Dienstag, 13. Juli 2010

Schafe weiden oder Böcke belustigen?

C.H. Spurgeon - Quelle: Missionswerk Werner Heukelbach

Dieser Artikel erschien um 1900 in der Zeitschrift "The Kings Business" mit Autorenangabe C. H. Spurgeon. Obwohl dieser Artikel in keinem anderen Schriftstück des englischen Predigers erwähnt wird, bestätigen Kenner seiner Schriften, dass der Sprachstil des Textes typisch für C.H. Spurgeon ist. Übersetzung von Patrick Tschui, Schweiz.
Ein Übel hat sich unter den bekennenden Christen eingeschlichen, so krass und ungehörig, dass die Allerkurzsichtigsten es kaum übersehen können. Während der letzten paar Jahre hat es sich rasant ausgebreitet wie Sauerteig, der wirkt, bis der ganze Teig durchsäuert ist.
Selten hat der Satan den Gemeinden etwas Schlaueres eingeredet, als dass ein Teil ihres Auftrages sei, den Menschen Unterhaltung zu bieten, um sie gewinnen zu können. Das Zeugnis der Kirche hat sich immer mehr verflacht. Die Puritaner sprachen noch geradeheraus. Dann wurde man gleichgültig und nahm weltliche Einflüsse nicht mehr so tragisch. Bald wurden sie am Rande der Gemeinden toleriert. Heute werden sie offiziell eingesetzt mit dem Argument, dass man so die großen Massen erreichen könne.

Dem entgegne ich als Erstes: Nirgends in der Schrift wird ersichtlich, dass es zu den Aufgaben der christlichen Gemeinde gehört, den Menschen Unterhaltung anzubieten. Wenn das zu den geistlichen Werken gehörte, hätte nicht Jesus Christus dies erwähnt? Er sagte aber: "Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung" (Markus 16,15). Das ist deutlich genug.
Ebenso deutlich wäre es gewesen, hätte er hinzugefügt "...und bietet denen, die das Evangelium nicht mit großem Interesse annehmen, Unterhaltung an." Wir finden aber keine solchen Worte. Es scheint, dass er nicht an so etwas gedacht hat.
Nehmen wir eine andere Stelle: "Er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer ... für das Werk des Dienstes" (Epheser 4,11ff.) Wo ordnen wir da die Spaßmacher ein? Der Heilige Geist erwähnt sie nicht. Wurden die Propheten verfolgt, weil sie die Zuhörer zum Lachen brachten oder weil sie sich weigerten, dies zu tun?

Zweitens: Das Anbieten von Unterhaltung steht in direktem Gegensatz zur Lehre und zum Leben Christi und all seiner Apostel. Was war die Stellung der Gemeinde gegenüber der Welt? "Ihr seid das Salz..." (Matthäus 5,13), nicht der Zuckerlutscher! Salz wird abgewiesen, nicht (mit Vergnügen) geschluckt. Kurz und hart war die Aussage: "Lass die Toten ihre Toten begraben" (Matthäus 8,22). Jesus meinte dies in heiligem Ernst!
Hätte Christus mehr heitere und angenehme Elemente in seine Predigten eingebaut, hätte er (bei der Begebenheit von Johannes 6,60-69) nicht an Popularität eingebüßt.
Ich lese nichts davon, dass er gesagt hat: "Lauf ihnen nach, Petrus, und sage ihnen, dass wir ab morgen eine neue Art Gottesdienst halten werden, attraktiv, mit kurzer Predigt. Wir werden dem Volk einen angenehmen Abend bereiten. Sag ihm, dass es sich sicher wohl fühlen wird. Schnell, Petrus, wir müssen die Menschen irgendwie herbringen!"
Jesus hatte Erbarmen mit den Sündern, er seufzte und weinte über sie, aber er versuchte nie, sie zu unterhalten. Vergeblich sucht man in den neutestamentlichen Briefen nach dem Evangelium der Unterhaltung. Die Botschaft lautet: "Kommt heraus (aus der Welt), bleibt draußen und haltet euch rein von ihr!"

Die ersten Christen hatten ein großes Vertrauen zum Evangelium und brauchten keine anderen Waffen. Nachdem Petrus und Johannes wegen ihrer öffentlichen Predigten festgenommen worden waren, versammelte sich die Gemeinde zum Gebet (Apostelgeschichte 4). Aber ihre Bitte lautete nicht: "Herr, gib deinen Dienern, dass wir durch harmlose und weise durchdachte Unterhaltung diesen Menschen zeigen können, weich fröhliches Volk wir Christen sind."
Sie ließen sich nicht davon abhalten, Christus zu verkünden; sie hatten keine Zeit, Unterhaltung zu organisieren. Zerstreut durch die Verfolgung gingen sie überall hin und predigten das Evangelium. Sie stellten die Welt auf den Kopf. Das ist der Unterschied zu den lauen Christen heute.

"Oh, Herr, säubere die Gemeinde von all der Fäulnis und dem Unsinn, mit dem der Teufel sie beladen hat und bringe uns zu den Methoden der Apostel zurück!"

Zuletzt: Die "christliche Unterhaltung" verfehlt ihren Zweck. Sie richtet unter Jungbekehrten verheerenden Schaden an. Lasst die Sorglosen und Spötter, die GOTT danken, dass die Kirche ihnen auf dem halben Weg entgegengekommen ist, aufstehen und Zeugnis geben.
Lasst die Schwerbeladenen zu Wort kommen, die durch das "christliche Konzert" Frieden gefunden haben. Lasst die Alkoholiker aufstehen, bei denen das "christliche Theaterstück" den entscheidenden Ausschlag zu ihrer Bekehrung gegeben hat. Niemand wird sich erheben! Die Evangelisation durch Unterhaltung führt niemanden zur Bekehrung.
Was wir heute brauchen, ist gläubiges Studium (des Wortes Gottes) zusammen mit einem ernsthaften geistlichen Leben, wobei das eine aus dem anderen wächst wie die Frucht aus der Wurzel. Wir brauchen biblische Unterweisung, die unseren Verstand und unser Herz so berührt, dass wir in Liebe zu Jesus und zu unseren Mitmenschen entbrennen.
Hervorhebungen von mir / Abbildung gemeinfrei

Montag, 5. Juli 2010

Lasst uns Seine Zeugen sein!

Susan Jacobys Meinungsstück über die evangelikale Bewegung in den USA ist ein Auszug aus ihrem Buch "The Age of American Unreason". Der Kommentar zeigt genüsslich auf, dass die Bibeltreue dort am üppigsten blüht, wo das Bildungsniveau am tiefsten liegt…
Quelle: SpiegelOnline / 01.07.2010


Schon Paulus sagte:
»wir aber predigen Christus als gekreuzigt, den Juden ein Anstoß und den Nationen eine Torheit (1. Korinther 1,23; Elb.CSV)
Warum hätte dies in der Zwischenzeit anders werden sollen? Wundert uns das wirklich? Im Kern geht es immer um die Person des Herrn Jesus Christus, von dem es heißt:
»Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.« (Kolosser 1,16; Elb.CSV)
Von Ihm weiß der Apostel an anderer Stelle zu berichten:
»Der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.« (Philipper 2,6-8; Elb.CSV)
Wenn Sie darüber mehr wissen möchten, lesen sie bitte hier weiter.

An dieser Stelle möchte ich auf etwas anderes eingehen. Ich fürchte nämlich, dass uns Christen die intellektuelle Anerkennung manchmal wichtiger ist, als „außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ zu sein (siehe Hebräer 13,13; Elb.CSV).
Man gibt viel auf theologische Titel, akademische Ehren, Ansehen der Person (!) oder will einfach nicht als "Depp" dastehen. Paulus hatte einst zu Füßen Gamaliels gelernt (siehe Apostelgeschichte 5,34 + 22,3). Aber der Apostel bezeugt:
»ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne.« (Philipper 3,8; Elb.CSV)

William MacDonald schreibt über 1. Mose 1:
»Im Anfang schuf Gott…« Diese ersten vier Worte der Bibel sind die Grundlage des Glaubens. Glauben Sie diese Worte, und Sie können alles Folgende in der Bibel ebenfalls glauben. […] Der göttliche Bericht setzt die Existenz Gottes voraus, anstatt sie beweisen zu wollen. Die Bibel hat einen besonderen Namen für die Menschen, die sich entschließen die Realität Gottes zu leugnen: Er lautet »Narr« (Ps 14,1 und 53,2).
Quelle: William MacDonald, Kommentar zum Alten Testament, 1. Auflage 2005, CLV, Bielefeld / Hervorhebung von mir

Gott möge Gnade schenken, dass noch einige Christen begreifen, was es heißt Seine Zeugen zu sein:
»Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.« (Apostelgeschichte 1,8; Elb.CSV)
So kommen wir wieder zurück zu dem womit wir begonnen haben: Im Kern geht es immer um die Person des Herrn Jesus Christus! Gott will, das wir Zeugen sind, Zeugen Jesu!
Kein (theologischer) Beweis. Zeugnis! Zeugnis der Wahrheit des Wortes Gottes, von dem der Herr der Gemeinde in Pergamus sagt, dass er selbst „das scharfe, zweischneidige Schwert hat“.
»Es steht geschrieben«, und was geschrieben steht, verfehlt nicht sein Ziel. Darin liegt die Stärke unserer Beweisführung. »Es steht geschrieben«, Gott hat es gesagt, und das ist genug.
[…]
Unser Herr wurde in allen Dingen versucht, in gleicher Weise wie wir, und hierin hat er Mitleid mit uns, aber er widerstand den Versuchungen, und darin ist er unser Vorbild. Wir müssen ihm folgen, wenn wir seine Siege mit ihm teilen wollen.
Quelle: Charles H. Spurgeon, Es steht geschrieben, Die Bibel im Kampf des Glaubens, 3. Auflage 2004, CLV, Bielefeld

Wenn wir siegen wollen, dürfen wir uns das Schwert das wir haben nicht nehmen lassen und noch weniger selbst zur Seite legen, weil wir meinen zusätzliche „Hilfen“ zu brauchen. Meine Lieben, in Wahrheit ist alles unnütz, es ist wie der Apostel Paulus sagte „Dreck“. Das kleinste Kind in dessen Herzen der Herr Jesus wohnt kann ein treuerer und wahrhaftigerer Zeuge für Ihn sein, als wir es manchmal waren. Geben wir uns doch keinen Illusionen hin. Es gibt genügend Geschwister die sich auf ihr „Wissen“ etwas einbilden, hochmütig sind das es kracht und sich mit einem geistlichen „Mäntelchen“ in scheinbarer Demut selbst betrügen. Aber es ist ein zweischneidiges Schwert und in erster Linie hat es uns zu beurteilen (vgl. Hebräer 4,12), bevor wir dieses Schwert sicher gebrauchen können. Dies dürfen wir nie vergessen!

Der Herr bezeugte der heuchelnden Menge, die eine Ehebrecherin vor Ihn schleppte ihre Schuld (siehe Johannes 8); »[…] Johannes hatte Herodes gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.« (Markus 6,18; Elb.CSV). Und Paulus sprach gegenüber dem Statthalter Felix über »Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und das kommende Gericht« (vgl. Apg 24,25).
Petrus bekannte:
»Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass dieser der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten ist.« (Apostelgeschichte 10,42; Elb.CSV)
Es ist interessant hier Spurgeon noch einmal zu hören, dessen Worte weit über seinen Tod hinaus nicht aktueller sein könnten:
Ein lieber Bruder hat mit großer Treue in der letzten Zeit immer wieder Artikel geschrieben, daß die Schwäche der neueren Predigt die sei, daß sie die Gerechtigkeit Gottes und die Bestrafung der Sünde ignoriere. Sein Zeugnis ist wahr, und das Übel, das er anspricht, ist unberechenbar groß. Wir können nicht jenen Teil der Wahrheit, der so dunkel und so ernst ist, auslassen, ohne die Kraft aller anderen Wahrheiten, die wir predigen, zu schwächen. Wir berauben die Botschaft von Jesus, »der uns aus dem zukünftigen Zorngericht errettet« (1. Thess. 1,10), ihres Glanzes und ihrer großen Dringlichkeit. Brüder, lassen Sie nichts aus.
Seien Sie aber auch mutig genug, unbeliebte Wahrheit zu predigen. Das Unheil, das verursacht wird, wenn wir dem Worte des Herrn etwas hinzufügen oder etwas davon abtun, mag nicht zu unserer Lebenszeit eintreffen; aber sollte es in einer anderen Generation zur Reife kommen, so würden wir ebenso schuldig sein.
Quelle: Charles H. Spurgeon, Es steht geschrieben, Die Bibel im Kampf des Glaubens, 3. Auflage 2004, CLV, Bielefeld

Viel Schuld wurde aufgehäuft, seid Spurgeon diese Worte sprach. Wir beklagen zurecht den erbärmlichen Zustand im Reich Gottes und in unseren Gemeinden. Und ich habe keinerlei Zweifel, dass es sich dabei um ein Gericht Gottes handelt, das Er - aufgrund unseres Versagens! - zulässt (vgl. 1. Petrus 4,17).

Deshalb lasst uns das Wort wieder nehmen und täglich das Werk als Beurteiler an unserem Herzen tun. Und dann lasst uns in dem Vertrauen darauf laufen, das es dieses Werk auch an den Herzen anderer zu tun vermag. So wie Zinzendorf einst dichtete:
Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,
worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist's nicht um tausend Welten,
aber um dein Wort zu tun.
Kostbarer, wundervoller Herr! Kostbares, wundervolles Wort!

Samstag, 3. Juli 2010

Wird der "schmale Weg" verbreitert?

So fragte der Essener Jugendpfarrer Wilhelm Busch bereits 1958 im Buch „Verkündigung im Angriff“1). Die Frage ist aktueller denn je und doch wird sie immer weniger gestellt. Das Ringen um die biblische Wahrheit wurde fast eingestellt. Oft wird missachtet, dass um die Konzepte der heutigen Evangelisation z.B. zwischen Billy Graham und Dr. Martyn Lloyd-Jones mit Nachdruck gerungen wurde. Aber auch dies war nur eine Verlagerung der Debatte die schon unter Charles Finney und Asahel Nettleton stattgefunden hatte.

Im Jahr 2002 hielt Paul Washer auf einem Jugendkongress eine Predigt mit dem Titel "ten indictments“ – zehn Anklagen – und brachte darin seine Betroffenheit gegenüber dem Niedergang der Wahrheit unter den Evangelikalen zum Ausdruck.

Weder fehlt es, noch fehlte es in der Vergangenheit an Hirten, die ihre aufrichtige Besorgnis gegenüber Tabubrüchen unter denjenigen die sich „bibeltreu“ nennen zum Ausdruck gebracht haben. Tatsächlich hat man diese Geschwister ignoriert und den schmalen Weg verbreitert.
Nicht umsonst schrieb ich vor einiger Zeit über „Buße bei Gläubigen“. Es ist nicht nur meine Überzeugung, sondern auch ein Teil meines eigenen Weges, das wir von falschen Wegen umkehren können.

„Bibeltreue“ ist kein Prädikat, das wir uns selbst ausstellen könnten. Das ist eine ernste Sache. Entweder sind wir seinem Wort treu oder wir sind es nicht. Wir mögen uns irren, aber das kann niemals bedeuten auf einem eigenwilligen Weg weiterhin zu beharren auf dem wir eben nicht treu sind! Gott will das wir beständig nach Seinem Weg fragen, ihn erkennen und gehen!

Daher erhebe ich diese Anklage und ich tue es nicht leichtfertig, sondern schweren Herzens, wenn ich sehe wie die Herde des Herrn Zerrissenheit, Verführung, Zerrüttung des Glaubens, Spaltungen und Parteiungen ausgesetzt ist:
So wie einst in den Tagen Jeremias erleben wir es auch heute:
»Und ich habe Wächter über euch bestellt, die sagen: Achtet auf den Schall der Posaune! Aber sie sprechen: Wir wollen nicht darauf achten.« (Jeremia 6,17; Elb.CSV)

Manche scheinen auch folgende Verse völlig aus ihrer Bibel gestrichen zu haben:
»Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und, den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmt ihren Glauben nach.« (Hebräer 13,7; Elb.CSV)
»Und von den Kindern Issaschar: Männer, die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste; ihre Häupter, 200; und alle ihre Brüder folgten ihrem Befehl.« (1. Chronika 12,33; Elb.)
Wilhelm Busch sagte einmal zum Thema Sünde und Hölle:
„Entweder waren unsere Väter Narren, wenn sie in ihren Predigten die Sünder warnten - oder wir sind Narren, die wir alles tun, nur das Wichtigste nicht.“
Man kann diesen Satz heute auch gut verallgemeinern: „Entweder waren unsere Väter Narren – oder wir sind Narren.“
Wer sich mit der reformatorischen Theologie, den Erweckungen und Aufbrüchen des 18. Jahrhunderts, den Puritanern oder aber mit Männern wie Spurgeon, Darby, Kelly, Whitefield, Edwards, Wesley oder Tozer beschäftigt, muss feststellen: Was diese Männer vertraten und lehrten ist nicht das, was heute vertreten und gelehrt wird!

Wilhelm Busch führt in obig schon erwähntem Artikel aus:
1. Man erklärt: "Wir müssen zuerst mit der Jugend Kontakt suchen, ehe wir das Evangelium sagen können."
Ich finde, daß diese Erklärung ein erbärmliches Armutszeugnis ist. Ich habe alte Christen kennengelernt, die einen ungeheuren seelsorgerlichen Einfluß auf junge Menschen ausübten, nicht etwa dadurch, daß sie "Kontakt suchten", sondern dadurch, daß sie eine große Liebe hatten und eine große Vollmacht. […]

2. […]"Die Kirche hat früher den Menschen gesagt, wie sie selig sterben können. Heute müssen wir ihnen sagen, wie sie richtig leben können." […]
Damit stehen wir wieder bei der "Aufklärung". Das war eine geistige Bewegung, die um das Jahr 1800 die Kirche verwüstete, weil man nicht mehr Vergebung der Sünden predigen wollte, sondern "Lebenshilfe".

3. Die dritte Begründung, die uns für das Demas-Wesen in der evangelischen Jugendarbeit genannt wird, ist die kümmerlichste. Im habe sie oft genug, namentlich in Süddeutschland, gehört: "Wir müssen doch beweisen, daß wir in die Welt hineinpassen."
Ach du liebe Zeit! Dahinein passen wir (abgesehen von einigen komischen Typen) nur allzu gut! Die Frage ist vielmehr, ob wir in das Reich Gottes hineinpassen und ob an uns die Früchte des Heiligen Geistes, die in Galater 5, 22 genannt sind, sichtbar werden.
Die moderne Jugend fragt uns nicht, ob wir in die Welt hineinpassen, sondern sie fragt uns, ob wir eine göttliche Botschaft für sie haben, die wirklich dem Menschen im tiefsten Grunde hilft. […]
Da registrieren sie mit Begeisterung, wie viel Jugend sie "erreicht" haben und bedenken gar nicht, daß es nicht ums "erreichen" geht, sondern um einen heiligen Auftrag: "Ihr sollt meine Zeugen sein." Da werden Geld und Kraft verschwendet für Torheit und Allotria. Und die wirkliche Gemeinde seufzt und ist betrübt. Die ernsten jungen Menschen aber wenden sich schaudernd ab von einer Christenheit, die selbst kein Vertrauen mehr zu ihrer Botschaft hat.
Vieles was heute in der Jugendarbeit, aber auch in der Evangelisation stattfindet muss tatsächlich so eingeordnet werden, wie es Wilhelm Busch tut: Es sind erbärmliche Armutszeugnisse, weit entfernt von dem was Buße und Vergebung der Sünden eigentlich bedeutet. Torheit und Allotria – Vorprogramm, Theater, Phantomime, E“fun“gelisation - , anstatt Vertrauen auf die Botschaft des Evangeliums und seine Kraft. Als würde Gott nicht sagen:
»Ist mein Wort nicht so wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?« (Jeremia 23,29; Elb.CSV)
»Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens;« (Hebräer 4,12; Elb.CSV)
Dabei hinterfrage ich nicht die Motivation dieser Geschwister. Ich bin davon überzeugt, das es zutiefst ihr Wunsch ist Menschen zum Herrn Jesus zu führen - aber sie gehen dabei den falschen Weg. Hören wir deshalb noch einmal Wilhelm Busch:
Unser Herr hat seiner Kirche befohlen: "Ihr sollt meine Zeugen sein." Das ist ein klarer Auftrag. Nun ist es doch einfach ungehorsam, wenn die Christen erklären: "Herr, für unsere Zeit paßt das nicht mehr so ganz. Wir können nicht immer nur von Dir reden, denn wir müssen den jungen Leuten heute helfen, richtig in das Leben hineinzufinden. Oder wir müssen zumindest zuerst ziemliche Anmarschwege machen, ehe wir Dir, Herr, gehorchen können."
In meiner Bibel steht: "Predige zur Zeit und zur Unzeit!" Da haben wir die klare Anweisung, nicht nach dem Erfolg zu fragen, sondern unseren Auftrag auszurichten.
Der Herr wird mich an jenem Tage nicht fragen, ob ich ungeschickt war, wenn ich mit der Tür ins Haus fiel und einem jungen Menschen sagte: "Du brauchst Jesus!" Aber Er wird mich richten, wenn ich in fleischlicher Klugheit meinen Auftrag zurückstellte.
Fragen wir uns also aufrichtig: Sind wir Seine Zeugen? Verstehen wir uns als Gesandte des Herrn Jesus Christus, die Seine Botschaft treu, ohne Abstriche, aber auch ohne Hinzufügungen weiterzugeben wissen?
Oder meinen wir methodische Spielereien müssten dem Wort nachhelfen? Ich fürchte dann sind wir nahe daran „eine Form der Gottseligkeit [zu] haben, deren Kraft aber verleugnen“2). Stellen wir nicht in „fleischlicher Klugheit“ unseren Auftrag zurück oder wandeln ihn gar ab, sondern gehen in geistlicher Freimütigkeit voran!
Nochmals: Ein biblischer Weg ist möglich, er stand immer offen und immer haben Männer Gottes darauf hingewiesen. Verbreitern wir nicht den „schmalen Weg“. Kehren wir zurück zu Seinem Wort, das allein Macht hat Menschenherzen zu erreichen.

1) Das Buch ist eine Sammlung von verschiedenen Artikeln und erschien 1968, zwei Jahre nach dem Tod von Pfarrer Busch. Im Allgemeinen wird das Erscheinen des Artikels auf 1958 datiert.
2) siehe in 2. Timotheus 3,5