf Grundsätze, formuliert, die für den evangelikalen Glauben essentiell sind:

1. Die Verbalinspiration oder Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Schrift
Dies ist nichts anderes als das „sola scriptura“ (allein die Schrift) der Reformation. Oder in einem etwas erweiterten Sinn das „sola et tota scriptura“ (allein die ganze Schrift).
Gemeint ist nichts anders, als dass die Bibel letztgültige, unfehlbare und ultimative Norm ist. So ist Gottes Wort in der Lage Menschen zu lehren, zu überführen, zurechtzuweisen und in der Gerechtigkeit zu unterweisen (s. 2. Timotheus 3,16)

2. Die Geburt Jesu Christi durch eine Jungfrau
Der Herr Jesus Christus ist sowohl ewiger Gott (Johannes 1,1-3 / 1. Johannes 5,20), als auch wahrer Mensch (1. Timotheus 2,5-6). Als Mensch wurde er durch eine Jungfrau in diese Welt hinein geboren (Matthäus 1,18-23).

3. Das Sühneopfer Jesu Christi am Kreuz, stellvertretend für die die an Ihn glauben
Sein stellvertretender Opfertod (2. Korinther 5,21) ist die Grundlage für die Erlösung. Allein durch das Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus und sein Erlösungswerk kann ein Mensch vor Gott gerechtfertigt werden. Martin Luther bekannte darüber einst 1532
Die Worte „gerecht“ und „Gerechtigkeit Gottes“ wirkten auf mein Gewissen wie ein Blitz; hörte ich sie, so entsetzte ich mich: Ist Gott gerecht, so muss er strafen. Aber als ich einmal in diesem Turme und Gemache über die Worte (Römer 1,17): »Der Gerechte wird aus Glauben leben« und »Gerechtigkeit Gottes« nachsann, dachte ich alsbald: Wenn wir als Gerechte aus dem Glauben leben sollen und wenn die Gerechtigkeit Gottes jedem, der glaubt, zum Heil gereichen soll, so wird sie nicht unser Verdienst, sondern die Barmherzigkeit Gottes sein. So wurde mein Geist aufgerichtet. Denn die Gerechtigkeit Gottes besteht darin, dass wir durch Christus gerechtfertigt und erlöst werden. Nun wandelten sich mir jene Worte in liebliche Worte.
So heißt glauben sich darauf zu verlassen, was Gott getan hat, um uns zu erretten, indem der Herr Jesus Christus am Kreuz von Golgatha starb – und seinem Wort zu vertrauen, das Er darüber gegeben hat, durch den persönlichen Glauben an den Herrn Jesus Christus, Menschen Gnade zuteil werden zu lassen. (Römer 3,24-28 / Titus 3,5-7).

4. Die leibliche Auferstehung des Herrn
So konnten die Apostel bezeugen das Gott »einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten.« (Apostelgeschichte 17,31; Elb)

5. Seine leibliche Wiederkunft
Der Herr Jesus Christus wird einmal wiederkommen (Matthäus 24,42-44 / 1. Thessalonicher 5, 1-2). Zuerst um die Gemeinde zu entrücken (1. Thessalonicher 4,16-17), dann aber um die Völker zu richten (Matthäus 25,31-46) und Sein tausendjähriges Friedensreich auf dieser Erde aufzurichten (Offenbarung 20,1-6). (Anmerkung: Auch wenn es hier Differenzen zwischen der bundestheologischen und der dispensationalistischen Sichtweise gibt, sind sich doch beide in der zentralen Aussage einig: Christus wird wiederkommen!)

Diese Glaubenswahrheiten hält der christliche „Fundamentalismus“ vertrauensvoll fest. Fernab jeglicher Militanz oder jeglichen Fanatismus suchen ernsthafte Christen das Gespräch mit ihren Mitmenschen, wie auch die Schrift sagt: »Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht;« (1. Petrus 3,15b; Elb)

Montag, 8. Juni 2009

Ausländer und das Evangelium

Das Internet hat es möglich gemacht, die Vernetzung unterschiedlichster Charaktere und Persönlichkeiten. Man findet zusammen und tauscht sich aus; Beziehungen die im realen Leben vielleicht nie zustande gekommen wären. Gemeinsame Interessen schweißen zusammen und so bildet sich manche Allianz.
Aber vielleicht wäre Jochgemeinschaft in Bezug auf 2. Korinther 6,14 der treffendere Begriff.
So findet man plötzlich „Christen“ in Verbindung mit solchen die ihren Rassismus, ihre Gewaltfantasien und ihren Stolz vor sich hertragen, wenn es um das Thema Ausländer geht. Ob sie damit das eigentliche Wesen des Evangeliums und ihren Auftrag dieses „der ganzen Schöpfung“ (s. Markus 16,15) zu predigen verstanden haben habe ich meine Zweifel.

Die Schrift kennt jedenfalls nur eine Unterscheidung in solche die dem Herrn nachfolgen und für die der Herr Jesus in Johannes 17 betet, und solchen die zur Welt gehören und für die er das nicht tut. So gesehen gibt es aus christlicher Sicht keinen elementaren Unterschied zwischen einem Muslim und einem Atheisten.
In der Tat fürchten sich zwar viele Christen vor dem Einfluss des Islams, ignorieren aber den Einfluss den der Atheismus heute schon in Fragen fehlender Gottesfurcht, sexueller Unmoral und in Bezug auf das Vergießen „unschuldigen Blutes“ (s. Sprüche 6,16-17) hat.
Wenn man also die einen offensiv angeht, während man mit den anderen zusammenarbeitet, kann man dies nur als schizophren bezeichnen. Ein gottloses Volk! Ein Christentum das größtenteils nur noch dem Namen nach existiert! Zerüttete Ehen und Familien! Dieses Volk hat genügend Grund Buße zu tun.

Der Apostel Paulus sagte einmal von sich: »Sowohl Griechen als Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen bin ich ein Schuldner. Ebenso bin ich, soviel an mir ist, bereitwillig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen.« (Römer 1,15-16; Elb)
Ist das nicht die vorrangige Aufgabe für uns Christen? »So sind wir nun Gesandte für Christum, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott!« (2. Korinther 5,20; Elb)

Ist es nicht erstaunlich, dass der Herr Jesus auf die selbstgerechte Frage eines Gesetzeslehrers, wer denn sein Nächster sei mit der Geschichte des barmherzigen Samariters antwortete. Dieser Samariter, dieser Ausländer, wusste wer sein Nächster war.
Wie nun handeln wir? Kümmert uns das Seelenheil unseres Nächsten, egal wer es sei? Egal wie er aussieht, spricht oder möglicherweise riecht... ?
Als Gott dem Volk Israel Gesetze gab, da verkündete er ihm: »Denn Jahwe, euer Gott, er ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, mächtige und furchtbare Gott, der keine Person ansieht und kein Geschenk annimmt; der Recht schafft der Waise und der Witwe, und den Fremdling liebt, so dass er ihm Brot und Kleider gibt. Und ihr sollt den Fremdling lieben; denn ihr seid Fremdlinge gewesen im Lande Ägypten.« (5. Mose 10,17-19; Elb)
Es ist für uns Christen nicht nebensächlich wie wir unserem Nächsten begegnen, selbst dann nicht wenn er unser Feind ist. Deshalb sagte unser Herr Jesus Christus auch: »Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr eure Brüder allein grüßet, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.« (Matthäus 5,44-48; Elb)

Es geht nicht darum, das wir in der Sache nicht feststehen sollen was die Dinge des Herrn angeht. Hier werden wir zwangsläufig in unvermeidbare Konflikte mit der Welt geraten. Wohl aber geht es um die Art und Weise wie wir mit unserem Nächsten als Person umgehen und wo wir die Prioritäten setzen.
Wir haben allen Grund für die Wahrheit einzutreten (Judas 1,3), aber lasst uns bedenken mit wem wir das tun, damit das Evangelium nicht etwa verlästert wird.