Mittwoch, 30. Juni 2010

Gedicht: In tiefste Tiefen

Wie wenig anderes ist die Poesie dazu geeignet, dem was in unserem Herzen ist, auf besondere Art Ausdruck zu verleihen – insbesondere dann wenn wir Situationen hilflos gegenüber stehen. Dieses Gedicht ist einer Bekannten gewidmet, deren seelische Erkrankung mich vor Jahren sehr bewegte.
In tiefste Tiefen – weit hinab
Kein Licht! – so dunkel wie ein Grab.
Gefühle – alle wie erstorben!
Elend – alleine sich erworben.

Hoffnung? Nein, alles hoffnungslos,
wo Hoffnung früher war so groß!
Vorwärts nur noch in blindem Wahn,
kein Blick auf die gerade Bahn.

Wenn Trauer die Geschicke lenkt,
Kälte in das Herz sich senkt.
Was hat uns nur so weit gebracht?
So weit wie vorher ich nie dacht´?

Ist es ein Vogel - eine Nachtigall?
Ich hör den süßen schmerzend Schall,
der mich gefangen hält, umfängt und zwingt,
zu hören Leid und mich zum Leiden bringt.

Du sprachst mit mir, ich hörte zu,
so voller Trauer ohne Ruh´,
und kann es einfach nicht begreifen,
müssen wir durch Schrecken reifen?

Doch hör´, alles tu ich für dich,
denn Deine Trauer quält auch mich.
Du bist willkommen allezeit,
mein Wunsch Dir gilt die Ewigkeit.

Dienstag, 29. Juni 2010

Die Sünder in den Händen eines zornigen Gottes

Diese am 8. Juli 1741 von Jonathan Edwards gehaltene Predigt ging aufgrund ihrer überwältigenden Wirkung in die Kirchengeschichte ein. Viele der Zuhörer kamen zum Glauben an den Herrn Jesus Christus, indem ihr Gewissen wahrhaft überführt wurde. Der heilige Gott selbst ist Mittelpunkt und nicht der Mensch, wie man es heute in evangelikalen Evangelisationen kennt. Lassen sie es mich deutlich sagen: Die Bibel ist theozentrisch bzw. christozentrisch und nicht anthropozentrisch ausgerichtet! Es geht um die Heiligkeit, die Ehre, den Willen und den Anspruch des wahren Gottes gegenüber den von Ihm geschaffenen Geschöpfen.

Nichts kann die unbekehrten Menschen in irgendeinem Augenblick vor der Hölle bewahren als allein der Wille Gottes. Damit meine ich jenen souveränen, erhabenen Willen, der durch keine Verpflichtung und durch keine Schwierigkeiten, überhaupt durch nichts gehindert oder zurückgehalten wird als durch sich selbst; nichts anderes ist nur im geringsten und in jeder Hinsicht an der Bewahrung der Unbekehrten in einem bestimmten Augenblick beteiligt. Die Wahrheit dieser Behauptungen wird sich auf Grund der folgenden Überlegungen erweisen:

1. Es fehlt Gott nicht an der Macht, die unbekehrten Menschen in einem beliebigen Moment in die Hölle zu stoßen. Die Kraft der Menschenhände ist dahin, wenn sich Gott erhebt. Die stärksten Menschen können ihm nicht widerstehen, und niemand kann aus seiner Hand befreien. Gott kann nicht nur die unbekehrten Menschen in die Hölle stürzen; es fällt ihm das dazu noch sehr leicht. Manchmal hat ein Fürst dieser Erde die größte Schwierigkeit, einen Aufrührer zu unterwerfen, wenn es diesem gelungen ist, sich mit einem großem Anhang und damit mit einer gewissen Macht in einer Festung zu halten. Anders bei Gott - keine Festung bietet den geringsten Schutz gegen Seine Macht. Mögen sich die Feinde Gottes die Hände reichen, mögen sie sich in großer Zahl verbünden und einander beistehen - sie werden im Nu zu Scherben zerbrochen. Sie gleichen einem Haufen leichter Spreu vor einem Wirbelwind oder einer Menge dürrer Stoppeln vor einem verzehrenden Feuer. Es erscheint uns leicht, einen Wurm zu zertreten, der am Boden dahinkriecht, oder einen Faden zu durchschneiden oder entzwei zu brennen, an welchem etwas aufgehängt ist; ebenso leicht fällt es Gott, seine Feinde in die Hölle zu werfen, wenn es ihm beliebt. Wer sind wir denn eigentlich, daß wir glauben, wir könnten vor Ihm stehen, vor dessen Schelten die Erde erzittert, vor dem die Felsen fallen?

2. Die Gottlosen verdienen es auch, in die Hölle geworfen zu werden; die Gerechtigkeit Gottes steht dem keineswegs im Wege; sie erhebt durchaus keinen Einspruch, wenn Gott seine Macht gebraucht, um Sünder in irgendeinem Augenblick zu verderben. Im Gegenteil: Die Gerechtigkeit ruft laut nach einer schonungslosen Bestrafung ihrer Sünden Die göttliche Gerechtigkeit sagt von dem Baum, der Früchte wie diejenigen Sodoms hervorbringt: „Haue ihn ab! Warum hindert er das Land?“ (Lukas 13,7). Das Schwert der göttlichen Gerechtigkeit wird jeden Moment über ihren Häuptern geschwungen, und nur Gottes souveräne Gnade und sein erhabener Wille halten es noch vor dem vernichtenden Schlag zurück.

3. Das Gerichtsurteil, die Verdammnis zur Hölle, ist schon gefällt. Die Sünder haben es nicht nur verdient, dorthin zu gelangen; gegen sie steht der Rechtsspruch im Gesetz Gottes, jene ewige und unumstößliche Rechtsordnung, die Gott zwischen sich und der Menschheit aufgestellt hat; schon deshalb sind die Sünder jetzt schon für die Hölle bestimmt. Johannes 3, 18: „Wer nicht glaubt, der ist schon verdammt.“ Demnach gehört jeder unbekehrte Mensch jetzt schon der Hölle; dort ist sein Platz; von dorther stammt er ja. Johannes 8, 23: „Ihr seid von unten!“ Und dorthin ist er schon unterwegs nach dem Ort, den die Gerechtigkeit, das Wort Gottes und das Urteil eines unveränderlichen Gesetzes ihm zuweisen.

4. Auf den Unbekehrten lastet jetzt schon derselbe Zorn Gottes, der sich dereinst in den Höllenqualen auswirken wird. Wenn sie nicht im nächsten Moment zur Hölle fahren, so liegt es nicht daran, daß Gott, in dessen Macht sie ja fortwährend stehen, nicht jetzt schon gegen sie erzürnt wäre - ebenso sehr wie gegen so viele unglückliche Geschöpfe, die jetzt in der Hölle gequält werden und dort den grimmigen Zorn Gottes erfahren und tragen müssen. Ja, Gott zürnt den vielen noch mehr, die jetzt noch auf der Erde sind, ohne Zweifel sogar etlichen, die jetzt vielleicht diese Predigt lesen und sich dennoch behaglich fühlen. Wenn Gott Seine Hand noch zurückhält und sie noch nicht dahinrafft, so liegt es nicht daran, daß Er nicht an ihre Gottlosigkeit dächte und sich nicht darüber entrüsten würde. Gott ist kein Wesen wie sie selbst, obschon sie sich vielleicht einbilden, er sei es. Gottes Zorn ist gegen sie entbrannt; ihre Verdammnis schlummert nicht. Der Abgrund ist zu ihrem Empfang bereit; das Feuer brennt schon und der Ofen ist glühend heiß; die Flammen wüten. Das glitzernde Schwert ist geschliffen und gezückt und der Abgrund unter ihnen sperrt sein Maul weit auf.

5. Der Teufel steht bereit, über sie herzufallen und sie als seine Beute zu ergreifen, sobald Gott es ihm erlauben wird. Sie gehören ihm; denn ihre Seelen sind schon in seinem Besitz und in seiner Gewalt. Die Heilige Schrift zeigt sie uns als seine Habe (Lukas 11,21). Die Dämonen beobachten sie und sind ihnen fortwährend nahe; zu ihrer Rechten warten sie auf ihre Opfer wie gierige Löwen, die ihre Beute schon vor sich sehen und es erwarten, sie zu bekommen; aber vorläufig werden sie noch zurückgehalten. Wenn Gott die schützende Hand zurückzöge, so würden die bösen Geister im nächsten Augenblick sich auf ihre Opfer stürzen. Die alte Schlange sperrt das Maul auf nach ihnen und die Hölle hält den Schlund weit offen, um sie aufzufangen; wenn Gott es zuließe, wären sie im Nu verschlungen und verloren.

6. In den Seelen der Gottlosen herrschen jene höllischen ererbten Anlagen, die ohne Gottes zurückhaltende Hand sich sofort zu Höllenflammen entzünden würden. Der Grund für die Qualen der Hölle ist schon in das Wesen des unbekehrten Menschen gelegt. Es sind jene Anlagen, die ihn beherrschen und völlig in ihrer Gewalt halten, die Saaten des höllischen Feuers. Sie wirken sich mit aller Macht aus und sind ihrem ganzen Wesen nach äußerst leidenschaftlich; wäre die zurückhaltende Hand Gottes nicht auch über ihnen, so würden sie bald hervorbrechen; sie würden aufflammen gerade wie die Verderbtheit, die Feindschaft der schon verlorenen Seelen und würden jetzt schon dieselben Qualen bereiten wie den Verlorenen. In der Heiligen Schrift werden die Sünder mit dem sturmgepeitschten, aufgewühlten Meer verglichen (Jes. 57, 20). Vorläufig hält Gott ihre Bosheit noch zurück wie die Wellen des aufgepeitschten Meeres, indem er sagt:„Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter“ (Hiob 38, 11); aber wenn Gott seine zähmende Gewalt zurück zöge, so würde alles mit fortgerissen. Die Sünde ist das Verderben und die Not der Seele; sie ruiniert den Sünder; wenn Gott ihr keinen Einhalt geböte, so müßte sie die Seelen ganz und gar ins Unglück bringen. Die Verderbtheit des menschlichen Herzens ist maßlos und ohne Grenzen in seiner Leidenschaft; solange sündige Menschen noch da sind, ist ihr Leben wie ein Feuer, das wegen Gottes Einhalt nicht um sich greifen kann; würde es entfesselt, so würde es die ganze Natur in Brand stecken. Und da nun einmal das menschliche Herz ein Pfuhl der Sünde ist, so würde die Sünde, sobald sie frei gelassen wäre, sofort die Seele in einen heißen Backofen oder in einen mit Feuer und Schwefel gefüllten Schmelzofen verwandeln.

7. Daß nicht die geringsten Anzeichen vom Sterben sich zeigen, bedeutet für den Sünder in keinem Moment die vorläufige Sicherheit vor seinem Tode. Er mag völlig gesund sein; er sieht auch keine Möglichkeit, wegen eines Unfalls plötzlich aus dieser Welt scheiden zu müssen; er vermag auch in seinen äußeren Verhältnissen nicht die geringste Gefahr für sein Leben zu erblicken, aber all das gewährt ihm durchaus keine Sicherheit. Die mannigfaltigsten und stets sich wiederholenden Erfahrungen auf dieser Welt zeigen vielmehr, daß der Mensch stets am äußersten Rande der Ewigkeit steht und daß schon der nächste Schritt ihn in eine andere Welt führen kann. Zahllos und unerdenklich sind die unsichtbaren und unvorhergesehenen Umstände und Möglichkeiten eines plötzlichen Todes. Die unbekehrten Menschen wandeln auf einer morschen Decke über dem Abgrund der Hölle, und in dieser Decke gibt es unzählige schwache und dazu unsichtbare Stellen. Die Pfeile des Todes können ungesehen um die Mittagsstunde daherfliegen; die schärfsten Augen können sie nicht wahrnehmen. Gott hat so viele unerforschliche Mittel und Wege, die Sünder aus dieser Welt herauszunehmen und in die Hölle zu stoßen, daß gar nichts den Anschein erwecken könnte, daß dabei ein Wunder geschehen oder daß Gott vom Weg der Vorsehung abgehen müßte. Wenn ein Mensch ins Verderben stürzt, so stehen dabei all die verschiedenen Möglichkeiten seines Handelns ganz und gar in seiner Macht und unter seinem Willen; es kommt gar nicht darauf an, welche Mittel und Wege im einzelnen Falle gebraucht oder in Betracht gezogen werden.

8. Jede Vorsicht und alle Sorgen, die den natürlichen Menschen beseelen, alle ihn umgebenden Sorgen der Mitmenschen bieten ihm nicht die geringste Sicherheit! Sowohl die göttliche Vorsehung als auch die menschlichen Erfahrungen sprechen dagegen. Daß des Menschen eigene Klugheit ihm keine Sicherheit gewährt, ist klar und offenkundig. Wäre es anders, so müßten wir einen Unterschied sehen zwischen den klugen, vorsorglichen und den andern Weltleuten; sie alle sind aber Gleicherweise der Gefahr eines frühen und unerwarteten Todes ausgesetzt. Tatsache ist: „Wie stirbt der Kluge? Wie der Narr.“ (Prediger 2, 16.)

9. Alle Bemühungen und Maßnahmen, welche die Sünder sich ausdenken, um der Hölle zu entrinnen, helfen ihnen in keinem Augenblick, solange sie Christus ablehnen und damit Sünder bleiben. Fast jeder natürliche Mensch, der etwas von der Hölle vernimmt, bildet sich ein, daß er ihr entrinnen werde; er vertraut auf sich selbst zu seiner Sicherheit; er schmeichelt sich in seinen Gedanken an das, was er schon geleistet hat, jetzt noch leistet und in Zukunft noch leisten wird; jeder überlegt sich nach seinem eigenen Sinn, wie er der Verdammnis entgehen könne; er verläßt sich darauf, daß es ihm wohl gelinge und daß seine Pläne nicht scheitern können. Zwar hat er schon gehört, daß nur wenige der bis jetzt verstorbenen Menschen errettet wurden, daß also der weitaus größere Teil in die Hölle gelangt sei; aber jeder stellt sich vor, daß seine Pläne und Maßnahmen eben besser seien als diejenigen der schon verlorenen Seelen. Natürlich möchte er nicht an jenen Ort der ewigen Qual gelangen; darum nimmt er sich vor, sein Möglichstes zu tun und sein Leben so zu ordnen, daß es noch ein gutes Ende nehmen müsse. Aber diese törichten Menschenkinder täuschen sich selbst in ihren Plänen und in ihrem Vertrauen auf die eigene Kraft und Klugheit; sie vertrauen ja nur einem Schatten. Jene vielen, die unter derselben Gnade gelebt hatten und jetzt tot sind, kamen nicht etwa deshalb in die Hölle, weil sie nicht so klug waren wie die jetzt noch Lebenden; auch sie hatten geglaubt, ihr Bestes getan zu haben, um dem Verderben zu entrinnen. Wenn wir mit ihnen reden und sie einen nach dem andern fragen könnten, ob sie in ihrem Leben je erwartet hätten, einmal in dieses Elend der Hölle zu geraten, von dem sie ja gehört hatten, so würde jeder antworten: „Nein, ich hatte ja nie die Absicht, hierher zu kommen; ich hatte nach meiner Meinung alle Vorsorge getroffen; ich hoffte, ich hätte alles gut vorbedacht und meine Pläne müßten gelingen. Ich hatte mir vorgenommen, stets das Ende zu bedenken; aber der Tod kam so unerwartet, daß ich auf diesen Moment und auf diese Art und Weise nicht gefaßt war; er kam wie ein Dieb. Der Tod hat mich überlistet; Gottes Zorn war zu schnell für mich. Oh diese verfluchte Torheit! Ich hatte mir etwas vorgespiegelt; ich hatte mir selbst gefallen in leeren Träumen von meinem Tun im zukünftigen Leben, und als ich sagte: „Friede und Sicherheit, da brach das Verderben über mich herein.“

10. Gott hat sich durch keine Verheißung die Pflicht auferlegt, den unbekehrten Menschen auch nur einen Augenblick vor der Hölle zu bewahren. Außerhalb des Gnadenbundes in Christus, in welchem alle Verheißungen Ja und Amen sind, hat er weder das ewige Leben noch die Erlösung oder die Bewahrung vor dem ewigen Tode zugesagt. Die Unbekehrten haben aber kein Anrecht auf seine Verheißungen, da sie ja nicht Kinder jenes Gnadenbundes sind, indem sie nicht an jene Verheißungen glauben und darum auch kein Interesse haben für den Mittler des Bundes. Manche stellen sich vor und behaupten, daß die Verheißungen doch demjenigen Menschen gelten, der ernsthaft sucht und anklopft; es ist aber klar und offenbar, daß alle religiösen Bemühungen, alle Gebete des unbekehrten Menschen Gott nicht verpflichten, ihn nur einen Moment vor dem Verderben zu bewahren, bevor er an Christus glaubt. So hält denn Gott die natürlichen Menschen in seinen Händen über dem Abgrund der Hölle; denn sie haben ja die brennende Hölle verdient und sind schon dazu verurteilt; sie haben Gott auf furchtbare Weise herausgefordert; sein Zorn gegen sie ist so heftig wie gegen diejenigen, welche jetzt schon die Vollziehung seines Grimmes erdulden müssen; sie haben ja nicht das Geringste getan, um diesen Zorn zu besänftigen oder zu beseitigen. Gott ist also nicht durch die geringste Verpflichtung gebunden, sie nur einen Moment in Schutz zu nehmen. Der Teufel wartet auf sie; die Hölle sperrt ihren Rachen auf gegen sie; die Flammen umzüngeln sie miteinander und möchten sie gerne erfassen und verschlingen; das in ihren Herzen nur glimmende Feuer ringt darnach, auszubrechen. Sie haben kein Anrecht auf einen Mittler; nichts in ihrem Bereich kann ihnen irgendwelche Sicherheit bieten. Kurz gesagt: Sie haben keinen Ort der Zuflucht; nichts, woran sie sich halten könnten. Was sie in jedem Augenblick noch bewahrt, ist nur der erhabene Wille Gottes, die unverbindliche, an keine Verpflichtung gebundene Langmut des erzürnten Gottes.

FOLGERUNGEN

Möchten doch erweckte, aber noch nicht bekehrte Menschen durch diese Tatsachen sich überzeugen lassen, in welch großer Gefahr sie schweben. Was du hier vernommen hast, trifft für jeden zu, der noch nicht in Christus ist. Jene Welt des Jammers, der See aus brennendem Schwefel ist auch unter dir ausgebreitet. Sieh den schrecklichen Abgrund mit den glühenden Flammen des göttlichen Zorns, den weit geöffneten Schlund der Hölle! Du hast nichts Sicheres unter deinen Füssen, nichts, das dich halten könnte; zwischen dir und der Hölle ist nichts als Luft; nur die Kraft Gottes und sein Wille können dich schützen. Wahrscheinlich siehst du all das noch nicht ein; du glaubst, du seiest sicher vor der Hölle; aber siehst du nicht Gottes Hand in alledem? Du schaust auf alles andere, auf das Wohlbefinden deines Leibes, auf deine Sorgen um dein Leben und auf die Mittel, die du zu deiner Bewahrung gebrauchst. Aber all das bedeutet in Wirklichkeit nichts, wenn Gott seine Hand von dir zurück zieht; es wird eben sowenig deinen Fall aufhalten wie die Luft, in der du schwebst. Deine Sündhaftigkeit macht dich sozusagen so schwer wie Blei, so daß sie dich mit ihrem gewaltigen Gewicht und ihrem starken Druck zur Hölle treiben wird. Wenn Gott dich fallen ließe, würdest du den Boden unter dir verlieren, im Nu hinuntersinken und im bodenlosen Abgrund untertauchen. Deine Gesundheit, deine Sorgfalt und deine Vorsicht, deine besten Maßnahmen und deine eigene Gerechtigkeit wären nicht imstande, dich zu halten und vor der Hölle zu bewahren, so wenig wie ein Spinngewebe einen stürzenden Felsen aufhalten könnte. Ohne den erhabenen Willen Gottes würde dich die Erde keinen Moment länger tragen; denn du bist ihr eine Last. Die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt deinetwegen; die Geschöpfe sind nicht aus freiem Willen unter deine Verderbtheit verknechtet; die Sonne scheint nur gezwungen über dir, da du mit ihrem Licht der Sünde und dem Satansdienst; die Erde gibt ihren Ertrag nur ungern her, damit du deinen Lüsten frönst; sie ist auch keine Bühne, auf der deine Sündhaftigkeit ein Schauspiel geben soll; die Luft, die du einatmest, dient nur widerwillig dazu, deine Lebensflamme zu unterhalten, während du dein Leben im Dienst der Feinde Gottes verbringst. Gottes Schöpfungen sind gut; sie sind aber für den Menschen da, damit er sie im Dienste des Schöpfers gebrauche; sie möchten nicht einem andern Zwecke dienen und stöhnen deshalb, wenn sie mißbraucht werden für Zwecke, die ihrer Natur und ihrer Bestimmung widersprechen. Die Welt würde dich ausspeien ohne die allmächtige Hand Gottes, der sie auf Hoffnung hin unterworfen hat. Die mit einem fürchterlichen Sturm und mit Donner geladenen schwarzen Wolken hängen über deinem Kopfe und würden sich sofort über dir entladen, wenn nicht Gottes Hand sie zurückhielte. Der erhabene Wille Gottes hält den rauhen Wind auf; sonst würde er wütend daherbrausen; dann käme dein Verderben wie ein Wirbelwind und du wärest gleich der Spreu auf der Dreschtenne im Sommer. Der Zorn Gottes gleicht den großen Wassern, die vorläufig noch eingedämmt sind, aber stets zunehmen und immer höher steigen, bis sie losgelassen werden. Je länger der Strom eingedämmt bleibt, um so schneller und mächtiger ist sein Lauf, wenn er einmal freigelassen wird. Das Urteil wegen deiner Missetaten ist zwar bis anhin noch nicht vollstreckt worden; die Fluten der Vergeltung sind noch aufgespeichert; aber inzwischen schwillt deine Schuld beständig an; von Tag zu Tag häufst du weitem Zorn auf; die Wasser steigen beständig und werden immer stärker; der Wille Gottes hält sie gegen ihren eigenen Willen noch zurück; sie drücken schwer und möchten durchbrochen. Wenn Gott seine Hand vom Schleusentor zurückzöge, so würde es sich plötzlich öffnen und die feurigen Fluten des grimmigen Gotteszorns würden mit einer Wut hervorstürzen, die man sich gar nicht vorstellen kann; sie kämen über dich mit gewaltiger Wucht, und wenn deine Kraft zehntausendmal größer wäre als sie es tatsächlich ist, ja zehntausendmal größer als diejenige des frechsten und stärksten Teufels, so wäre sie nicht imstande, dieser Flut zu widerstehen oder sie zu ertragen. Gottes Hand hält den Bogen gespannt, der Pfeil ist an die Sehne gelegt; die Gerechtigkeit zielt auf dein Herz; nichts als der Wille Gottes, eines zornigen Gottes, der an keine Verheißung oder Verpflichtung gebunden ist, hält den Pfeil zurück. Ihr alle, die ihr die große Wandlung des Herzens noch nicht erlebt habt, welche die gewaltige Kraft des Geistes Gottes in euren Seelen zu bewirken vermag; ihr alle, die ihr also noch nicht zum zweiten Male geboren und damit zu neuen Kreaturen geschaffen wurdet, die ihr also noch tot seid in euren Sünden und noch nicht in das neue, bisher noch unbekannte Licht und Leben emporgehoben wurdet, ihr alle seid noch in den Händen eines zornigen Gottes. Euer Lebenswandel mag sich in vielen Beziehungen noch so sehr gebessert haben; ihr mögt religiöse Neigungen haben und in euren Familien wie im Kämmerlein und im Hause Gottes eine gewisse Form der Religion pflegen - es ist dennoch nur sein bloßer Wille, der euch in diesem Moment davor bewahrt, vom ewigen Verderben verschlungen zu werden. Ihr mögt euch noch so sehr gegen diese Wahrheit sträuben, die ihr hier vernehmet - bald werdet ihr dennoch davon überzeugt sein. Diejenigen, die euch in diesem Zustand vorausgegangen sind, sehen es nun ein, wie es in Tat und Wahrheit um sie bestellt war; das Verderben kam plötzlich über die meisten von ihnen, da sie noch nichts ahnten und sagten: „Friede und Sicherheit“. Jetzt erst erkennen sie, daß all das, wovon sie sich den Frieden und die Sicherheit versprachen, nichts war als dünne Luft und leerer Schein. Gott, der euch noch über dem Abgrund der Hölle hält gerade so, wie etwa eine Spinne oder ein abscheuliches Insekt über dem Feuer gehalten wird, dieser Gott verabscheut euch und ist schrecklich erzürnt; sein Zorn gegen euch brennt wie Feuer; er betrachtet euch als Leute, die nichts anderes verdient haben als in den feurigen Pfuhl geworfen zu werden; seine Augen sind zu rein, als daß sie euren Anblick ertragen könnten; ihr seid in seinen Augen zehntausendmal scheußlicher als die garstigste Giftschlange in den unsrigen. Ihr habt ihn unendlich tiefer beleidigt als irgendein widerspenstiger Rebell seinen Herrscher; trotz alledem bewahrt euch seine Hand noch jeden Moment vor dem Sturz ins Feuer. Nur dieser Bewahrung in seinen Händen hast du es zu verdanken, wenn du in der letzten Nacht noch nicht zur Hölle gefahren bist, wenn du heute morgen noch auf dieser Welt erwachen durftest, nachdem du gestern Abend die Augen zum Schlaf geschlossen hattest; und wenn du, seit du heute morgen aufgestanden bist, noch nicht zur Hölle gefahren bist, so liegt es einzig und allein daran, daß Gott dich noch gehalten hat. Nichts als sein Erbarmen erlaubt es dir, jetzt diese Predigt zu lesen; es gibt auch keinen andern Grund dafür, daß du nicht gerade in diesem Moment in die Hölle gerätst. O Sünder, bedenke doch die schreckliche Gefahr, in der du schwebst! Gottes Hände halten dich immer noch über dem großen Feuerofen seines Zorns, über dem weiten und bodenlosen Schlund, der mit Feuer gefüllt ist. Sein Zorn, den du herausgefordert hast, ist gegen dich ebenso heftig entbrannt wie gegen die vielen Sünder, die schon in der Hölle sind. Du hängst an einem dünnen Faden, um den die Flammen des göttlichen Zornes züngeln, jeden Moment bereit, ihn entzwei zu brennen; dann hast du keine Anspruch mehr auf einen Mittler; du hast nichts mehr, woran du dich zu deiner Errettung halten könntest; nichts kann dich von den Flammen des Zorns fernhalten; nichts in dir selbst; nichts von dem, was du getan hast oder tun kannst, wird Gott dazu bewegen, dich nur einen Augenblick zu verschonen.

UND NUN BEDENKE NOCH IM BESONDEREN

1. Wessen Zorn ist es? Es ist der Zorn Gottes, des Unendlichen. Wäre es nur der Zorn eines Menschen und wenn auch des mächtigsten Herrschers so hätte er verhältnismäßig wenig zu bedeuten. Man fürchtet sich zwar sehr vor dem Zorn der Könige, besonders der unumschränkt regierenden Monarchen, die ganz willkürlich über das Eigentum, ja über das Leben ihrer Untertanen gebieten. Sprüche 20, 2: „Des Koenigs Schrecken ist wie das Knurren eines jungen Löwen; wer ihn gegen sich aufbringt, verwirkt sein Leben“. Der Untertan eines despotischen Fürsten, der diesen in Wut bringt, steht in Gefahr, die schwersten Qualen zu erleiden, welche ein Mensch nur erfinden und in seiner Macht auferlegen kann. Aber die größten Machthaber dieser Erde sind in ihrer höchsten Majestät und Gewalt, in ihrem höchsten Schrecken nur schwache, verächtliche Würmer im Staub, wenn man sie mit dem großen allmächtigen Schöpfer und Koenig des Himmels und der Erde vergleicht. In ihrer höchsten Wut können sie nur wenig ausrichten, wenn sich ihre Raserei austobt. Vor Gott sind alle Könige der Erde wie Heuschrecken; ja, sie sind weniger als nichts; ihre Gunst und ihr Haß sind gleich verächtlich. Der Zorn des großen Koenigs der Könige übersteigt den Ihrigen ebenso weit wie seine Majestät über die ihrige erhaben ist. Lukas 12, 4 + 5: „Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, darnach aber nichts weiter zu tun vermögen. Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Töten Gewalt hat, in die Hölle zu werfen! Ja, sage ich euch, diesen fürchtet!“

2. Dem Grimm seines Zornes seid ihr preisgegeben. Die Heilige Schrift spricht oft von seinem heftigen Zorn. Jes. 59, 18: „Nach den Taten wird er vergelten, Grimm seinen Widersachern“. Jes. 66, 15: „Denn siehe, Jehova wird kommen im Feuer, und seine Wagen sind wie ein Wetter, daß er vergelte im Grimm seines Zornes und mit Schelten in Feuerflammen“. Und so noch an vielen andern Stellen; zum Beispiel lesen wir in Off. 19,15 von der „Kelter des Weins des Grimmes Gottes, des Allmächtigen“. Diese Worte sind äußerst schrecklich. Wenn nur gesagt wäre „der Zorn Gottes“, so würden diese Worte schon etwas Furchtbares enthalten; es heißt aber“der grimmige Zorn Gottes“, „die unerbittliche Heftigkeit Gottes“, „der Grimm Jehovas“. Oh, wie schrecklich muß das sein! Wer kann es fassen und ausdrücken, was solche Ausdrücke besagen? Es heißt aber auch „der Grimm und Zorn des allmächtigen Gottes“. Damit soll wohl seine Allgewalt auch in den vom Grimm seines Zorns auferlegten Vergeltungen offenbar werden, indem seine Allmacht zur unerbittlichen Heftigkeit gereizt und durch die Strafe ausgeübt wird, wie etwa die Menschen ihre Kraft in einem grimmigen Zorn gebrauchen. Oh, was werden die Folgen sein ? Was soll aus dem armen Wurm werden, der all das erleiden muß? Wessen Hände sind stark genug, dieses Unheil abzuwenden und wessen Herz vermag all das zu ertragen? In welch unaussprechliche und unfaßbare Tiefe des Elends muß das arme Geschöpf versinken, das dem allem ausgeliefert wird? Bedenke das, der du noch nicht wiedergeboren bist! Wenn Gott seinen grimmigen Zorn ausüben wird, so heißt das, daß er ihn ohne Erbarmen auferlegt. Wenn er deine unbeschreibliche Not und deine Qualen sieht, die weit über deine Kräfte gehen, wenn er sieht, wie deine Seele zermalmt wird und in unendlicher Dunkelheit versinkt, so wird er kein Mitleid mit dir haben; er wird von der Ausübung seines Zorns nicht ablassen noch den Druck seiner Hand im geringsten erleichtern; er kennt keine Mäßigung und keine Gnade. Gott wird seinen rauhen Wind nicht aufhalten und auf dein Wohlergehen keine Rücksicht nehmen; er wird höchstens dafür sorgen, daß du nicht mehr zu erdulden hast, als es die strenge Gerechtigkeit erfordert; aber nichts soll deshalb zurückgehalten werden, weil du es nicht aushalten kannst. Hesekiel 8, 18: „So will ich auch handeln in meinem Grimm, mein Auge soll nicht schonen, und ich werde mich nicht erbarmen; und rufen sie auch vor meinen Ohren mit lauter Stimme, so werde ich sie doch nicht hören“. Jetzt ist noch die Zeit, da Gott geneigt ist, sich deiner zu erbarmen; jetzt ist noch der Tag der Gnade; jetzt darfst du noch schreien mit einiger Zuversicht, Gnade zu erlangen. Aber wenn dereinst die Zeit der Gnade vorüber ist, so werden deine höchst kläglichen und schmerzlichen Schreie umsonst sein; du bist gänzlich verloren, von Gott verworfen ohne die geringste Schonung. Gott hat weiter nichts mehr mit dir zu tun, als daß er dich dein Elend erdulden läßt; dein Leben hat keinen andern Zweck, kein anderes Ziel mehr; denn du bist ein Gefäß des Zornes, nur noch zum Verderben tauglich, nur noch dazu da, bis zum Rande mit dem göttlichen Zorn gefüllt zu werden. Gott ist vom Erbarmen so weit entfernt, daß er, wenn du zu ihm schreien wirst, nur noch“lachen und spotten“ wird, wie es in den Sprüchen 1, 24-32 heißt: „Weil ich gerufen und ihr euch geweigert habt, meine Hand ausgestreckt und niemand aufgemerkt hat, so werde ich bei eurem Unglück lachen, werde spotten, wenn euer Schrecken kommt, wie ein Unwetter und euer Unglück hereinbricht, wie ein Sturm, wenn Bedrängnis und Angst über euch kommen. Dann werden sie zu mir rufen, und ich werde nicht antworten; sie werden mich eifrig suchen und mich nicht finden: darum, daß sie Erkenntnis gehaßt und die Furcht Jehovas nicht erwählt, nicht eingewilligt haben in meinen Rat, verschmäht alle meine Zucht. Und sie werden essen von der Frucht ihres Weges und von ihren Ratschlägen sich sättigen. Denn ihre Abtrünnigkeit bringt die Einfältigen um und die Sorglosigkeit richtet die Toren zugrunde“. Wie schrecklich sind diese Worte des großen Gottes! Jes. 63, 3: „Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir, und ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm, und der Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand“. Es ist wohl unmöglich, Worte zu finden, welche diese drei Tatsachen der Verachtung, des Hasses und der grimmigen Entrüstung noch stärker offenbaren. Du magst noch so laut zu Gott schreien, er möge sich deiner erbarmen - er ist so weit davon entfernt, dich in deinem traurigen Falle zu bemitleiden oder dir die geringste Belohnung oder Gunst zu erweisen, daß er dich statt dessen unter seinen Füssen zertreten wird. Er weiß zwar, daß du die Schwere seiner Allgewalt, mit der er auf dich tritt, nicht ertragen kannst; dennoch nimmt er keine Rücksicht, sondern wird dich unter seinen Füssen zermalmen, so daß dein Blut herausspritzt und sein Kleid besprengt und ganz befleckt. Er wird dich nicht nur hassen, sondern auch aufs äußerste verachten. Keinen Platz hält er geeignet für dich als den unter seinen Füssen, damit er auf dir herumtrete wie auf dem Straßenkot.

3. Das Elend, dem du preisgegeben bist, will dir Gott zur Strafe auferlegen, um dir seinen Zorn recht deutlich zu zeigen. Es liegt ihm sehr am Herzen, den Engeln und den Menschen sowohl seine unendliche Liebe als auch seinen schrecklichen Zorn zu zeigen. Die Könige dieser Erde sind manchmal geneigt, an denen, die sie herausfordern, in fürchterlichen Strafen ihren Zorn auszulassen. Nebukadnezar, der mächtige und stolze Herrscher über das babylonische Reich, wollte seinen Zorn gegen Sadrach, Mesach und Abed-Nego, die ihn wütend gemacht hatten, beweisen, indem er den Befehl gab, daß der feurige Ofen noch zehnmal heißer gemacht werde als sonst; damit hatte menschliches Vermögen jedenfalls den höchsten Grad des Grimms erreicht. Aber ebenso sehr will der große Gott in den furchtbaren Leiden seiner Feinde seinen Zorn beweisen und seine schreckliche Majestät und seine gewaltige Macht verherrlichen. Römer 9, 22: „Was aber, wenn Gott, willens, seinen Zorn zu erzeigen und seine Macht kund zu tun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße seines Zornes, die zubereitet sind zum Verderben?“ Da er nun einmal sein Vorhaben auch durchzuführen entschlossen ist, nämlich zu erweisen, wie schrecklich der lautere, ungehemmte Zorn und der Grimm Jehovas sind, so wird er es auch mit voller Wirkung tun. Es wird sich etwas erfüllen in einem Geschehen, das schon für einen bloßen Augenzeugen schrecklich sein muß. Wenn der große und erzürnte Gott sich erhoben hat und seine schreckliche Vergeltung am armen Sünder übt, wenn dann der Unglückliche die unermeßliche Wucht seiner Entrüstung tatsächlich erdulden muß, dann wird Gott das ganze Weltall zusammenrufen, damit es seine ehrfurchtgebietende Majestät und seine gewaltige Macht zusehen bekomme, wie sie sich nun an diesem Sünder erzeigen. Jes. 33, 12-14: „Und die Völker werden zu Kalk verbrennen, wie abgehauene Dornen, die im Feuer verbrannt werden. Höret ihr, die ihr noch fern seid, was ich getan habe, und ihr, die ihr nahe seid, erkennet meine Macht! Die Sünder in Zion sind erschrocken und Beben hat die Heuchler ergriffen. Wer von uns kann weilen bei ewigen Gluten?“ So wird es euch ergehen, die ihr noch nicht bekehrt seid und in diesem Zustande verbleibt: Die unendliche Macht und Majestät, die Schrecklichkeit des allmächtigen Gottes wird gerade in der unaussprechlichen Kraft eurer Qualen zur Verherrlichung gelangen. Ihr werdet in der Gegenwart der heiligen Engel und des Lammes gepeinigt werden, und wenn ihr in dieser Lage seid, so werden die glorreichen Himmelsbewohner hervortreten und dieses fürchterliche Schauspiel betrachten, damit sie sehen können, was der grimmige Zorn des Allmächtigen vermag, und wenn sie es gesehen haben, so werden sie niederfallen und seine große Macht und Majestät anbeten.“Und ich hörte den Engel sagen: Herr du bist gerecht, der da ist und der da war, und heilig, daß du solches geurteilt hast. Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind wahrhaftig und gerecht“. (Off. 16, 5 + 7)

4. Es ist der ewige Zorn. Wäre es nicht schon schrecklich, diesen Zorn nur einen Moment erleiden zu müssen? Ihr müßt ihn aber in alle Ewigkeit erdulden. Dieses äußerst schreckliche Elend hat nie ein Ende. Wenn ihr in die Zukunft schaut, so werdet ihr auf immer eine lange, endlose Dauer vor euch sehen, die eure Gedanken verschlingt, so daß eure Seelen in Entsetzen geraten; ihr werdet jede Hoffnung auf Errettung aufgeben, so daß ihr niemals zur Ruhe kommt; auch wird nicht die geringste Milderung eintreten; ihr werdet die Gewißheit bekommen, daß ihr euch durch lange Zeiten hindurch, ja während Millionen von Millionen von Zeitaltern in vergeblichem Ringen, im Kampf mit dieser erbarmungslosen Vergeltung fortwährend erschöpfen müßt. Wenn das vorüber ist, wenn ihr tatsächlich viele Zeitalter auf diese Weise verbracht habt, so werdet ihr erst erkennen, daß all das nur ein Augenblick war im Vergleich zu dem, was noch kommen wird. So wird also eure Strafe ohne Ende sein. Oh, daß sich der Zustand einer solchen Seele ausdrücken ließe! Alles, was wir überhaupt darüber sagen können, gibt doch nur eine sehr schwache, blasse Vorstellung; die Wirklichkeit läßt sich nicht ausdenken und nicht ausdrücken; denn: „Wer kennt die Macht des Zornes Gottes ?“Wie fürchterlich ist die Lage derer, die täglich und stündlich in der Gefahr dieses großen Zornes und dieses immerwährenden Jammers stehen! So steht es aber mit jeder Seele, die nicht wiedergeboren ist; sie mag sonst noch so tugendhaft und streng sein gegen sich selbst, noch so ehrbar und religiös. Oh, daß ihr doch das bedenken möchtet, ihr Jungen und ihr Alten! Ich befürchte, daß viele, welche gerade jetzt diese Worte lesen oder nachlesen werden, die das Evangelium schon gehört haben, tatsächlich noch diesen endlosen Verderben anheimfallen können. Wir wissen nicht, wer sie sind und was für Gedanken sie nun bewegen. Vielleicht sind sie noch ganz sorglos und vernehmen all das ohne große Beunruhigung; sie bilden sich vielleicht ein, sie gehören nicht zu diesen Leuten, und sind der festen Hoffnung, daß sie der Strafe entrinnen werden. Wenn wir jemanden wüßten, der so denkt und dennoch jenem Elend preisgegeben wäre, wie schrecklich wäre es, nur daran zu denken! Wenn wir ihn uns vorstellen, was für ein furchtbare Anblick wäre das! Und wäre es nur einer, was für ein jammervolles und bitteres Wehklagen müßte jeder Christ über ihn erheben! Aber, ach! Nicht nur einer, sondern gar viele werden es wahrscheinlich sein, die erst in der Hölle sich an diese furchtbar ernsten Ermahnungen erinnern werden! Einige mögen schon bald dort sein, vielleicht bevor dieses Jahr zu Ende geht. Und es wäre kein Wunder, wenn einige Leser, die sich jetzt gesund und heiter und sicher fühlen, schon vor dem nächsten Morgen dorthin gelangten. Diejenigen von euch, die endgültig in ihrem angeborenen Zustand beharren und noch am längsten vor der Hölle bewahrt bleiben, werden dennoch innerhalb kurzer Zeit dort sein; eure Verdammnis schlummert nicht; sie wird schnell und mit aller Wahrscheinlichkeit ganz plötzlich über euch kommen; ihr habt allen Grund, euch zu verwundern, daß ihr nicht schon in der Hölle seid. So ist es ohne Zweifel schon einigen ergangen, die ihr persönlich gekannt habt; sie haben die Hölle keineswegs eher verdient als ihr, und es hatte allen Anschein, sie müßten jetzt noch unter den Lebenden sein wie ihr. Aber für sie ist alle Hoffnung dahin; sie schreien in höchster Not und Verzweiflung. Ihr aber seid noch am Leben, wohlversehen mit Bibeln, mit Sonntagen, mit Dienern am Wort und habt damit noch die Möglichkeit, Errettung zu erlangen. Was gäben jene armen hoffnungslosen Seelen in ihrer Verdammnis für die Gelegenheit eines einzigen Tages, die euch noch fortwährend offen steht! Jetzt habt ihr noch die nicht wiederkehrende Möglichkeit, einen Tag, da Christus das Tor der Gnade weit geöffnet hält; dort steht er und ruft mit lauter Stimme diesen Tag aus für die armen Sünder; viele strömen ihm zu und drängen sich ins Reich Gottes; täglich kommen viele aus Ost und West, aus Nord und Süd; viele, die eben noch in der gleichen elenden Lage waren wie ihr es noch seid, sind jetzt glücklich; ihr Herz ist voll Liebe zu ihm, der sie geliebt und in seinem Blute gewaschen hat von ihren Sünden; sie freuen sich in der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Wie schrecklich ist es, an jenem Tage zurückbleiben zu müssen, zu sehen, wie so viele andere ein Fest feiern, während ihr im Verderben schmachtet - diese große Freude zu sehen und den Gesang der jubelnden Herzen zu hören, während ihr allen Grund habt, vor Herzeleid zu trauern und vor Qual des Geistes zu heulen! Wie könnt ihr in eurer Lage nur einen Moment ruhig bleiben? Sind eure Seelen nicht ebenso kostbar wie diejenigen, die jetzt von Tag zu Tag Christus zuströmen? Sind nicht viele unter euch, die schon lange auf dieser Erde gelebt haben und dennoch bis auf den heutigen Tag nicht wiedergeboren und immer noch dem himmlischen Bürgerrecht entfremdet sind, die in ihrem ganzen Leben noch nichts getan haben außer der Häufung des Zorns auf den Tag der Vergeltung? Oh, ihr armen Menschen, eure Lage ist in besonderer Weise außerordentlich gefährlich! Eure Schuld und Herzensverhärtung sind gewaltig groß. Seht ihr nicht, wie Leute eures Alters meistens von der Gnade Gottes übergangen und aufgegeben werden? Ihr hättet es besonders nötig, aus eurem Schlafe gehörig zu erwachen; ihr werdet den Grimm und Zorn des unendlichen Gottes nicht ertragen. Ihr jungen Männer und Frauen, wollt ihr diese kostbare Zeit versäumen,die ihr noch genießet, wenn so viele eures Alters auf alle Eitelkeiten der Jugend verzichten und Jesus zuströmen? Ihr habt noch eine besondere Gelegenheit; wenn ihr sie aber nicht ausnützet, so wird es euch ergehen wie all den jungen Leuten, die die kostbaren Tage der Jugend in der Sünde verbrachten und jetzt in eine schreckliche Verhärtung und Verblendung geraten sind. Und ihr Kinder, die ihr noch nicht bekehrt seid, wisset ihr nicht, daß ihr auf dem Weg zur Hölle seid, um dort den schrecklichen Zorn dieses Gottes zu erleiden, der euch Tag und Nacht zürnt? Wollt ihr euch damit zufrieden geben, Kinder des Teufels zu sein, während so viele Kinder im Lande herum bekehrt sind und geheiligte und glückliche Kinder des Koenigs der Könige werden? Jeder, der noch außerhalb Christus steht und über dem Abgrund der Hölle schwebt - seien es alte Männer und Frauen oder Leute mittleren Alters oder Kinder - jeder möge auf den lauten Ruf Gottes und seiner Vorsehung horchen. Dieses „wohlgefällige Jahr des Herrn“, ein Tag der großen Gnade für die einen wird ebenso sehr ein Tag der besondern Vergeltung für die andern sein. Die Herzen der Menschen verhärten sich und ihre Schuld wächst rasch an in dieser Zeit, da sie ihr Seelenheil versäumen. Noch nie hat es eine Zeit gegeben, da soviel Hilfe angeboten wurde für die Rettung der Seelen, und wenn ihr sie verschmäht, so werdet ihr dereinst den Tag eurer Geburt verfluchen. Auch jetzt noch gelten ohne Zweifel die Worte Johannes des Täufers: „Die Axt ist an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen“. So möge denn jeder, der noch außerhalb Christus steht, jetzt aufwachen und vor dem kommenden Zorne fliehen. Der Zorn des allmächtigen Gottes ist ohne Zweifel über jeden nicht wiedergeborenen Sünder verhängt. Jeder möge aus Sodom fliehen! Deshalb: Eile, und rette deine Seele!

Montag, 28. Juni 2010

Sünde im Leben von Geschwistern

Vor einigen Jahren stand ich in Korrespondenz mit einer Schwester über Gemeindezucht und es lag mir auf dem Herzen ihr einige Fragen zu stellen, die ich nun auch hier einstellen will. Die Frage war, ob wir tatsächlich gleichgültig sein können gegenüber Sünde im Leben von Geschwistern.

1. Sünde betrübt Gott!
»Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote;« (Johannes 14,5; Elb.CSV)
»Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer.« (1. Johannes 5,3; Elb.CSV)
Wie können wir schweigen, wenn wir wissen das durch die Sünde die ein Bruder tut Gottes Herz betrübt wird? Gott hasst die Sünde bis in den Tod hinein; Deshalb musste Jesus sterben!

2. Heiligkeit ist ein Gebot
»Als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Begierden in eurer Unwissenheit, sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel! Denn es steht geschrieben: „Seid heilig, denn ich bin heilig.« (1. Petrus 1,14-16; Elb.CSV)
»Jagt dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn schauen wird;« (Hebräer 12,14; Elb.CSV)
Das Normale im Leben eines Christen ist Wachstum im Glauben. Sünde – wenn sie geduldet wird – hindert Wachstum und führt zu Stagnation und Rückschritt.

»Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel abgesehen hätte, so hätte der Herr nicht gehört.« (Psalm 66,18; Elb.CSV)
»Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung.« (Epheser 4,30; Elb.CSV)
»Den Geist löscht nicht aus;« (1. Thessalonicher 5,19; Elb.CSV)
Wie können wir schweigen, wenn wir wissen das ein Bruder in seinem Wachstum, in seinem Gebetsleben etc. gehindert wird, weil er in Sünde verharrt bzw. verharren will? Ist das wirklich Liebe?

3. Sünde macht unser Zeugnis unglaubwürdig
Wie viele Leute haben wohl schon den befreienden Glauben an Jesus abgelehnt, weil sie von Christen enttäuscht worden sind. Diese Leute sagen, dass das Evangelium keinen Unterschied im Leben eines Menschen ausmacht.

Wie können wir schweigen, wenn wir wissen das der Lebenswandel eines Bruders Gott zur Unehre gereicht, Menschen abstößt oder ihnen falsche Vorstellungen vermittelt. Auch der Autor dieser Zeilen ist nicht frei davon in diesem Punkt schon versagt zu haben – oft waren Geschwister da die mich zurechtgebracht haben, manches Mal fehlten sie aber auch und es waren schmerzliche Wege. Seien wir dankbar, wenn Gott uns Menschen zur Seite stellt die um uns besorgt sind.
»Treu gemeint sind die Wunden dessen, der liebt, und überreichlich des Hassers Küsse.« (Sprüche 27,6; Elb.CSV)

4. Sünde macht unbrauchbar
Ja, Gott gebraucht Menschen die versagen, vor allem in Zeiten des Niedergangs und Abfalls, wie wir am Beispiel von Simson eindrucksvoll sehen. Und ja, Menschen können Buße tun – solange noch Gnadenzeit ist steht das Tor der Buße offen!

Dr. Aiden Wilson Tozer schreibt:
Unsere Entscheidungen zeigen eindeutig, was für Leute wir sind. Doch das ist noch nicht alles. Wir können nämlich durch unsere Entscheidungen auch bestimmen, was wir eines Tages sein werden. Die menschliche Situation besteht nicht nur aus Sein, sie ist ein dauerndes Werden.

Wie also können wir zusehen, wenn fortwährende Sünde den Charakter eines Menschen zerstört? Wie können wir schweigen, wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind am Reich Gottes zu arbeiten, weil sie durch ihre Sünden unbrauchbar werden?

5. Sünde fordert die Zucht Gottes heraus
»Ihr habt noch nicht, gegen die Sünde ankämpfend, bis aufs Blut widerstanden und habt die Ermahnung vergessen, die zu euch als zu Söhnen spricht: „Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, noch ermatte, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt.« (Hebräer 12,4-6; Elb.CSV)
Wie kann ich schweigen, wenn ich weiß das ein Leben in fortwährender Sünde die Züchtigung Gottes hervorruft bzw. hervorrufen kann? Möglicherweise stellt Gott uns einem bestimmten Bruder gegenüber, damit wir ihn Zurechtbringen bevor die eigentliche Züchtigung stattfinden muss. Ist es etwa Liebe, wenn wir einen Bruder sehenden Auges in die Zucht Gottes laufen lassen? Gott züchtigt, wen er liebt – aber würde sich Gott nicht noch mehr freuen, wenn sein Kind sich Ihm wieder zuwendet, ohne das Zucht notwendig ist?

Samstag, 26. Juni 2010

Peter Hahne interviewt Margot Käßmann

Peter Hahne bekommt eine Talkshow und lädt als ersten Gast hierzu Margot Käßmann ein. In einem in SpiegelOnline erschienen Interview äußert er sich bezüglich ihres Rücktritts aufgrund einer Alkoholfahrt wie folgt:
Warum hat die Kirche geschwiegen? Warum hat kein Bischof öffentlich ausgerufen, "Margot, lass das, tritt nicht zurück"? Warum hat der EKD-Rat - dem ich damals schon nicht mehr angehört habe - nicht gesagt: "Wir stehen zu dir"?
Quelle: SpiegelOnline

In Wirklichkeit stellen sich hier jedoch ganz andere Fragen. So bemängelte der Apologet Dr. Lothar Gassmann schon damals zurecht:
Die viel grundsätzlichere Frage, ob eine Frau nach Gottes Willen überhaupt „Älteste“ oder gar „Bischöfin“ sein kann, wird dagegen fast gar nicht mehr gestellt.
Schließlich schreibt er:
Was den Lehrdienst betrifft, so ist dieser insofern beschränkt, als eine Frau kein Lehramt gegenüber dem Mann wahrnehmen soll. Dies würde ein "Herrschen" über den Mann darstellen und damit die oben beschriebene Schöpfungsordnung Gottes pervertieren (1. Tim 2,12 f.). Begründet wird dieses Lehrverbot auch mit der leichteren Verführbarkeit der Frau von ihrem Wesen her (1. Tim 2,14). Dies würde Irrlehre in der Gemeinde begünstigen. Da Lehre in der Predigt weitergegeben wird, ist eine dementsprechende, mit Lehre verbundene Predigt von Frauen im auch von Männern besuchten Gottesdienst christlicher Gemeinden vom Neuen Testament her ausgeschlossen. Dies war bis vor einigen Jahrzehnten auch noch einhelliger Konsens aller christlichen Kirchen und hat sich erst in der Neuzeit unter dem Einfluss des Zeitgeistes geändert.
Quelle: Lothar Gassmann (Hrsg.), Kleines Kirchen-Handbuch

Und Kurt Vetterli von der Ev.-Ref. Kirche W.B. Basel bedauert in anderem Zusammenhang:
Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die predigenden Frauen doch auf ganz bestimmte Themen abfahren, die sie auf unbiblische Weise darlegen und damit das Volk Gottes (diejenigen davon, die sich das gefallen lassen) in die Irre führen.
Eines der Themen, das immer wieder in weiblichen Predigten (ein Oxymoron) auftaucht, ist die Begriffsgruppe "Selbstliebe, Selbstvertrauen, Selbstwert" etc. - Die Lehre, dass wir Christen ein besseres Bild von uns selbst bekommen dürften/sollten, ist eine Plage im Evangelikalismus, die kaum totzukriegen ist. Dass dabei die Ehre Gottes vermindert wird und Gott zu einem Diener unserer Bedürfnisse degradiert wird, bemerkt kaum einer.
Quelle: Blog von Kurt Vetterli, Netzreden

Die Preisgabe biblischer Wahrheit führt zum Niedergang. Die Wirkung des Wortes Gottes und des Herrn Jesus im Herzen des Gläubigen lässt nach, wo keine Buße getan wird. Und es ist kein Zufall, das gerade die hier angesprochene Selbstliebe als Plage im Evangelikalismus bezeichnet wird – für alles mögliche gibt es Seminare, So-und-so-viel-Punkte-Regeln – nur keine Buße.
Buße heißt nicht bloß, dass einem etwas leid tut oder man seinen Sinn ändert, sondern bezeichnet eine Kehrtwendung, eine Veränderung der Motivation und Richtung des Lebens.
Quelle: SCM R. Brockhaus / Brunnen, Das grosse Bibellexikon, 2. Sonderausgabe 2009

Im Leben eines Christen kann es somit nur eine richtige Richtung des Lebens geben: Diejenige die der Herr Jesus und Sein Wort uns aufzeigen. Bedauerlich, wenn Männer wie Peter Hahne hier dem Zeitgeist einen Vorrang geben.

Freitag, 25. Juni 2010

Buße bei Gläubigen

»Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tu Buße!« (Offenbarung 3,19; Elb.CSV)
So spricht der Herr Jesus zu der Gemeinde in Laodizea. An sieben Gemeinden lässt Er Sendschreiben richten und – bis auf Smyrna und Philadelphia – werden an alle Bußrufe gerichtet. Diese Rufe zur Umkehr gelten auch in unseren Tagen der Gnadenzeit, wenn Gemeinden, aber auch einzelne Christen abirren.

Die Gemeinde in Ephesus hatte die erste Liebe verlassen. Formell stand die Gemeinde gut, ihre Lehre stimmte, sie arbeitete für den Herrn, sonderte sich ab, prüfte die Geister… und doch war das Herz nicht in Ordnung.
Wie schnell geben wir eigenen Gedanken Raum? Wir tun das Richtige, aber aus den falschen Motiven heraus. Alles hat einen wunderbaren geistlichen Anschein – auch vor uns selbst. Man kann Menschen ein Theater vorspielen, sich selbst täuschen, aber nicht den Herrn Jesus.
»Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte und nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen; denn er selbst wusste, was in dem Menschen war.« (Johannes 2,24-25; Elb.CSV)
Und davon ausgehend will uns der Herr wieder hin zu Ihm führen:
»Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm gefangen sind, für seinen Willen.« (2. Timotheus 2,24-26; Elb.CSV)
Wenn Gott (dem Gläubigen) diese Erkenntnis der Wahrheit gibt, so erwartet Er Buße. Beides hängt untrennbar zusammen!

Viel Leid ist dadurch entstanden, weil man Verse der Bibel in einer unnüchternen Art und Weise verallgemeinert hat. Es ist richtig, das Gott durch Betrübnis zur Buße leiten kann:
»Jetzt freue ich mich, nicht, dass ihr betrübt worden seid, sondern dass ihr zur Buße betrübt worden seid; denn ihr seid Gott gemäß betrübt worden, damit ihr in nichts von uns Schaden erlittet.« (2. Korinther 7,9; Elb.CSV)
Es ist aber auch wahr, dass die Bibel den umgekehrten Fall kennt:
»Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reue, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden, denn ich trage die Schmach meiner Jugend.« (Jeremia 31,19; Elb.CSV)
Es bedarf seelsorgerlicher Weisheit hier im Einzelfall zu unterscheiden. Mancher ist schon daran verzweifelt, weil man Reue von ihm erwartet hat, wo zuerst eine Umkehr stattfinden musste.

Gottes Wort zeigt uns: Gott gibt dem Gläubigen dort wo er abirrt Raum zur Buße. Und dort wo der Gläubige zur Buße kommt, kommt das geistliche Leben zurück.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Unmodern und unbequem? Die Rolle der Frau in der Ehe

»Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den Männern in allem.« (Epheser 5,24; Elb.CSV)
Was haben wir nun hierunter zu verstehen? Muss eine Frau gehorchen, wenn ihr Mann von ihr unmoralisches verlangt? Muss eine Frau gehorchen, wenn ihr Ehemann von ihr verlangt den Gemeindeversammlungen fernzubleiben? Die Antwort ist doch jedes Mal eindeutig: Nein!

Genauso wenig bedeutet die Unterwerfung des Christen unter die staatliche Obrigkeit (Römer 13), dass der Christ dem Staat in allem zu folgen hat. Wenn die staatlichen Ordnungen Gottes Wort widersprechen, hat sich der Christ an Gottes Wort zu halten. Der übergeordnete Leitzsatz lautet:
»Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.« (Apostelgeschichte 5,29b; Elb.CSV)
Dort wo der Staat jedoch nicht gegen Verfügungen und Ordnungen Gottes verstößt, ist der Christ verpflichtet ihm zu folgen. Deshalb wird ein Christ wenn er Gottes Wort ernstnimmt danach streben ehrlich seine Steuern zu bezahlen. Er wird den Staat nicht betrügen und auch nicht unwahrhaftig Geld (z.B. erschwindeltes Bafög) von ihm beziehen. Das heißt nicht das ich die Meinung des Staates übernehmen oder gutheißen muss, ich kann mich sogar im Rahmen legaler Möglichkeiten dagegen einbringen – ob allerdings gerade dies unsere Aufgabe ist stelle ich einmal in Frage.
Wie dem auch sei: Gottes Wort fordert uns auf die Autorität des Staates anzuerkennen. Und solange der Staat sich mit seiner Autorität innerhalb der Verfügungen Gottes bewegt, sind wir Ihm in dieser Hinsicht unbedingten Gehorsam schuldig.

Mit dem obigen Einschub wollte ich aus einer anderen Perspektive deutlich machen, was Unterordnung „in allem“ bedeutet. Keine Frau sollte je gegen ihr in Gott gebundenes Gewissen handeln. Sie sollte in der Lage sein das was ihr Mann von ihr fordert anhand der Schrift prüfen und zu einem Urteil kommen zu können. Schon dies zeigt, dass es hier niemals um eine urteilslose Unterwerfung gehen kann.
Gerade dieser Punkt beinhaltet jedoch die Gefahr, dass der Gehorsam dem Gewissen gegenüber mit dem Festhalten an der eigenen Meinung verwechselt wird. Bevor sich eine Frau deshalb auf das Gewissen beruft, sollte sie sorgfältig prüfen ob es wirklich das Gewissen ist oder nicht möglicherweise ein engstirniges Beharren.

Dort wo der Mann jedoch eine Entscheidung fällt, die weder dem Gewissen der Frau noch Gottes Verfügungen widerspricht, ist sie verpflichtet ihm zu folgen. Das gilt selbst dann, wenn die Männer selbst „dem Wort nicht gehorchen“ (s. u.). Manche gläubige Frau hat durch ihren Lebenswandel in Christus ihren Mann zur Umkehr und Hinkehr zum Herrn bewegt.
»Ebenso ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter, damit, wenn auch einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden mögen, indem sie euren in Furcht reinen Wandel angeschaut haben;« (1. Petrus 3,1-2; Elb.CSV)
Da diese Ausarbeitung wie einige andere die ich in nächster Zeit – in aktualisierter Form – einstellen möchte ursprünglich als Foreneintrag entstanden ist, ergab sich damals auch eine sehr konkrete Frage, die ich wie folgt beantwortet habe:
Ich glaube nicht das eine Ehe bei der der Mann autoritär bestimmen will was es zum Mittagessen gibt oder wer das Auto fährt eine sehr gesunde Ehe ist. Meine persönliche Meinung ist, das ein solches Verhalten kindisch ist – und die Frau das dem Mann auch sagen sollte (!), ohne dabei jedoch seine Autorität in Frage zu stellen. Gott segnet Gehorsam gerade auch wenn er uns Menschen nicht leicht fallen mag…

Wir haben nun gesehen, das die Autorität beim Mann liegt und auch nicht berührt wird wenn der Mann „dem Wort nicht gehorcht“. Diese Autorität findet jedoch ihre Grenzen, wo das Gewissen der Frau oder Gottes Verfügungen betroffen sind. Das trifft auch auf die Gemeindewahl zu, wobei wiederum gilt: Nicht die eigene Meinung (z.B. über den Chor, das Ambiente, die Menschen...) und das Gewissen verwechseln. Wenn der Mann sich also für eine bibeltreue Gemeinde entscheidet, die Gottes Wort zu verwirklichen sucht, gibt es meiner Meinung nach keinen Grund ihm hier nicht zu folgen.

Wir haben nun den speziellen Punkt der Autorität innerhalb der Ehe gesehen. Ich glaube jedoch das niemand diesen Punkt verstehen kann, der die Ehe – wie Gott sie sich gedacht hat – nicht versteht - und das tun auch viele Christen leider nicht mehr. Wahrscheinlich kommen die meisten Widersprüche daher.
»Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland.« (Epheser 5,23; Elb.CSV)
Sehen wir uns diesen Vers noch mal genauer an. Christus ist das Haupt der Gemeinde. Das ist der Schlüssel zum Verständnis, was es bedeutet, dass der Mann das Haupt der Frau ist.
»Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus.« (1. Korinther 12,12; Elb.CSV)
»Denn ebenso, wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben,« (Römer 12,4; Elb.CSV)
Im Folgenden möchte ich einige Darlegungen von Dr. Martyn Lloyd-Jones zusammenfassen: Er weist darauf hin, dass man unter einem Leib eine organische, lebendige Einheit versteht, der eins ist, ein Ganzes ist. Das gilt für Christus und die Gemeinde, wie es für Mann und Frau in der Ehe gilt. Die Teile des Leibes haben jedoch unterschiedliche Funktionen, unterschiedliche Zwecke oder besondere Pflichten. Dr. Lloyd Jones schreibt, dass die Aufgabe des Leibes nicht darin liegt unabhängig von ihm zu handeln.
Dort wo der Körper ohne das Haupt handelt kommt es zu Krämpfen und dort wo der Körper das Handeln verweigert kommt es zu Lähmungen. Zum Element der Unterordnung gehört es also, dass die Frau nicht vor ihrem Mann handelt, aber auch das Handeln nicht hinauszögert oder behindert.

Ich zitiere Dr. Martyn Lloyd-Jones nun direkt. Er schreibt:
„Die Lehre des Wortes ist, dass die Initiative und die Führung letztlich dem Mann zukommen, dass das Handeln jedoch immer koordiniert werden muss. Das ist die Bedeutung dieses Bildes – koordiniertes Handeln, aber Führung durch das Haupt. Damit ist keineswegs eine Unterlegenheit verknüpft. Die Frau ist ihrem Mann nicht unterlegen; sie ist anders. Sie hat ihre eigene, besondere, ehren- und respektvolle Position. Deshalb muss der Mann später ermahnt werden, seine Frau zu nähren und zu pflegen, zu lieben und für sie zu sorgen, sie zu achten und zu ehren. Dabei geht es nicht um Unterlegenheit. Paulus lehrt vielmehr, dass jede christliche Frau, die dies alles begreift, ihrem Mann gern gefallen, ihm nützlich sein, ihm helfen, ihn unterstützen und ihn zur rechten Funktion befähigen wird.“
Es stellt sich die Frage: Warum will eine (christliche) Frau überhaupt heiraten, die nicht mir ihrem Mann diese Ganzheit, diese Einheit des Leibes bilden will? Der Beitrag der Frau zum Gelingen dieser Einheit ist die Anerkennung der Autorität des Mannes in der Ehe (s. Epheser 5,24). Noch Mal: Wenn sie diese Anerkennung nicht leisten will, warum heiratet sie dann?

Aber eben auch:
Kein Mann braucht ein Anhängsel, sondern eine Ergänzung die fähig und willens ist ihrer Verantwortung auch nachzukommen.

Dienstag, 22. Juni 2010

Joachim Gauck versus Wilhelm Busch

In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" äußerte sich der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, Pfarrer und Bürgerrechtler Joachim Gauck wie folgt:















Quelle: bild.de


Wie anders sind dagegen doch die Worte des Essener Jugendpfarrers Wilhelm Busch:
"Da kommen Leute zu mir und erklären mir, dass man auch auf andere Art und Weise selig werden kann. Versuchen Sie es! Ich sage Ihnen: Es gibt nur eine Tür ins Reich Gottes! Und diese Tür heißt Jesus!"
Quelle: Wilhelm Busch, Jesus unser Schicksal, Aussaat: Aufl. 2005, ISBN 978-3761553558

Man braucht keine besonderen intellektuellen Fähigkeiten um Joachim Gauck als Vertreter eines Pluralismus zu erkennen, der den Alleinvertretungsanspruch des Herrn Jesus Christus auf dem Altar des Zeitgeists geopfert hat. Aber auch Ihm gilt:
»Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.« (1. Korinther 3,11; Elb.CSV)

»Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen.« (Apostelgeschichte 4,12; Elb.CSV)

Montag, 21. Juni 2010

Dürfen Frauen predigen V - Die Antwort

11. Womit begründet Paulus das „Schweigen der Frau“ in der Gemeindeversammlung?
»Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, wie in allen Versammlungen der Heiligen. Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.« (1. Korinther 14,33-34; Elb.CSV)
Wir sehen, das Paulus seine Anweisung mit der Gültigkeit der göttlichen Ordnung nach 1. Mose 3,16 begründet, welche wir hier als direkte Verweisstelle nennen müssen. Und auch die anderen Verse enthalten keinen einzigen Anhaltspunkt seine Argumentation zeitbedingt einordnen zu dürfen. Im Gegenteil zeigt seine Argumentation durch die verwendeten Prämissen (Schöpfungsordnung und Sündenfallverdikt) die Zeitunabhängigkeit der jeweils nachfolgenden Konklusion.
Wenige Verse weiter schreibt der Apostel:
»Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist.« (1. Korinther 14,37; Elb.CSV)
Es ist also schlicht unwahr und vermessen zu behaupten, Paulus hätte hier seine eigene Meinung dargelegt. Das was in den Versen davor geschrieben hat – so sagt er eindeutig – ist ein Gebot des Herrn!
Dies wird auch aus der Einleitung des Briefes deutlich, nämlich in den ersten beiden Versen:
»Paulus, berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Sosthenes, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.« (Elb.CSV)
Es gilt auch heute noch, der Brief richtet sich an alle, „die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.“. Es gibt keinen Zweifel, was Paulus schreibt gilt nicht nur auch uns, sondern hat klar die Inspiration des heiligen Geistes.

12. Womit begründet Paulus das Lehr- und Leitungsverbot für die Frau in der Gemeinde?
»Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.« (1. Timotheus 2,11-14; Elb.CSV)
Paulus berücksichtigt hier sowohl die Zuordnung vor dem Sündenfall (Adam danach Eva), sowie die Zuordnung nach dem Sündenfall (Eva wurde zuerst betrogen). Aus dieser Begründung ersehen wir nochmals, dass das Sündenfallverdikt eben nicht aufgehoben wurde. Die Frau soll nicht über den Mann „herrschen“ (siehe Vers 12), da er nach Gottes Verfügung immer noch „Herr sein“ soll.

Wir haben es zwar eigentlich schon gesehen, aber dieses „Herr sein“ hat sehr wenig mit Machtausübung zu tun und sehr viel mit der Verantwortung des Mannes. Das ist in der Gemeinde nicht anders als in der Ehe.

Das lehrhafte Dienen in der Gemeinde ist mit dem Ausüben geistlicher Autorität verbunden. Dies geschieht durch unverfälschte Weitergabe der biblischen Lehre, als auch dem Achthaben auf die Lehre. Die Gemeinde soll den Führern (Elb., siehe Hebräer 13,17) gehorchen. Wir sehen, dass „lehren“, sowie lehrhafte Wortverkündigung, damit zu tun hat, dass Autorität ausgeübt wird, indem biblische Lehre in der Gemeinde bewahrt wird. Dieses Wächteramt ist ohne Autorität undenkbar.
Damit können wir klar sagen: Der Predigtdienst von Frauen ist mit Aussagen der Bibel, sowohl des Alten wie auch des Neuen Testaments, nicht vereinbar. Die Frauenordination setzt sich über gültige Verfügungen Gottes hinweg.

13. Schlussbemerkungen
Die Bibel betrachtet Männer und Frauen als absolut gleichwertig, dabei aber nicht als gleichartig. Jede Gleichmacherei – wie es der Feminismus versucht – zerstört die Schöpfungsordnung. Und ich bin überzeugt davon, das viel von dem Leid das wir heute in den Familien sehen durch diese Ideologie geschaffen wurde. Gott hat Mann und Frau geschaffen, damit sie gemeinsam die Aufgaben erfüllen, die Er ihnen zugewiesen hat. Sie können jedoch nur eine Einheit bilden, wenn jeder seine eigene Verantwortung sieht und wahrnimmt. Die Schöpfungsordnung Gottes ist weise, vollkommen und gut, auch wenn sie heute vielfach verspottet wird.

Wilfried Plock hat einmal etwas sehr eindrucksvolles gesagt. Er verwies darauf, dass diejenigen, die von „zeitbedingten Aussagen“ redeten die Prämisse hätten: Das gilt heute in unserer Gesellschaftsordnung nicht mehr. Und dann sagte er:
„Richtig! Aber es gilt in der Gemeinde Jesu! Unsere Gesellschaft richtet sich nach dem Zeitgeist, aber die Gemeinde Jesu richtet sich nach dem zeitlosen Wort Gottes.“
Es ist nicht unsere Aufgabe die Gesellschaft umzustürzen, aber wir sind verantwortlich dafür wie es in unseren Ehen und Gemeinden aussieht. Wenn wir Gottes Wort mit Füßen treten und gering achten (sei es in Fragen der Unterordnung, der Frauenordination oder der Gemeindezucht etc.), dürfen wir uns sicher sein, das wir die Früchte davon ernten werden. Nicht umsonst sagt Gottes Wort:
»Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen!« (1. Petrus 4,17; Elb.CSV)

Wir haben gesehen, dass der Dienst als Evangelisten, Hirten, Lehrer, Aufseher und Älteste Männern vorbehalten ist und wir müssen den Mut haben uns – als Gemeinde und als Einzelne – an die klaren biblischen Ordnungen zu halten; Und damit Zeugnis zu geben, dass Jesus der Herr ist!

14. Literaturempfehlung
Alexander Strauch: Die Revolution der Geschlechter - Gottes Plan für Mann und Frau, CLV 2001, ISBN 3-89397-286-2

Sonntag, 20. Juni 2010

Dürfen Frauen predigen IV - Stellung der Frau

8. Die Stellung der Frau: Gedanken zu 1. Mose 2,18 und 3,16
Die Zuordnung von Mann und Frau, wie wir sie im ersten Buch Mose finden, hat zuerst einmal nichts mit dem Sündenfall zu tun. Der hebräische Begriff „eser“ steht fünfzehn Mal im Alten Testament und in allen Fällen bedeutet er „Hilfe“, „Helfer“ bzw. „Unterstützung“, „Beistand“.
Die anderen Bibelstellen sind – zum Nachprüfen – 1. Mose 2,18+20 / 1 Könige 20,16 / 2. Könige 14,26 / Hiob 29,12 / Hiob 30,13 / Psalm 30,11; Ps. 54,6; Ps. 72,12; Ps. 89,20; Ps. 107,12 / Jesaja 31,3; Jes. 63,5 / Jeremia 47,4 und Daniel 11,34

Freifrau Elisabeth von Bibra schreibt in ihrem Werk „Die Berufung der Frau“:
„Gott will, dass diese beiden Menschen sind, eins sind, - also eben nicht gleich sind, sondern jeder sein Spezifisches beiträgt, damit Einheit entstehen kann - nicht Gleichheit!“.
Und im gleichen Manuskript:
„Wir Christen wissen, dass ein Mensch nur dann zur Ruhe und zum Frieden finden kann, wenn er den Auftrag seines Schöpfers erkannt und bewusst angenommen hat. Und dieser Urauftrag - diese Urlebensberufung für die Frau in dieser Welt heißt: Gegenüber sein, ergänzen, das Fehlende beitragen, Eva sein, Mutterschaft leben im weitesten Sinn des Wortes.“
Diese Zuordnung von Mann und Frau nennt sich Schöpfungsordnung.

Als zweites haben wir das Sündenfallverdikt (1. Mose 3), indem Gott die Konsequenzen des Sündenfalls für Mann und Frau festlegt. Sehen wir das Sündenfallverdikt als Ganzes, fällt uns auf, dass wir nicht einfach einen Teil herausnehmen können und für ungültig erklären. Gerade Vers 19 zeigt, dass der Tod – als Folge des Sündenfalls – Teil dieses Verdikts ist. Nun ist die Gemeinde Jesu nach wie vor in einer gefallenen Welt und auch unser Leben bleibt der Vergänglichkeit unterworfen. Unsere Erlösung geschieht im Hinblick auf die Vollendung nach unserem Tod oder nach der Wiederkunft Jesu.
Wer behauptet, die Sendung des Geistes (Apostelgeschichte 2) würde die Verfügung Gottes in Bezug auf die Frau aufheben, muss zuerst erklären warum dann andere Teile des Verdiktes noch in Kraft sind. Zumindest eine solide Argumentation für den Grund einer solchen Selektion erwarte ich von Leuten, die diesen Standpunkt ernsthaft vertreten wollen.
Wir werden im Neuen Testament noch sehen, das beides, sowohl die Zuordnung nach der Schöpfungsordnung, als auch das Sündenfallverdikt, für die Rolle der Frau in der Gemeinde Jesu von Bedeutung sind.
Wir wollen jedoch noch etwas aus der Sündenfallgeschichte lernen: Obwohl Satan mit Eva sprach, hält sich Gott an den Mann als Haupt dieser Ehe. Erst danach sprach er mit Eva und mit der Schlange.

9. Die Stellung der Frau: Die Ehe als Bild für das Verhältnis Christi zu seiner Gemeinde
Mitten in seiner Ausführung zu Ehe und Familie im Herrn, sagt Paulus:
»Dieses Geheimnis ist groß; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung.« (Epheser 5,32; Elb.CSV)
Dazu schreibt John F. MacArthur in seiner Studienbibel:
„Im NT bezeichnet »Geheimnis« eine zuvor verborgene Realität, die in neutestamentlicher Zeit geoffenbart und in der Bibel niedergeschrieben wurde. Die Ehe ist ein heiliges Abbild des erhabenen und schönen Geheimnisses der Verbindung zwischen dem Herrn und seiner Gemeinde.“

»Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott.« (1. Korinther 11,3; Elb.CSV)
Dieser Punkt ist ungeheuer wichtig, denn er zeigt das Gottes Verfügungen die wir sahen nicht etwa aufgehoben sind, sondern im Gegenteil das Verhältnis zwischen Christus und seiner Gemeinde abbilden.
Und obwohl Christus wesensgleich ist mit dem Vater, teilt uns die Bibel mit, dass der Vater das Haupt Christi ist. Wesensgleichheit – ob zwischen Mann und Frau oder Jesus und dem Vater – schließt Unterordnung also nicht aus! In Hinblick auf die Erlösung ist da „weder Mann noch Frau“ (siehe Galater 3,28). Vollkommene Wesensgleichheit! In Hinblick auf die Aufgabenverteilung gibt es jedoch klare Zuordnungen. Der Mann ist das Haupt der Frau… usw…
Dazu muss noch gesagt werden, dass die Unterordnung der Frau in der Ehe in Verbindung mit der Verantwortung des Mannes gesehen werden muss: siehe in Epheser 5,21ff / Kolosser 3,18ff / Titus 2,5 / 1. Petrus 2,18ff / 1. Petrus 3,5ff

Ein Wort an Männer:
Gott hat euch an keiner Stelle der Bibel den Auftrag gegeben die Frau zur Unterordnung zu zwingen. Eure Aufgabe ist es die Frauen zu lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt hat und Christus hat sich für die Gemeinde dahingegeben. Sicherlich liegt es in eurer Verantwortung euren Frauen geistliche Anleitung und Ermutigung zukommen zulassen, den von Gott dargelegten Plan für die Ehe zu verwirklichen – doch ohne Zwang. Autorität muss von Gottes Absicht her als liebevolle Leitung, Fürsorge und Geborgenheit verstanden werden. Das sind Männer ihren Frauen schuldig…

Ein Wort an Frauen:
Ich hoffe ihr habt gesehen, das Unterordnung nichts mit Tyrannei zu tun hat; Auch Christus tyrannisiert die Gemeinde nicht. Jedoch, wie sich die Gemeinde freiwillig und in Liebe Christus unterordnet, so ist es eure Aufgabe euch euren Ehemännern unterzuordnen. Jesus sagte: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten; …« (Joh. 14,15). So zeigt sich in der Befähigung der Frau zur Unterordnung unter ihren Ehemann nicht nur die Liebe zu ihrem Mann, sondern auch die Liebe zu Christus. Darum kann Paulus auch sagen ordnet euch euren Männern unter „als dem Herrn“ (Eph. 5,22).

Ich wünsche mir sehr, dass Christen den Mut haben auch heute noch dieses wunderbare Abbild zwischen dem Herrn und seiner Gemeinde in ihren Ehen aufzuzeigen. Sehen wir dieses wunderbare Bild? Gott wollte nicht, das sein Sohn allein sei, sondern gab ihm die Gemeinde als Gefährtin und Gehilfin, wie er dem Mann die Frau gab (siehe Epheser 5,31, wo Paulus 1. Mose 2,24 zitiert).
Es gibt keine Entschuldigung, wenn dieses Bild nicht in den christlichen Ehen zu sehen ist. Und ich bin froh sagen zu können, das ich Beispiele für solche Ehen kenne und sie sind allesamt gesegnet worden. Doch ich bin auch davon überzeugt, dass niemand Segen für seine Ehe erwarten kann, der Gottes Bestimmungen für die Ehe beständig mit Füßen tritt…

10. Die Stellung der Frau: Parallelen im Neuen Testament zu 1. Mose 2,18 und 3,16
»Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott.« (1. Korinther 11,3; Elb.CSV)
»Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.« (1. Korinther 11,8-9; Elb.CSV)
»denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva;« (1. Timotheus 2,13; Elb.CSV)
Wir können getrost vergessen, dass es sich hier um eine reine Aufzählung handeln könnte, da Paulus diese Prämissen als Grundlagen für seine Argumentation wählt. Die Verse sollen nur noch einmal zeigen, das es eine klare Zuordnung von Mann und Frau sowohl im AT, wie im NT gibt. Manche mögen das bedauern – vor allem wenn sie es nicht verstehen! –, aber man kann es nicht leugnen.

Samstag, 19. Juni 2010

Dürfen Frauen predigen III - Einschübe + Zwischenfazit

5. Einschub: Berufung oder Begabung
»Und Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und dass ich die Kinder Israel aus Ägypten herausführen sollte?« … »Und Mose sprach zu dem HERRN: Ach, Herr, ich bin kein Mann der Rede, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest; denn ich bin schwer von Mund und schwer von Zunge!« (2. Mose 3,11+4,10; Elb.CSV)

»Und Isai ließ sieben seiner Söhne vor Samuel vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat diese nicht erwählt. Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Jünglinge alle? Und er sprach: Noch ist der Jüngste übrig, und siehe, er weidet das Kleinvieh. Und Samuel sprach zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden uns nicht zu Tisch setzen, bis er hierher gekommen ist.«
(1. Samuel 16,10-11; Elb.CSV)

»Und ich sprach: Ach, Herr, HERR, siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin jung.« (Jeremia 1,6; Elb.CSV)

»Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.« (Lukas 5,8; Elb.CSV)

»Denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht wert bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Versammlung Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.« (1. Korinther 15,9-10; Elb.CSV)
Es ist erstaunlich, was für Menschen Gott beruft und wie diese sich selbst beurteilen oder von anderen beurteilt werden. Da war niemand, der sich für „begabt“ hielt und nach einem Amt gestrebt hätte. Selbst Daniel, der weit in der Hierarchie der Regierung aufstieg, strebte nicht bewusst diese Karriere an, sondern war an einer Stelle an der ihn Gott haben wollte. Das gleiche sehen wir bei Josef…
Es ist wichtig zu begreifen, das wir als Christen danach streben sollten die Berufung Gottes für unser Leben zu erkennen und nicht nach Positionen zu streben in die Gott uns nicht berufen hat. Dabei hat uns Gott sicherlich auch Freiheiten gegeben, jedoch stehen diese niemals gegen sein Wort. Darum ist es wichtig die Frage zu klären: Kann es der Schrift nach eine Berufung von Frauen zur lehrhaften Wortverkündigung in gemischten Versammlungen geben? Denn darauf gibt die Bibel durchaus eine Antwort.

6. Einschub: Wenige Punkte zur Gemeinde
Es würde zu weit gehen hier tiefer in die Ekklesiologie einzusteigen, weswegen ich hier nur einige wenige Bibelstellen für Interessierte anfügen will:
Leitung: 1. Timotheus 5,17 / Hebräer 13,17 / Apostelgeschichte 11,29-30 (Verwaltung, Organisation) / Apostelgeschichte 20,17
Lehre: Titus 1,9 / 1. Timotheus 5,17
Hirtendienst: 1. Petrus 5,1-4 / Apostelgeschichte 20,28 / Hebräer 12,15 / Markus 10,45
Krankengebet: Jakobus 5,14 / 1. Korinther 12,9
Wagen wir es an dieser Stelle einige Eigenschaften von Gemeinde – wie Gott sie bauen will – festzuhalten. Die Gemeinde muss in Gottes Wort gegründet sein und biblische Wahrheit zu verwirklichen suchen (Sola scriptura)*. Das Haupt der Gemeinde ist Christus (Solus Christus)*, das heißt die Gemeinde muss auf ihn ausgerichtet und von ihm abhängig sein (und nicht von Zusammenschlüssen, etc.).
Vergessen wir nicht: Der Herr Jesus hat die Gemeinde durch Sein Blut erkauft, sie gehört Ihm. Und Er sagt uns in der Bibel wie Er Seine Gemeinde bauen will.
* Zwei von fünf Pfeilern der Reformation: Die anderen sind - Sola fide, Sola gratia, Soli deo gloria

7. Zwischenbilanz
Wir haben nun gesehen, dass es zahlreiche wichtige Aufgaben für Frauen in der Gemeinde gibt und haben uns diese in der Bibel konkret angesehen. Unsere erste Analyse zeigte, dass wir Paulus Darlegungen nicht einfach als zeitgebunden abtun können, da diese Argumentation auf Fehlschlüssen und Mutmaßungen aufbaut. Die Bibel zeigt uns weiter, dass Gott nicht den Begabten beruft, sondern den Berufenen begabt. Von Daniel lernen wir, nicht nach seiner Stellung zu streben, sondern nach seiner Gesinnung
Und wir haben als letztes gesehen, das der Herr Jesus Seine Gemeinde baut. Er hat das letzte Wort…

Darauf aufbauend werden wir uns in den folgenden Teilen mit der eigentlichen Fragestellung beschäftigen. Es war jedoch nötig zuvor diese Grundlagen zu legen, die heute leider auch bei wahren Christen nicht mehr vorausgesetzt werden können.

Freitag, 18. Juni 2010

Dürfen Frauen predigen II - Paulus + Begabung

3. Können wir Paulus Aussagen zeitgebunden verstehen?
Man hat Paulus unterstellt vom griechischen und römischen Gedankengut seiner Zeit beeinflusst gewesen zu sein, womit seine Aussagen (auf die wir noch eingehen werden) zeitgebunden zu verstehen seien. Da sich die Kultur geändert habe, müssten wir die Aussagen heute anders sehen.
Auf den ersten Blick scheint dieses Argument akzeptabel zu sein. Wir müssen dann jedoch klären, was wir unter griechischem und römischem Gedankengut zu verstehen haben. Im „Reallexikon für Antike und Christentum“ wird ausgeführt, dass im öffentlichen Leben der frühen Kaiserzeit durchaus eine weitreichende Emanzipation der Frau vorgeherrscht hat. Und auch das Frauenpriestertum war in den heidnischen Kulten der damaligen Zeit durchaus präsent. Zudem haben wir gesehen, das Paulus die Mitarbeit von Frauen durchaus sehr hoch eingeschätzt und gewürdigt hat – im Gegensatz zur rabbinischen Praxis der damaligen Zeit. Damit steht Paulus klar in der Nachfolge Christi, der Frauen nicht nur die Botschaft des Heils brachte, sondern sie auch in seine Nachfolge rief.
Das Argument fällt damit in sich zusammen. Die Unterstellung Paulus wäre von primitiven Gedanken seiner Zeit beeinflusst gewesen ist einfach falsch.
Was immer Paulus veranlasst hat zu schreiben was er schrieb, muss also eine andere Grundlage haben, wobei wir die Inspiration durch den Geist Gottes noch nicht einmal angesprochen haben. Ich greife vor, aber wir werden sehen, das ein Argument das Paulus benutzt der Hinweis auf die Schöpfungsordnung ist. Den biblisch endgültigen Beweiß, das seine Aussagen nicht zeitgebunden verstanden werden können, werde ich später erbringen.

4. Begabung?
Eine von Befürworter der Frauenordination angeführte Stelle wäre:
»werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.« … »Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;« (1. Petrus 2,5+9; Elb.CSV)
Um zu verstehen, was die Schrift unter dem „allgemeinen Priestertum“ versteht, müssen wir wissen, dass es sich bei 1. Petrus 2,9 um ein direktes Zitat aus 2. Mose 19,6 handelt:
»und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Kindern Israel reden sollst.« (2. Mose 19,6; Elb.CSV)
Der Kern des Ganzen ist die Erwählung. Genauso wie Gott sich sein Volk erwählt hat, genauso hat er sich die Gemeinde erwählt. Wenn wir 1. Petrus 2,9 im Kontext sehen und den Ursprung im 2. Buch Mose beachten, sollte uns klar sein, das es hier nicht um Gemeindestrukturen oder ähnliches geht. (So war es trotz 2. Mose 19,6 in Israel ja auch nur den Leviten erlaubt als Priester zu dienen).

Überlegen wir nun, ob individuelle Begabungen als Kriterium für die Ausübung des Predigtdienstes wichtig sind. Ich empfehle hierzu Kapitel 3 im 1. Timotheusbrief und Kapitel 1 im Titusbrief zu lesen. Man wird sehen, dass geistliche Qualitäten und Reife sehr viel wichtiger sind als individuelle Fähigkeiten. Die Befestigung in Gottes Wort und die unbedingte Treue zu Gott zeigen sich in der Lebensführung eines Menschen. Nicht der Begabte wird von Gott berufen, sondern der Berufene wird von Gott begabt.
»Lass diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lass sie dienen, wenn sie untadelig sind.« (1. Timotheus 3,10; Elb.CSV)
Alexander Strauch schreibt:
„Die 15 qualifizierenden Eigenschaften von Ältesten aus 1. Timotheus 3, 1-7 sind ohne die Aufforderung, die Eignung eines Anwärters auf das Ältestenamt zu überprüfen, nichts als leere Worte.“ (A. S.: Biblische Ältestenschaft, CLV 1998, S. 224)*
* Ob es auch heute noch Ämter gibt oder allein dementsprechende Dienste soll an dieser Stelle nicht erörtert werden.
Damit sind wir einen entscheidenden Schritt weitergekommen; Wenn es keine Berufung für Frauen zur lehrhaften Wortverkündigung in gemischten Versammlungen gibt (was wir noch klären müssen), spielt die Begabung keine Rolle. Nur wer sein eigenes Ansehen und seine eigene Ehre sucht, wird nach Positionen streben, zu denen Gott ihn nicht berufen hat. Gaben können an den unterschiedlichsten Orten eingesetzt werden und bedeuten damit nicht automatisch die Berufung zu einem bestimmten Amt, sowie Gleichwertigkeit nicht gleiche Aufgabenstellung bedeutet.

Halten wir fest: Die Bibel misst „Begabung“ nicht die Bedeutung zu, wie wir es heute leider tun. Hier wurden – vielfach aus Unwissenheit – Prioritäten verschoben.
»Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus,« (Epheser 4,11-12; Elb.CSV)
Ein weiteres ernstes Wort muss an dieser Stelle gesagt werden: Die Grundhaltung eines Christen äußert sich daran, dass seine Entscheidungen sich am Wort Gottes orientieren – gerade auch in einem gehorsamen Lebensstil. Dieses objektive Grundelement sollte jeder prüfen, der meint zu etwas bestimmten berufen zu sein.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Dürfen Frauen predigen I - Einleitung + Aufgaben

1. Einleitung
Die Schwierigkeit bei der Behandlung der Frage der Frauenordination ist die emotionale Betroffenheit die dabei oft hervorgerufen wird. Es ist schlicht eine Tatsache, dass hier verschiedene Meinungen aufeinandertreffen.
Leider leben wir in einer Zeit die diesen Pluralismus als Ausdruck verschiedener Frömmigkeitsstile feiert. Aber: Gott ist kein Produkt, dem wir unsere Meinung diktieren könnten, sondern Er ist der Souverän. Das heißt: Als Christen kann es nicht unser Ziel sein unsere Meinung durchzudrücken, sondern es muss unser Ziel sein die Meinung Gottes in Erfahrung zu bringen.
Sola Scriptura, allein die Schrift, war eine der Grundlagen der Reformation. Alle Reformatoren waren sich einig, das die Schrift sich selbst erklärt und das die unklaren Stellen im Lichte der klaren Stellen erhellt werden. Wenn ich im Weiteren versuche die Frage der Frauenordination zu klären, tue ich dies in der Überzeugung, das uns Gott in Seinem Wort hierzu eine Antwort gegeben hat die einleuchtend und klar ist.
Es ist wahr, uns mag nicht jede Antwort die wir erhalten gefallen und manche Antwort ist unbequem. Wir sollten jedoch nie dem Wahn verfallen die Antwort deswegen abzulehnen. Manche Leute lassen Gott nur die Antworten geben, die sie gerne hören wollen – die Bibel nennt solche Leute Narren oder Toren. Ein weiser Mensch akzeptiert Gottes Standpunkt genauso wie Er ihn dargelegt hat.

2. Aufgaben der Frau in der Gemeinde
Die ganze Tragik dieser Diskussion zeigt sich darin, das man sich nur um den Punkt dreht, was (vermeintlich oder tatsächlich) verboten ist. Wir werden dies später behandeln, beschäftigen uns im Weiteren aber erst einmal mit der Frage welche Dienste der Frau können wir der Bibel nach einfach bejahen.

Wenn wir die Geschichte der Lydia in Apostelgeschichte 16 betrachten, sehen wir die Gastfreundschaft, die Lydia dem Paulus gewährte. Diese Gastfreundschaft können Frauen auch heute noch geben, indem sie ihre Häuser öffnen z.B. für Gebetskreise, Stunden oder Mutter-Kind-Gruppen.
Als Paulus in 1. Korinther 16,19 Grüße weitergibt, tut er dies aus dem Haus von Aquila und Priscilla „samt der Gemeinde in ihrem Hause.“ Wir sehen also, das Gastfreundschaft ein wichtiger Dienst sein kann, den eine Frau ausüben kann. Es sollte selbstverständlich sein, das – wenn sie verheiratet ist – ihr Mann dabei eingebunden ist.
In Lukas 8,1-3 sehen wir die Frauen Maria Magdalena, Johanna und Susanna, die dem Herrn mit ihrer Habe dienten. Auch das Helfen kann ein Dienst sein den Frauen Bedürftigen gegenüber ausüben. Ebenso wichtig ist der Dienst an Alten und Kranken. Ich habe selbst erlebt, das Frauen hier ein sehr großes Einfühlungsvermögen gezeigt haben…
Die Vorgaben, die Paulus uns im 1. Timotheusbrief 3,1ff in Bezug für den Aufseher- und Diakoniedienst gibt, zeigen uns, das das Zeugnis des Glaubens auch im Lebensstil sichtbar werden kann. Dieses Zeugnis hat Paulus ebenfalls im Auge, als er einige Verse vorher folgendes schreibt (1. Tim. 2,9-10):
»Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen durch gute Werke.« (1. Timotheus 2,9-10; Elb.CSV)
Es ist ein wichtiger Dienst der Frauen Gott durch einen dementsprechenden Lebensstil, ihre Familie und die Erziehung ihrer Kinder zu bezeugen. Und natürlich sollten sie auch Zeugnis über ihren Glauben, das heißt die Auferstehung, abgeben.

In der Missionsarbeit von Paulus haben Frauen eine große Rolle gespielt, er selbst gibt darüber vielfach Zeugnis. In Römer 16,1 spricht er von Phöbe in den folgenden Versen 3-5a von seinen Mitarbeitern Priska und Aquila. In Vers 6 lässt er Grüße an Maria ausrichten, „die viel für euch gearbeitet hat!“. Und in Vers 12 erwähnt er Tryphäna und Tryphosa, sowie Persis, die viel im Herrn arbeiten bzw. gearbeitet haben. In Vers 13 lässt er die Mutter von Rufus grüßen und bezeichnet sie als „seine und meine Mutter!“. Und in Vers 15 lässt er Julia und die Schwester des Nereus grüßen.
»Evodia ermahne ich, und Syntyche ermahne ich, gleich gesinnt zu sein im Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, steh ihnen bei, die in dem Evangelium mit mir gekämpft haben, auch mit Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.« (Philipper 4,2-3; Elb.CSV)

Alle vier Evangelien bezeugen, dass Frauen die ersten Auferstehungszeugen waren und sie Zeugnis von diesem Ereignis gaben (siehe z.B. Johannes 20,17-18 und Matthäus 28,7-8).

Eine Umfrage unter 14.000 Christen in Gemeinden Nordamerikas zeigte, dass der Grund warum Menschen zum Glauben und in eine Gemeinde fanden zu 75-90 % durch Verwandte oder Freunde zustande kam. Evangelistische Hausbesuche, missionarische Hauskreisarbeit, die Betreuung von Büchertischen oder das Verteilen von Traktaten, können wir also ebenfalls als einen wichtigen Dienst festhalten, den Frauen tun können.
»Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus.« (Apostelgeschichte 18,26; Elb.CSV)

Die Verse in Titus 2,1-5 zeigen uns, dass Frauen das Lehren jünger Frauen ausdrücklich erlaubt ist. Unterweisung und Seelsorge gegenüber Frauen, Jugendlichen und Kindern erscheint mir als ein unheimlich wichtiges Aufgabengebiet gläubiger Frauen.
»indem ich den ungeheuchelten Glauben in dir in Erinnerung habe, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir.« (2. Timotheus 1,5; Elb.CSV)
»und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die imstande sind, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.« (2. Timotheus 3,15; Elb.CSV)
Aber auch gegenüber Männern – als Brüdern in Christus – dürfen die Schwestern Ermutigung geben, Trost spenden, Ermahnen und korrigieren, sowie Wegweisung geben.

Es sind keine unwichtigen Punkte die ich aufgezählt habe und niemand sollte sie gering achten. Gott hat den Frauen Aufgaben in der Gemeinde übertragen und ohne die Wahrnehmung dieser Aufgaben wäre Gemeinde nicht denkbar.