Sonntag, 16. August 2009

Mein Weg aus der evangelischen Kirche - Teil 1

In den folgenden Aufsätzen möchte ich meinen Weg aus der evangelischen Kirche darlegen und "was ich bei den Christen gefunden habe, die sich nur im Namen Jesu versammeln" (wie es Georg von Viebahn einmal formulierte). Als ich diesen Schritt damals im Dezember 2004 ging hatte ich eine lange Zeit der Prüfung hinter mir und es war ungewiss wo ich zukünftig eine geistliche Heimat finden würde. Das einzige was feststand war, das „ich einen Verbleib in der evangelischen Kirche in Deutschland weder mit meinem Gewissen, noch vor Gott verantworten kann“, wie ich damals formulierte.

Die erste Frage die ich mir stellte - und die ich hier aufgrund meines damals geschriebenen Rundbriefs darlegen möchte - war:

1) Wer gehört zur Gemeinde?1)

Der Herr Jesus hat sich die Gemeinde durch sein Blut erworben (Apostelgeschichte 20,28) und sich für die Gemeinde hingegeben (Epheser 5,25). Dadurch reinigt und heiligt der Herr die Gemeinde (Epheser 5,26-27). Er ist das Haupt der Gemeinde (Kolosser 1,18) und wir, die wir Christen sind, sind Glieder am Leib Christi (Römer 12,5; 1. Korinther 12,13). Die Gemeinde ordnet sich Ihm unter (Epheser 5,24). Und Gott beruft Männer in den Dienst als Evangelisten, Hirten oder Lehrer, denn er ist es, der diese zum Dienst rüstet (Epheser 4,12). Petrus schreibt an die Erlösten (1. Petrus 2,9): »Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat;«

Es geht hier sicher nicht um ein elitäres Christsein, die Gemeinde ist dazu aufgerufen das Evangelium in die Welt zu tragen und im Besonderen ist dies natürlich auch die Aufgabe jedes einzelnen Christen! Aber die Gemeinde hat nicht Welt zu sein, sondern Salz und Licht. Und deshalb müssen wir uns ernsthaft fragen, wer den nun alles zur Gemeinde gehört und ob es wirklich sein kann, dass Irrlehrer oder Personen, die Christus als nicht auferstanden sehen, gemeinsam mit treuen Gläubigen in einer Kirche vereint sein können. Es ist sicher möglich, dass Ungläubige Gottesdienstversammlungen beiwohnen (1. Korinther 14,23-25), aber was ist wenn sie plötzlich Evangelisten, Hirten oder Lehrer sind?2)

Unter den Sendschreiben der Offenbarung sind mir hier zwei Briefe besonders wichtig geworden. Der erste Brief geht an die Gemeinde in Laodizea. Ihr gilt (Offenbarung 3,16): »Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.« Ich meine, dass wir eine solche Lauheit in der heutigen Ökumenebewegung, großen Teilen der Evangelikalen und den »Volkskirchen« sehen. Gerade die fehlende Abgrenzung gegen Einflüsse der Welt3) bewirkt Lauheit und macht Gemeinde oft zur Pseudogemeinde.

Das zweite Sendschreiben, das ich Dir deshalb nahe legen möchte, ist der Brief an die Gemeinde in Philadelphia. Ihr sagt der Herr Jesus (Offenbarung 3,8): »Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.« In diesem Geist wurde das „Augsburgische Bekenntnis“, das Grundbekenntnis der Reformation verfasst; Demzufolge sagt Artikel 7, Kirche sei »die Versammlung der Heiligen, in der das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente recht verwaltet werden«. Betrachten wir nun ob dies überhaupt noch der Realität in der evangelischen Kirche entspricht.

--- Fortsetzung im nächsten Teil ---

Fußnoten
1) Das Smith´s Bible Dictionary erklärt: »The real Church consists of all who belong to the Lord Jesus Christ as his disciples, and are one in love, in character, in hope, in Christ as the head of all, though as the body of Christ it consists of many parts.«
2) »Ich befürchte, dass die Evangelikalen, besonders während der letzten sechzig bis siebzig Jahre, die biblische Lehre über das Wesen der Kirche nicht ernstgenommen haben. Diese Vernachlässigung ist für die meisten Probleme verantwortlich, mit denen wir in der Gegenwart konfrontiert sind.« (Dr. Martyn Lloyd-Jones)
3) Die Theologische Erklärung der Kamen-Initiative 1999/2000 stellt fest das die evangelische Kirche auf die Herausforderungen durch Aufklärung, kritisch-wissenschaftliches Weltbild, Romantik, Charismatik, Pluralismus und Nihilismus, sowie Neumarxismus und Feminismus bislang nicht geantwortet hat. Stattdessen hat sie »dem negativen, den Glauben und die christliche Lebensordnungen zerstörenden Einfluss dieser Bewegungen in ihren Reihen Raum gegeben.«