Donnerstag, 22. September 2011

Momentaufnahmen – Nr. 1

= Kurze Gedankenimpulse, die sich aus persönlichen Kontakten und den jahrelangen Forendiskussionen, Bibelstudien, etc. ergeben haben. Zum Teil zum besseren Verständnis leicht abgewandelt.

Diesmal: Aus einer persönlichen Email, die ich einem Bruder über die Entwicklung in christlichen Internetforen schrieb (bevor ich 2007 diesen Blog begann)...
Ich habe immer mehr den Eindruck, das man unter Ermahnung langsam nur noch ein Urteilen versteht und kein Erklären mehr; Es bringt aber niemand geistlich weiter mit Ergebnissen konfrontiert zu werden, anstatt das versucht wird Verständnis zu wecken. Wenn mir jemand sagt etwas sei falsch, würde ich schon gerne wissen warum, zumal dann wenn ich lange und breit erkläre warum ich eine bestimmte Sichtweise habe.

Dienstag, 20. September 2011

"Christliche" Anonymität - Einige Gedanken

»Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du? Jesus sprach zu ihnen: Durchaus das, was ich auch zu euch rede.« (Johannes 8,25; ElbCSV)
Das Wesen und die Rede des Herrn Jesus Christus standen in völliger Übereinstimmung miteinander. Und Er allein konnte von sich selbst als der Wahrheit (s. Johannes 14,6) reden.

Es ist nicht immer so, das auch in unserem Leben das was wir sind und das was wir reden übereinstimmen. Das müssen wir freimütig bekennen. Gleichfalls sollen wir unseren Herrn Jesus als Vorbild vor Augen haben, um Ihm freudig nachzueifern.

Ist ein anonymes Auftreten vereinbar mit Transparenz und Ehrlichkeit?
Im Allgemeinen sicherlich nicht. Es mag Ausnahmen geben, wo Menschen mit ernsten Problemen nach Hilfe suchen, ohne sich ihrem Umfeld offenbaren zu können. Es macht jedoch durchaus einen Unterschied ob man diese Hilfe öffentlich z.B. in einem Forum sucht oder diskret und im persönlichen Kontakt mit einem Seelsorger*. Letzteres ist dem ersteren immer vorzuziehen.
* Eine empfehlenswerte Anlaufstelle für Hilfesuchende ist z.B. http://www.bibelseelsorge.de/

Paulus schreibt einmal an Timotheus:
»So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide Trübsal mit dem Evangelium, nach der Kraft Gottes;« (2 Timotheus 1,8; ElbCSV)
Es mag verlockend sein, seine wahre Identität hinter einem Pseudonym zu verbergen. (Gerade im Internet).

Frank Binford Hole schreibt in seinem Kommentar zum 2. Timotheusbrief:
»Viele von uns arbeiten gerne bei der Evangelisationsarbeit mit, um auch am Erfolg beteiligt zu sein und schließlich an der Belohnung für diesen treuen Dienst im kommenden Reich. Aber an den Leiden beteiligt zu sein, ist eine andere Sache.
Quelle: Grundzüge des Neuen Testaments, Band 4, Galater – Philemon, CSV, Hückeswagen

Dies ist eine Sache, die wir nicht oft bedenken. Sich des Zeugnisses des Herrn nicht zu schämen, bedeutet in Kauf zu nehmen dafür Trübsal zu erleiden.

Es muss so deutlich gesagt werden: Wer wir sind und was wir reden soll genauso übereinstimmen, wie wir bereit sein sollen für unser Zeugnis zu leiden. Und auch darin ist unser Herr das Vorbild: Jesus Christus ist der „treue und wahrhaftige Zeuge“ – so bezeugt ihn die Offenbarung (s. 1,5 + 3,14). Treu und wahrhaftig – so sollen auch wir in unserem Zeugnis erfunden werden. Dies können wir nicht aus uns heraus, sondern nur „nach der Kraft Gottes“.

Freitag, 16. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 10 (Teil 3/3)

Buch: Als Frau zur Ehre Gottes leben – Eine Ermutigung zu biblischem Frausein
Autor: Rudolf Ebertshäuser

»Wenn die Frau ein Abbild der Gemeinde in ihrer Beziehung zu Christus ist, dann bringt sie mit dem Schweigen in der Gemeindeversammlung die rechte, gottgewollte Herzenshaltung der Gemeinde zum Ausdruck, die um ihren Herrn versammelt ist, um Ihn zu ehren und Sein Wort zu hören.« (ebd., Seite 105; vgl. Seite 133). Und: »Nach Gottes Plan sollte die Frau ein Abbild für die keusche, reine Brautgemeinde des Christus sein, die Christus in hingegebener Treue anhängt.« (ebd., Seite 139)
Es wäre gut, wenn solche geistlich begründeten Einsichten (hier zu Epheser 5) in der Debatte über die Stellung der Frau in der Gemeinde mehr Beachtung finden würden. Stattdessen wird der emanzipatorischen Selbstverwirklichung der Frau das Wort geredet. Das dabei der Herr, Jesus Christus, als Haupt der Gemeinde missachtet wird, ist die traurige Realität. Wenn wir deshalb mit der Frage konfrontiert sind, wie wir selbst dem Herrn nachfolgen wollen, so beginnt es damit Ihm den Platz in unserem Leben einzuräumen, der Ihm gebührt.
»Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott.« (1. Korinther 11,3; ElbCSV)
»Wir sehen hier eine Grundordnung der Autorität. Diese Ordnung gilt grundsätzlich in der ganzen Schöpfung, also nicht nur in der Gemeinde«»Hier geht es nicht um Mann und Frau in der Ehe (das finden wir in Eph 5,22-23), sondern um eine von Gott verordnete grundsätzlichliche Autoritätsabstufung.« (Ebertshäuser, Seite 108)

Wir brauchen hier nicht erörtern, dass die Welt dies anders beurteilt. Vielmehr interessiert mich die Frage was Gemeinde ist und das die Ordnungen Gottes – wenn schon nicht in der Welt – dann doch innerhalb der Gemeinde beachtet werden. Mittlerweile sollte auch klar geworden sein, das es nicht um eine erzwungene, sondern eine freiwillige, nicht um eine geringachtende, sondern um eine wesensmäßig begründete und bejahte Unterordnung geht. Auch hierin wird uns der Herr Jesus als Vorbild vor Augen gestellt. »Wenn Er, der doch Gott und Herr ist und mit dem Vater eins und Gott gleich ist (Joh 10,30; Phil 2,6), sich so unterordnet – sollten wir es nicht umso williger und entschiedener tun, die wir bloß nichtige Geschöpfe sind?« (ebd., Seite 109)

»Das tiefere Verständnis von Gottes Ordnungen kommt oft erst, wenn wir sie im Gehorsam ausleben!« (ebd., Seite 114)
Ich halte dies für eine entscheidende Herzensfrage. Es mag manche geben, die zwar Gottes Ordnungen ausleben, aber mit einem sehr zwiespältigen Herzen. Es ist jedoch ein großer Unterschied vorhanden zwischen Gehorsam und Formalität. Wir sollten uns nie mit dem formalen Einhalten von Gottes Geboten zufrieden geben, sondern lernen „von Herzen gehorsam“ (vgl. Römer 6,17) zu sein.
So schreibt der Bruder dann auch später:
»Wir können als Gläubige Gottes Ordnungen nur in der Kraft des Geistes ausleben, wenn wir im Glauben festhalten, daß unser Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden mit Christus gekreuzigt ist (Gal 5,24), wenn wir in Selbstverleugnung und bewußter Gemeinschaft mit unserem auferstandenen Herrn leben.« (ebd., Seite 125)

Es ist überhaupt ein seelsorgerliches Buch, welches sich auch darum bemüht die »gründliche Reinigung unseres Herzensbodens von Steinen und allerlei Unkraut« (ebd., Seite 144) anzugehen. Der Bruder weiß um die ungeraden Wege, die sich auch bei Gläubigen finden lassen und zeigt wiederum (wie auch im Buch „Als Mann zur Ehre Gottes leben“) den guten, biblisch begründeten Weg auf und wie wir diesen zu gehen vermögen. Dabei wird uns wohl allen bewusst sein – ob Frau oder Mann –, »wir alle straucheln oft.« (siehe Jakobus 3,2a; ElbCSV). So trifft das Folgende natürlich auch für Männer zu, mag in diesem Zusammenhang aber doch ganz konkret den Frauen mit auf den Weg gegeben sein:
»Eine gläubige Frau, die nur halbherzig und mit faulen Kompromissen dem Wort Gottes gehorcht, wird immer im inneren Zwiespalt sein, unzufrieden und geistlich kraftlos – eine Frau mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen ihren Wegen (vgl. Jak 1,8). In der Beziehung zum Herrn kann sie nicht wirklich Erfüllung finden, weil ihre Neigung zur Welt und ihren Wegen den Herrn und Seinen Geist betrübt.« (Ebertshäuser, Seite 204)
Wie viel an Unzufriedenheit, Kraftlosigkeit und Mangel an Erfüllung ließe sich wohl vermeiden, wenn alle Halbherzigkeit und alle Kompromisse aufgegeben werden würden? Ich frage mich das oft, nicht als jemand der in diesem allem etwa vollkommen wäre, aber doch aufrichtig, wenn ich sehe mit wie viel Mühen und Not beladen Gläubige dem Herren widerstehen. Sind es diese eigenen Wege wirklich wert? Gottes Wort warnt mehrmals: »Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade erscheint, aber sein Ende sind Wege des Todes.« (Sprüche 14,12 und 16,25; vgl. Sprüche 21,2)

Wie nötig haben wir es doch unsere Wege ernsthafter vor Gott zu prüfen; mancher Weg der einmal gerade erschien, führte am Ende doch in die geistliche Verarmung. Wie sorglos wurde so manche Entscheidung im Leben getroffen, indem unser Herz uns betrog. Wenn ich diesen Wunsch am Ende äußern darf, dann sei es, dass wir doch immer mehr begreifen mögen, wie abhängig wir doch in allem von unserem Herrn Jesus Christus sind.
Die letzten Worte, die Martin Luther an seinem Todestag niederschrieb waren diese:

»Wir sind Bettler, das ist wahr.«

Mittwoch, 14. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 10 (Teil 2/3)

Buch: Als Frau zur Ehre Gottes leben – Eine Ermutigung zu biblischem Frausein
Autor: Rudolf Ebertshäuser

Ich will an dieser Stelle einige Punkte die mir deutlich vor Augen stehen überspringen. Dies resultiert – wie schon erwähnt – aus der persönlichen Behandlung des Themas Nachfolge, dem ich die allgemeine Betrachtung unterordne. Trotzdem diesen Gedanken am Rand: Es verwundert schon, wie notwendig die Verteidigung (Apologetik) klarer biblischer Anweisung gegenüber Angriffen, aber auch Gleichgültigkeit unter Gläubigen, geworden ist. Die Überhebung des Menschen kennt hier keine Grenzen. Dies wurde mir auch bewusst bei etwas, was der Bruder über 1 Timotheus 2 schreibt:
»Auch die zusätzliche Begründung in V. 14 berührt die Tatsache, daß die Frau nicht als Haupt geschaffen wurde und es schwerer hat, Verführung zu durchschauen und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen.« (Ebertshäuser, Seite 83)
Es gibt wohl nur wenige Frauen die diesen Umstand klar sehen und demütig anerkennen. „Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen“ (siehe Vers 14). Dies schmälert in keiner Weise die Verantwortung die Adam trug, sowohl bezüglich seiner Frau, als auch vor Gott. Der Punkt ist ein anderer: Das Gute, das Gott wesensmäßig in die Frau hineingelegt hat, beispielsweise zur Mutterschaft und Fürsorge, erweist sich in andern Punkten als Schwäche. Die Schwächen des Mannes sind andere, so muss beispielsweise ein Ehemann daran erinnert werden »wohnt bei ihnen nach Erkenntnis als bei einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden.« (1. Petrus 3,7b; ElbCSV)

Es ist keine Phrase, wenn wir gesagt haben, das Mann und Frau sich (in der Ehe) ergänzen sollen. Auch darin den Schwächen des Anderen zu begegnen und gemeinsam von den jeweiligen Stärken zu profitieren. So darf sich alles wunderbar fügen.

Wenn wir so ein wenig eine Vorstellung bekommen von den wesensmäßigen Unterschieden die Gott in der Schöpfungsordnung im Menschen angelegt hat, so werden wir auch kein Problem damit haben, wenn Paulus gerade diese Ordnung anführt, um das Lehrverbot der Frau in der Gemeinde zu begründen. Es ist kein willkürliches Gebot, sondern »ein Gebot des Herrn« (s. 1. Korinther 14,37). Und wir tun gut daran es nicht nur zu beachten, sondern uns auch über die Gründe klar zu sein, warum es gegeben wurde.
»Frauen, die aus der Zurückgezogenheit und Unterordnung heraustreten, um die Stelle des Mannes einzunehmen, öffnen sich derselben Verführung des Satans wie einst Eva.« (Ebertshäuser, Seite 83)
Ich will es hier noch einmal betonen: Die Frau hat von Gott ihrem Wesen gemäß wunderbare Stärken erhalten. Gleichfalls der Mann – seinem Wesen gemäß. Nur: Dort wo vom innersten Wesen her Schwächen vorhanden sind, werden diese durch Selbstüberschätzung nicht negiert. Gerade deshalb bespreche und empfehle ich diese Bücher, weil ein biblisches Verständnis, sowohl vom Mannsein, als auch vom Frausein essentiell für die Nachfolge ist.
»Der geistliche Dienst der Frauen ist unentbehrlich für eine gesunde biblische Gemeinde, und er wird in den Augen des Herrn ganz gewiß nicht geringer bewertet als derjenige der Männer.« (ebd., Seite 90)
Auch diesen Punkt wollen wir noch festhalten! Ich erlaube mir die einzelnen Punkte, ohne die zugehörigen Erläuterungen hier anzuführen:
»Die Erziehung der Kinder«, »Ein gastfreies, gottesfürchtiges Haus«, »Gute Werke als Zeugnis für das Evangelium unter Ungläubigen«, »Persönliche Evangelisation und Teilnahme an evangelistischen Aktivitäten der Gemeinde«, »Barmherzigkeit, Hilfe und Trost für Gläubige«, »Praktische Diakonie«, »Kinderarbeit in der Gemeinde«, »Unterstützung für das Werk des Herrn«, »Gebet und Fürbitte«, »Unterstützung für den geistlichen Dienst des Mannes« (ebd., Seiten 90-92)
In einem letzten Teil wollen wir die Betrachtung des Buches dann abschließen.

Montag, 12. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 10 (Teil 1/3)

Buch: Als Frau zur Ehre Gottes leben – Eine Ermutigung zu biblischem Frausein
Autor: Rudolf Ebertshäuser
Auflage: 1. Auflage 2008; überarbeitete, erweiterte Fassung des 2003 erschienenen gleichnamigen Buches
Verlag: CLKV Verlag, Steffisburg
Seitenzahl: 220

Schon im Vorwort betont der Bruder: »Dieses Buch richtet sich nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer. Ich halte es für sehr wichtig, daß sich auch alle der Bibel verpfllichteten gläubigen Männer mit der Lehre der Bibel über die Frau beschäftigen« (ebd., Seite 7)

An dieser Stelle möchte ich eine allgemeine Betrachtung vernachlässigen; und zwar zugunsten einiger persönlicher Anschauungen und damit auch den Gedanken des „Tagebuchs“ in diesem Eintrag stärker aufgreifen. Beachten wir, was der Autor im Folgenden schreibt:

»Viele Christen sind heute offen oder heimlich unzufrieden mit Gottes Ordnungen und hadern mit Gott; sie versuchen, Gottes Wort zu umgehen, wo es ihnen nicht gefällt, und sie ernten nur Züchtigung und Kraftlosigkeit, Not und Elend dabei. Gottes Ordnungen sind vollkommen und gut – das gilt auch für Gottes Gedanken bei der Erschaffung von Mann und Frau.« (ebd., Seite 21)
Man muss nicht immer auf andere sehen, manchmal reicht es sein eigenes Leben zu betrachten, wenn schon erfreulicherweise nicht die Gegenwart, so doch die Vergangenheit. Ohne hier ins Detail gehen zu wollen, so muss es doch deutlich gesagt werden: »Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten.« (vgl. Gal 6,7b; ElbCSV). Und Paulus warnt uns: »Werdet rechtschaffen nüchtern und sündigt nicht, denn einige sind in Unwissenheit über Gott; zur Beschämung sage ich es euch.« (1 Korinther 15,34; ElbCSV)

»Die Frau als Hilfe des Mannes war in den Gedanken Gottes nicht eine erniedrigte Sklavin, sondern eine Fürstin (der Name »Sarah« drückt dies aus), eine Königin an der Seite ihres Mannes, berufen, mit ihm und unter seiner Autorität über die Schöpfung zu herrschen (vgl. 1Mo 1,28).« (Ebertshäuser, Seite 26)
Mir gefällt das sehr gut, zeigt es doch wie wichtig es ist, bei der Wahl des Ehepartners wirklich nach einer Entsprechung zu suchen. In der Chemie spricht man von Synergie, wenn die Wirkung zweier Stoffe kombiniert sehr viel höher ist als die Einzelwirkungen der Stoffe es vermuten lassen. Und so mancher mag dabei wohl zurecht auch an Prediger 4,12 denken.

»Lea (1. Mose 29), die zwar nicht so attraktiv wie ihre Schwester war, wohl aber die geistlichere Frau« (ebd., Seite 31)
In der Aufzählung geistlicher Frauen bin ich an der Stelle kurz hängengeblieben, weil ich mir darüber nie Gedanken gemacht habe. Man sieht immer Jakob und was er bereit ist für Rahel zu tun „weil er sie liebte“. Doch möglicherweise hatte Jakob nicht nur die falschen Prioritäten, sondern nicht einmal erkannt was er an Lea hatte. Sind wir Männer manchmal wirklich so blind?

»Unser Gehorsam hat als höchste Triebkraft die Liebe zu unserem Herrn und Erlöser: Wer nur denjenigen Geboten Gottes gehorchen will, die er auch versteht, hat das Wesen des Glaubensgehorsams noch nicht verstanden, zu dem wir berufen sind. »Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen« (Joh 14,23).« (ebd., Seite 37)
Dieser Gedanke ist mir schon seit langem wichtig. Seit ich erlebt habe, wie jemand sein eigenes Verständnis zum Götzen erhoben hat, indem diese Person alles ignorierte, was sie nicht verstand. Und schlimmer noch, bestimmte Bereiche der biblischen Lehre bewusst ausgeklammert hat. Wenn man sich nicht mit einer Sache beschäftigt, so hat sie auch keine Bedeutung für das eigene Glaubensleben. Empfinde nur ich eine solche Haltung als perfide?

»Dem fleischlichen Selbstleben ist die Unterordnung zuwider; es sträubt sich mit aller Macht gegen die Unterwerfung unter Gott wie auch gegen den Gehorsam dem Mann oder anderer Obrigkeit gegenüber.
Wir können als Gläubige dieses rebellische, eigensüchtige Ichleben nur besiegen, wenn wir es bewußt im Glauben in den Tod geben und uns als solche sehen, die mit Christus gekreuzigt sind« (ebd., Seite 61)
Eine Sache, die mir vor allem bei mir selbst in jungen Jahren aufgefallen ist, ist die, dass man dieses „rebellische, eigensüchtige Ichleben“ erst einmal als solches entlarven muss. Man kann dieses nämlich mit einem wunderbaren Deckmäntelchen schmücken und so schön fromm daherschwätzen, dass man der eigenen Selbsttäuschung erliegt. Ich halte dies für eine derjenigen Fragen in der so mancher Gläubige nie wirklich zur geistlichen Reife durchzudringen vermag. Das Wort Gottes kennt solche Illusionen nicht: »Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verdorben ist es; wer mag es kennen?« (Jeremia 17,9; ElbCSV). Dies ist der Hintergrund vor dem wir aufgefordert sind unser Ichleben „bewußt im Glauben in den Tod [zu] geben“, die wir „mit Christus gekreuzigt sind“.

»In unseren Gedanken und innersten Empfindungen wird entweder das lebendige, kräftige Wort Gottes den Sieg behalten und uns zur Unterwerfung unter Gottes guten Willen führen – oder aber die verführerischen Worte der Schlange, die uns Glück und Selbstverwirklichung auf dem Weg des Ungehorsams und Eigenwillens versprechen.« (Ebertshäuser, Seite 74)

Freitag, 9. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 9

Buch: Der Mann wie Gott ihn haben will – 20 Merkmale geistlicher Reife
Autor: Gene A. Getz
Auflage: Copyright der deutschen Ausgabe 2002
Verlag: Christlicher Missions-Verlag, Bielefeld
ISBN: 3-932308-30-1
Seitenzahl: 160

Das Buch beschäftigt sich mit den in 1. Timotheus Kapitel 3 und Titus Kapitel 1 genannten Merkmalen für geistliche Führerschaft. »Jedes Kapitel behandelt ein bestimmtes Merkmal von Glaubensreife und ist in sich abgeschlossen.« (ebd., Seite 11). Und: »neunzehn der aufgezählten zwanzig Qualifikationen« haben »mit dem Ruf, der sittlichen und moralischen Haltung, dem Temperament, den Gewohnheiten sowie der geistlichen und seelischen Reife eines Mannes zu tun.« (ebd., Seite 14)

Diese Feststellung ist schon bemerkenswert. Wir legen den Schwerpunkt oftmals mehr auf die Fähigkeiten, als auf die Person – manchmal trennen wir beides sogar noch analytisch. Aber ist das wirklich biblisch? Und wie steht es um die geistliche Gesinnung, wenn Fähigkeiten (vorhandene oder vermeintlich fehlende) zum maßgeblichen Beurteilungsmaßstab werden?

Halten wir noch einmal fest, was wir schon in Eintrag 8 sehen durften, nämlich, dass es um den Charakter“ (= Gepräge, Abdruck) geht, darum »Jesus Christus ähnlich zu werden.« (ebd., Seite 17). Mancher einfache Gläubige ist da reifer, als es so mancher je sein wird, der sich etwas auf seine Fähigkeiten, sein Wissen oder sein Können einbildet.
»Gläubige verfallen häufig in zwei Extreme: Entweder sind sie in ihren eigenen Augen nichts, oder sie haben übertrieben positive Ansichten über sich selbst. Ein unreifer Mensch ist zwischen diesen beiden Haltungen hin- und hergerissen.« (ebd., Seite 39)
Letztlich ist Nachfolge immer ein schmaler Grad, den wir nur in der völligen Abhängigkeit von Jesus Christus als unserem Herrn und Heiland geradlinig gehen können. Wir stehen immer in der Gefahr zur Rechten oder zur Linken abzuweichen.

Die Bibel unterscheidet verschiedene Arten von Liebe, unter anderem Philia und Agape.

Sehr vereinfacht lässt sich Philia als seelische (o. gefühlsbedingte) Liebe bezeichnen, die ihr Ursache im Gegenüber findet. (Und so auch Sympathie, menschliche Zuneigung oder Freundschaft hervorruft).
Agape (zumindest im Substantiv) ist hingegen unabhängig von Gefühlen und sucht unverbrüchlich das Beste für den Anderen, selbst wenn dieser auch nicht im geringsten einen Ansatz liefert ihn zu lieben. Die göttliche Liebe wird fast immer als Agape bezeichnet; selten – aber durchaus nicht grundlos –als Philia bzw. als Verb phileo z.B. in Johannes 16,27.

Mit dieser kleinen Einleitung verstehen wir auch das folgende Zitat besser:
»Biblische Liebe ist nicht ein Gefühl! Sie ist eine Einstellung und hat mit Handeln zu tun. Biblische Liebe ist Geduld, Freundlichkeit, Großzügigkeit, Demut, Höflichkeit und Aufrichtigkeit, wie Paulus uns in 1. Korinther 13 zeigt.« (ebd., Seite 52+53)
Die Unterscheidung zwischen Philia und Agape ist durchaus keine theoretische. Gerade die Vermengung von beiden hat in der Praxis schon viel Unheil angerichtet, wenn die vermeintliche Agape-Liebe doch „nur“ Philia war. Verstehen sie mich nicht falsch, beides hat seine Berechtigung und seinen Platz, aber Philia kann Agape nicht ersetzen. Dies zeigt sich insbesondere dann wenn andere uns enttäuschen, dann schwindet die seelische Liebe sehr schnell. Die Agape hingegen – lassen sie es mich noch einmal sagen - sucht immer das Beste für den anderen!

Wenn wir nun solche Texte vor uns haben wie 1. Timotheus Kapitel 3, Titus Kapitel 1 oder eben auch 1. Korinther Kapitel 13, dann sehen wir – wenn wir ehrlich sind – sehr deutlich wo wir es nötig haben geistlich zu reifen. Jeder mag sich hier selbst prüfen.

Ein weniges noch zu dem Buch selbst: Ich bin nicht mit allen psychologischen Darlegungen einig die genannt werden. Um den Geist zu nähren halte ich es nicht für notwendig das Fleisch zu analysieren. Daher denke ich auch, dass diesem Bereich weit weniger Bedeutung zukommt als ihm eingeräumt wurde. So interessant und richtig es vielleicht sogar an mancher Stelle sein mag auf die (früh)kindliche Vergangenheit zu verweisen, so wenig nötig halte ich es für das Finden eines geistlich guten Weges. Die Heilige Schrift ist die Grundlage, »damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.« (2 Timotheus 3,17; ElbCSV).
Deshalb schließe ich mit etwas, was der Autor an anderer Stelle schreibt:
»Es gibt keinen Ersatz für die Bibel als Spiegel für jene Lebensgebiete, auf denen wir nicht Jesus Christus reflektieren.« (ebd., Seite 103)

Donnerstag, 8. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 8 (Teil 2/2)

Buch: Als Mann zur Ehre Gottes leben
Fortsetzung…

Wunderbarerweise hört das Buch nicht mit der Aufnahme des biblischen Befundes auf, sondern stellt sich der Frage, wie geistliche Erneuerung und das Pflügen eines Neubruchs möglich ist (vgl. Ebertshäuser, Seite 106; Hos 10,12). Dabei wird auch die Frage beleuchtet welchen schädlichen Einflüssen wir heute, durch den Zeitgeist und historisch falsche Weichenstellungen, ausgesetzt sind.

Zum Beispiel schreibt der Bruder als Ergebnis von »Lustorientierung und Gefühlsabhängigkeit« (ebd., Seite 114): »Der Mann wird zum Sklaven – zum Sklaven seines Geschlechtstriebes mit Pornosucht und Selbstbefriedigung, zum Sklaven seiner Macht- und Erfolgswünsche, seines Drangs nach Selbstbestätigung im Beruf, im Sport.« (ebd.)

Vielfach haben die Gemeinden es versäumt biblische und gottgemäße Antworten auf solche Fragen zu geben. Vielleicht weil man sich nicht vorstellen konnte, das überhaupt jemand solche Probleme haben könnte. Vor Jahren habe ich es einmal erlebt, das ein junges Mädchen aus meinem damaligen Jugendkreis bekannte in einer lesbischen Beziehung leben zu wollen. Leider ist sie wohl bis heute nicht zurechtgekommen.
Gerade deshalb reicht es nicht aus bei dem biblischen Befund stehen zu bleiben, sondern – ebenfalls biblisch begründet – aufzuzeigen wie (!) wir einen guten und gottgemäßen Weg gehen können - eben so wie es der Bruder in seinem Buch tut.

»Wir alle tragen in der Praxis noch verschiedene Züge der Fleischlichkeit und Unmündigkeit an uns, während wir hoffentlich auch gewisse Elemente geistlicher Reife aufweisen. Aber für uns alle ist es sehr wichtig, die Bereiche zu erkennen und zu überwinden, wo wir Züge der Unreife an uns tragen, und mit aller Kraft danach zu streben, zur vollen geistlichen Reife zu gelangen.« (ebd., Seite 125)
Ich fürchte, das auch dies einer dieser Bereiche ist, wo wir schnell versucht sind uns selbst zu täuschen. Wie schnell stellen wir uns selbst das Prädikat „geistlich“ aus, während für andere unsere „Züge der Fleischlichkeit und Unmündigkeit“ offen zu Tage treten. Es wäre gut, würden wir auch in einer solchen Frage nicht mehr auf uns selbst, sondern allein und demütig auf den Herrn schauen.

Es ist notwendig »bewußt Ja sagen zu Gottes Erziehungs- und Züchtigungswegen mit uns,«»Ja sagen zu Nöten, Widrigkeiten, durchkreuzten Wünschen, schwierigen Menschen in unserer Umgebung, die uns »das Leben schwermachen«.« (ebd., Seite 126)

Der vielleicht wichtigste Gedanke ist, dass Gott uns wirklich zurechtbringen und gute Wege führen will. Es ist nie die Gnade oder Güte Gottes die versagt, sondern unser Eigenwille und Widerstand, unsere Rebellion die uns scheitern lässt. Wir tragen oft vielmehr Vorsorge für das Fleisch (vgl. Römer 13,14) als für den Geist.
»Unsere Reifung ist der Wille Gottes für uns, und angesichts der wunderbaren Gnade, die wir von Gott empfangen haben, sollte es unser Verlangen sein, ganz nach dem Willen Gottes zu leben.« (ebd., Seite 129)
»Heute ist vielleicht die wichtigste geistliche Weichenstellung im Leben eines jungen Mannes die Entscheidung zwischen dem schmalen Weg der echten Christusnachfolge und dem breiten Weg des modernen, weltförmigen Schein-Christentums, das sich in dieser letzten Zeit fast überall ausgebreitet hat und auf junge Menschen eine mächtige Anziehungskraft ausübt.« (ebd., Seite 133)
Wie wir »Sieg über die Sünde« (ebd., Seite 137) erlangen und »ein biblischer »Kampf gegen die Sünde« (Hebr 12,4) aussehen« (ebd.) kann, wir »Wichtige Weichenstellungen« (ebd., Seite 142), z.B. in Bezug auf »Ehevorbereitung und Eheschließung« (ebd., Seite 144) treffen können, all dies wird von Bruder Ebertshäuser aufgegriffen. An dieser Stelle möchte ich noch auf die Homepage des Bruders verweisen (www.das-wort-der-wahrheit.de), auf der Seine Bücher auch als kostenfreier Download erhältlich sind. Im Verlauf unserer Beschäftigung mit dem Thema „Nachfolge“ werden wir uns zu einem späteren Zeitpunkt noch zwei andere Bücher näher anschauen.

Ich kenne den Bruder im Übrigen nicht persönlich und hatte nur einmal einen kurzen Email-Kontakt mit ihm, indem ich ihn um Rat ersucht hatte. Trotzdem sei mir an dieser Stelle die Bitte erlaubt, dass wenn Ihnen sein Dienst genauso segensreich begegnet ist wie mir, Ihm Unterstützung zu gewähren. Gerade das er Seine Bücher auch als kostenfreien Download bereitstellt, um damit zur Ehre des Herrn wirksam sein zu können, darf in unserer kommerzialisierten Umwelt durchaus positiv herausgestellt werden!

Mittwoch, 7. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 8 (Teil 1/2)

Buch: Als Mann zur Ehre Gottes leben - Eine Ermutigung zu biblischem Mannsein
Autor: Rudolf Ebertshäuser
Auflage: 1. Auflage 2007
Verlag: CLKV Verlag, Steffisburg, CH
Seitenzahl: 157

Vor dem Hintergrund des Kommens des Herrn, zu dem wir eben einige Bücher betrachtet haben, wollen wir uns nun der Frage widmen, wie wir dieses irdische Leben in diesem Wissen und der Verantwortung vor Ihm leben können. Dabei müssen wir unterscheiden zwischen der allgemeinen Verantwortung die jedem wahren Gläubigen gleichermaßen auferlegt ist und der speziellen – für Mann und Frau nach der Schöpfungsordnung gegebenen – Verantwortung. »An zwei Stellen führt die Schrift im NT die Tatsache, daß Adam zuerst erschaffen wurde, als Beweis für seine von Gott verliehene Autoritätsstellung an« (ebd., Seite 14)

Es ist keine Frage, dass wir in einer Zeit leben, in der Männer wie Frauen in der Frage der Ordnungen Gottes vielfältig versagen. Viele Männer sind überhaupt nicht fähig eine gottgemäße Autorität auszuüben. Demgegenüber ist sich manche Frau nicht zu schade ihre autonomen Bestrebungen auch noch in ein pseudogeistliches Deckmäntelchen zu kleiden.

»der Mann ist gerufen, durch seinen Wandel als Haupt Christus zu verherrlichen: Das tut er, wenn er seine Autorität so ausübt, wie Christus selbst sie ausgeübt hat: in Liebe und Güte, in Demut und Sanftmut, in Hingabe des eigenen Lebens und beständiger Fürsorge für die ihm anvertrauten und untergeordneten Menschen, seine Frau und seine Kinder« (ebd., Seite 19/20)
Sicherlich geht es hier um Ehemänner, aber es wäre falsch die hier angesprochenen Charaktereigenschaften wie Liebe, Güte, Demut, Sanftmut, Hingabe und Fürsorge nicht im Vorfeld schon zu suchen, einzuüben und sich vom Herrn darin prägen zu lassen. Das ist im Übrigen auch die Bedeutung des aus dem Altgriechischen stammenden Wortes „Charakter“, nämlich „Gepräge, Abdruck“. Manchmal ist viel Druck notwenig um so ein Gepräge, einen Abdruck zu erstellen oder zu verändern, aber es ist möglich. Das sage ich all denen, die sich immer mit einem „So bin ich halt“ herausreden wollen. »Fleischliche Christen bleiben oft ein Leben lang in schmerzlichen Fehlhaltungen gefangen – nicht weil der Herr keine Kraft hätte, zu heilen und zu befreien, sondern weil sie die Gnade des Herrn nicht wirklich in Anspruch nehmen und nicht bereit sind, den Preis für eine heilsame Veränderung zu bezahlen!« (ebd., Seite 32)

Wir sollen uns »Grundhaltungen aneignen, aus denen heraus wir dann im Einzelfall auch angemessen reagieren können.« (ebd., Seite 59) und nicht etwa »Rezepte und Tips« (ebd.) lernen.

Ich schätze folgende Punkte sehr, die Bruder Ebertshäuser ebenfalls anspricht: »Wahre Leiterschaft ist immer ein selbstloses, demütiges Dienen« (ebd., Seite 25); »Wir können nicht auf demütige und gute, geistliche Weise Autorität über andere ausüben, wenn wir nicht gelernt haben, uns demütig und geistlich unter die Autorität der uns vorgesetzten Obrigkeiten unterzuordnen.« (ebd., Seite 24)

Gleichzeitig verweist er darauf, das unser Dienst »der eines erkauften Sklaven oder Leibeigenen, der nicht mehr sich selbst gehört, sondern dem Herrn der ihn erkauft hat« (ebd., Seite 87) ist; »wie das griechische Wort douleuo (von gr. Doulos = Sklave, leibeigener Knecht in 1Th 1,9 und Röm 6,22 deutlich macht« (ebd.)
Mit dem Nachsinnen darüber wollen wir den 1. Teil dieses Eintrags beschließen. Fragen wir uns doch einmal aufrichtig: Welche Konsequenzen hat das für mich, für mein Leben - ganz persönlich?

Montag, 5. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 7

Buch: Falsche Propheten unter Dichtern und Denkern
Autor: Gottfried Meskemper
Auflage: 5. überarbeitete und ergänzte Gesamtauflage 2000
Verlag: Schwengeler-Verlag, Berneck, CH
ISBN: 3-85666-383-5
Seitenzahl: 280

«Warum denken wir so, wie wir denken?» (ebd., Buchrückseite) ist die Grundfrage, der Gottfried Meskemper nachgeht. Dabei analysiert er vor allem die »Literatur, die an den höheren Schulen in Deutschland studiert wird.« (ebd.) und stellt fest: »Viele Texte widersprechen dem Evangelium auf unterschwellige Art.« (ebd.)

Um es vorweg zu sagen: Leider werden einige Punkte sehr umfangreich, andere sehr knapp abgehandelt und ich halte die Auswahl nicht immer für glücklich. Eine Absicht des Buches ist zu zeigen, das die Bibel die »Übereinstimmung zwischen Wort und Tat« (ebd., Seite 25) wichtig ist »und wo sie nicht vorhanden ist, wird dies auch deutlich hervorgehoben.« (ebd.)

Ob es - um den Gegensatz darzustellen - allerdings notwendig war Bertolt Brechts Leben derart wortreich darzulegen möchte ich bezweifeln. Auf der anderen Seite werden nämlich Schreiber wie Günter Grass nur in einem Nebensatz, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt oder J. D. Salinger beispielsweise überhaupt nicht erwähnt. So heißt es bei Brecht: »1930« … »In dieser Zeit waren seine wichtigsten Quellen Shaw, Marx und Upton« (ebd., Seite 52). Gerade über George Bernard Shaw hätte sich einiges sagen lassen.

Sieht man einmal von dieser Schwäche ab (immerhin werden dafür z.B. Goethe, Hesse, Kant oder Rousseau wieder umfangreicher besprochen), hat die Beweisführung doch Bestand und führt zu interessanten Ergebnissen, denen zugleich die glaubensgemäße Alternative gegenübergestellt wird.

»Es handelt sich beim humanistischen Denken nicht um objektive Denkmuster, um abstraktes, von Ballast befreites Denken, sondern um eine durch Bildung hervorgerufene falsche Voreinstellung« (ebd., Seite 77) und der Bruder beklagt zurecht: »die falsche Erwartungshaltung gegenüber einer gottlosen Bildung müsste nicht vorhanden sein, wenn die Bibel auch unser Denken richtig prägen würde.« (ebd., Seite 73)

Leider herrscht gerade auf diesem Gebiet viel Verwirrung. Selbst lieben und geschätzten Glaubensgeschwistern ist oft nicht klar, wie weltlich und wie wenig geistlich ihr Denken und ihre Aussagen wirklich sind; gerade dann nämlich wenn dieses Denken auf die Heilige Schrift angewendet wird. Traurig, wie manchmal – geistlich verbrämt – Bibeltexte aus dem Zusammenhang gerissen werden; selbst von solchen, von denen man eigentlich Reife erwarten sollte. Bitte vergeben sie mir diese persönlichen Worte, in denen sicherlich auch ein Stück weit Enttäuschung mitschwingt, aber ich hoffe immer das der Eine oder Andere noch durch solche Worte zur Besinnung gelangt.

Was den Menschen ohne wahre Gottesbeziehung angeht: »Masochistisch kokettiert der Mensch mit seiner Verlorenheit und bewundert noch die Fähigkeit, diese Verlorenheit literarisch gestalten zu können.« (ebd., Seite 81) / »Ihre Werke versetzen uns bestenfalls in eine Traumwelt, die uns eine Flucht aus der Realität erlauben, aber sie initiieren nicht das «bessere Menschentum», das wir uns selber gern zueignen möchten.« (ebd., Seite 128) Mehr noch: »Wenn jedoch Literatur nicht den Weg zum Erlöser weist, sondern nur der Selbstdarstellung und Selbstrechtfertigung des Literaten und seiner Leser dient, hat sie vor Gott keinen Platz.« (ebd., Seite 186)

Treffend zitiert der Autor Fritz Binde, welcher einst nach seiner Bekehrung über die Bibel schrieb:
»Mit immer derselben heilsamen Unerbittlichkeit holt sie das eitle Menschlein von allen seinen ruhmredigen Höhen herunter und setzt es in den Staub und verstopft ihm den Mund. Und mit immer der gleichen treuen Erbarmung hebt sie die, die zerschlagenen Herzens und gedemütigten Geistes sind, ans Herz des erlösenden Gottessohnes und bringt den Unmündigen, Einfältigen und Armen das Himmelreich der Vaterliebe des lebendigen Gottes.« (ebd., Seite 96)
Das sind durchaus Worte, die man mehrmals lesen und sich zu Herzen nehmen sollte.

Es gäbe noch einige interessante Gebiete anzusprechen, beispielsweise was Bruder Meskemper über die „unzulässige Gleichsetzung des Gottes der Bibel mit dem philosophischen Gottesbild“ (ebd., vgl. Seite 228) schreibt. Oder »Matthias Claudius´ Brief an seinen Sohn Johannes« (ebd., Seite 246f.). Trotzdem möchte ich hier um der Lesbarkeit des Artikels willen schließen. Soweit mir bekannt, wird das Buch nicht mehr aufgelegt und ist nur noch antiquarisch zu erhalten, was durchaus zu bedauern ist. Die Aufklärung und Apologetik die hier geleistet wird ist durchaus nötig und ich möchte meine Achtung ausdrücken, dass der Bruder sich dieser Aufgabe gestellt hat.

Freitag, 2. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 6

Buch: Leben oder gelebt werden?
Autor: Lothar Gassmann
Auflage: 1. Auflage 1994
Verlag: Herold-Schriftenmission e.V., Asslar
ISBN: 3-88936-067-X
Seitenzahl: 138

Unbekehrte und neubekehrte Christen sollen durch dieses Buch wohl gleichermaßen angesprochen werden. Die Erklärungen sind einfach gehalten. Dabei habe ich gedacht, wie nötig wir es immer wieder haben an die Grundlagen erinnert zu werden. Ich fürchte, dass wir auf der Suche nach „hohen Wahrheiten“ und „Tiefen der Erkenntnis“ das Einfache nicht mehr in dem Umfang schätzen, wie wir es sollten. Verstehen sie mich nicht falsch, wir sollen in der Erkenntnis wachsen – aber dies sollte doch keinesfalls damit verbunden sein, dass wir die einfachen Glaubenswahrheiten nur noch gering achten.

Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer, welches von Br. Gassmann angeführt wurde fand ich sehr interessant:
»»Im Glauben sind wir verbunden, nicht in der Erfahrung« (Gemeinsames Leben, München, 18.Aufl. 1982, S.30).« (ebd., Seite 15)
Ein ähnliches Zitat las ich vor einiger Zeit bei Alexander Seibel in dem Buch „Die sanfte Verführung der Gemeinde“:
»Damit ist nicht gemeint, daß Erlebnisse prinzipiell schlecht seien oder negiert werden sollen. Jeder, der Jesus treu nachfolgt, wird Erfahrungen mit seinem Herrn machen. Doch unser Glaube gründet sich nicht auf Erfahrungen oder Gefühle, sondern auf das Wort Gottes und Tatsachen. Auch sind Gefühle nicht immer abzuwerten oder grundsätzlich negativ. Was man jedoch heute sehen kann, ist eine zunehmende Verlagerung der Betonung und der Schwerpunkte. Man ist immer mehr erfahrungs- und gefühlsorientiert. Auch kann der Heilige Geist zweifellos Gefühle bewirken. Jedoch rufen umgekehrt Gefühle und eine emotionalisierte Atmosphäre nicht das Wirken des Heiligen Geistes hervor.

Auch sollen diese Ausführungen nicht den Eindruck erwecken, daß der Verstand die letzte Instanz des Menschen sei, geistliche Wahrheiten zu akzeptieren. Diese ist das Herz des Menschen, seine wahre, innere Persönlichkeit, der auch der Verstand untergeordnet ist.« (Seibel, S.7)

Ebenfalls möchte ich hervorheben, was Bruder Gassmann über die Philosophie schreibt:
»Der göttlichen Offenbarung, wie sie in der Bibel festgehalten ist, tritt die menschlich-selbstherrliche Spekulation gegenüber« … »So faszinierend menschliche Gedankengebäude sein können und so viele gute und richtige Elemente sie auch enthalten können – ihre Gesamtschau wird notwendig falsch, sobald sei sich vom Hören auf Gottes Offenbarung entfernen.« (Gassmann, Seite 104)
Dies ist leider auch vielen Geschwistern nicht klar, die sich für Philosophie, Psychologie oder (manche säkulare) Literatur begeistern lassen. Zugegebenermaßen ist dies auch ein Punkt an dem ich selbst zu kämpfen hatte und die Fronten klären musste. Der Zimbardo für „Psychologie“ steht nach wie vor in der 5. Auflage in meiner Bibliothek – eine Ablehnung erfolgt also nicht aus Unkenntnis. Wie von Bruder Gassmann angedeutet, liegt das Problem im Reduktionalismus dieser Systeme, insbesondere einer falschen Anthropologie. Selbst wenn manche guten und richtigen Elemente enthalten sind – und es wäre töricht dies zu leugnen – nochmals: „ihre Gesamtschau wird notwendig falsch“.

Es sind nur wenige und hauptsächlich eschatologische Fragestellungen, in denen ich mit Bruder Gassmann nicht einer Meinung bin. Da sie aber auch nicht das Hauptthema des Buches bilden und nur vereinzelt vorkommen, will ich das hier nicht aufgreifen.

Ich möchte mit einigen Zeilen schließen, die mir persönlich sehr am Herzen liegen:
»Nur indem wir uns selbst verlieren, finden wir das Leben. Nicht indem wir an unserem Ich festkleben und es mit immer mehr Macht, Reichtum, Wissen usw. ausstaffieren, sondern indem wir das, was uns von Jesus abbringen will, von uns nehmen lassen, indem wir uns Ihm hingeben« (ebd., Seite 60)