Mittwoch, 31. August 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 5

Buch: Die Entrückung der Gläubigen – Gehen Kinder Gottes durch die große Drangsal?
Autor: Christian Briem
Auflage: Copyright von 1991
Verlag: CSV, Hückeswagen
ISBN: 3-89287-327-5
Seitenzahl: 160

Das vorerst letzte Buch, welches wir uns zum Thema „Das Kommen des Herrn“ ansehen wollen ist gleichzeitig thematisch das umfangreichste. An einigen Stellen werden Einschübe gemacht, um ein gutes Fundament für die dargelegten Wahrheiten zu bilden. Manches Mal wird dabei auch auf Einwände eingegangen, die vielleicht aufkommen könnten.

In der Einleitung weist der Autor auf einen bemerkenswerten Umstand hin:
»Gott sieht uns in Christus, jetzt und immer. Daß wir uns doch dieser gesegneten Stellung mehr bewußt wären!« (ebd., Seite 17)

Manchen Unterscheidungen ist nicht ganz leicht zu folgen, wenngleich der Bruder die Notwendigkeit einer solchen Differenzierung betont – er mag damit sicherlich recht haben. So schreibt er beispielsweise:
»Ankunft des Herrn meint also das Gegenwärtigsein des Herrn, folgend auf Sein tatsächliches Kommen. Für die Auslegung der einen oder anderen Stelle ist die Beachtung dieser Feinheit wichtig, wie wir sogleich an einem Beispiel sehen werden.« (ebd., Seite 22)

Doch auch dieses Buch richtet das Augenmerk – wie könnte es anders sein – vor allem auf den praktischen Aspekt, der mit dem Kommen des Herrn verbunden ist. »Der treue Christ erwartet stets seinen Herrn.« (ebd., Seite 51) Wie steht es dabei um unsere Treue? Wenn wir ehrlich sind – ist es nicht oft – viel zu oft – anders? Wenn nicht heute, wann dann sollten wir auf einen solchen Ruf reagieren? »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.« (siehe Hebräer 3,15; ElbCSV)

»Wenn wir nicht mehr täglich auf den Herrn Jesus warten, ist dem Einzug der Weltförmigkeit in unser privates und unser gemeinsames Leben Tür und Tor geöffnet.« (Briem, Seite 81)
Mögen wir doch das Kommen unseres Herrn und damit unseren Herrn selbst mehr im Blick behalten. Zu unser aller gemeinsamer Freude!

Montag, 29. August 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 4

Buch: Und wenn er heute noch käme?
Autor: Dieter Boddenberg
Auflage: 1. Auflage 1999
Verlag: CLV, Bielefeld
ISBN: 3-89397-430-X (CLV) und 3-89436-220-0 (CV)
Seitenzahl: 127

Ein weiteres Buch, welches sich mit dem Kommen des Herrn beschäftigt und »in eine Rahmenerzählung eingebettet« (ebd., Seite 12) die Frage stellt: »Was wäre denn, wenn Christus heute noch käme?« (ebd.). Die »angeführten Beispiele sind echt, allerdings unkenntlich gemacht«. (ebd., Seite 120).

Ich bin normalerweise kein Freund von Erzählungen, zumal auf christlichem Sektor hier auch sehr viel Anspruchsloses publiziert wird. Dabei liegt die Diskrepanz weniger im Erheben des Anspruchs, als vielmehr im publizierten Ergebnis. Aber das sei nur nebenbei erwähnt, da bei dem hier vorgestellten Buch davon keine Rede sein kann. Nicht nur die im Buch vorkommenden Personen, auch der Leser wird ganz persönlich mit den wesentlichen Fragen konfrontiert.

Ist es nicht auch in unserem Alltag oft so, dass »»der Lebenskampf«, »der Existenzkampf« dazwischengeschoben und letztlich alles in den Hintergrund, zumindest aber an die Seite gedrängt,« (ebd., Seite 15) hat?

Und der Autor fragt später: »Was hält uns fest hier auf der Erde?« (ebd., Seite 34)
»Irgendetwas muss es ja sein, sonst wäre Gemeinde Jesu mehr spürbar wartende und nicht hier voll verhaftete Gemeinde. Sonst wären wir als Einzelne nicht so sehr hier im Diesseits engagiert, dass man uns kaum von der Menge der Nichtwartenden, den Nichtchristen, unterscheiden kann.« (ebd.)

Eine weitere Frage: » >Dem Herrn entgegen<« … »Wenn ein objektiver Betrachter mein Leben voll durchschauen und beurteilen könnte, würde er berechtigt dieses Motto darüberschreiben können?« (ebd., Seite 35)

Wir finden welche Folgen die »direkte unmittelbare Erwartungshoffnung der Gemeinde« (ebd., Seite 51) hat. »Und wann immer auch dieses Wissen in den zweitausend Jahren der Geschichte der Gemeinde wach wurde und die Herzen ergriff, sagte man es und lebte danach.« (ebd.)

Es geht um »die Grenzen der selbstständigen Verfügbarkeit über unsere Kraft und Zeit« (ebd., Seite 73), »die Dienstgesinnung und Wartehaltung bei uns«… »im ganz praktischen Alltag.« (ebd., Seite 76), »die Möglichkeit, heute noch das ändern und zurechtbringen zu können, was Beschämung bedeuten würde, wäre der Herr jetzt schon da« (ebd., Seite 83).

Es gibt wohl wenige Bücher, die ich jedem Christen ans Herzen legen würde, aber dieses gehört zweifelsfrei dazu. Ich kannte es vorher nur vom Titel und dem Querlesen einiger Passagen her. Das Wort „Rahmenerzählung“ hatte mich abgeschreckt, aber als ich vor kurzem begann mich näher mit dem Kommen des Herrn zu beschäftigen, rückte auch dieses Buch wieder in mein Blickfeld. Und ich bereue es nicht es nun endlich gelesen zu haben. Dieter Boddenberg stellt die Fragen an den richtigen Stellen und lenkt den Blick ganz auf den praktischen Aspekt dessen, was das Kommen des Herrn für unser Leben und unsere Heiligung bedeutet.

Wer dieses Buch mit offenem und gläubigem Herzen liest wird wohl kaum ungerührt bleiben und an so mancher Stelle beschämt werden. Vor allem aber richtet es unseren Blick auf den Herrn und Sein Kommen und damit ist eine unbeschreibliche Freude verbunden.

Mittwoch, 24. August 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 3

Buch: An Bibeltreue nicht zu überbieten? - Eine Stellungnahme zur Disskussion über die CTL-Seminare Chrischona, Tabor und Liebenzell
Mit einer Analyse des Buches von Heinzpeter Hempelmann, Liebenzell: "Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr" - Hält Hempelmann, was er verspricht?
Autor: Reinhard Möller
Auflage: Copyright der Ausgabe: 2001
Verlag: Onesimus Verlag, Dornach SO, Schweiz
Seitenzahl: 95 (111)

Zugegeben, es ist nicht mehr das aktuellste Buch, war aber in einem großen Büchergesamtpaket enthalten, welches ich bestellt und zum Wochenende hin zugesandt bekam. Mit der Fragestellung des Buches verbinde ich einige Erinnerungen, zumal es eines jener Ereignisse war, die mich zuerst auf die Umbrüche und Niedergänge im evangelikalen Lager aufmerksam werden ließen.

Reinhard Möller sah sich seit seiner Jugendzeit mit der Liebenzeller Mission verbunden (siehe Seite 38) und zeigt auf: »Mittels der Sprache geschieht hier eine Manipulation der Wirklichkeit, und die Gemeinde Jesu weiss nicht mehr, wo oben und wo unten ist.« (ebd., Seite 42)

Dies ist so ziemlich die Erfahrung die ich auch in Bezug auf diese Diskussion machen musste, wenn ich darauf verwiesen habe, dass Chrischona, Tabor und Liebenzell sich der gemäßigten Bibelkritik geöffnet haben. Niemand kann oder braucht über alle Vorgänge und Weichenstellungen in der Christenheit informiert sein. Trotzdem kam fast immer reflexartiger Widerspruch. Es wäre wahrhaftiger von einigen Geschwistern gewesen zuzugeben die Sache jetzt nicht beurteilen zu können, aber bei Gelegenheit prüfen zu wollen. „Ich höre das zum ersten Mal und muss das erst einmal prüfen, bevor ich es einordnen kann“, wäre eine respektable Antwort gewesen. Wo man aber gemäß der Maxime - „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ – argumentiert, kann ich nur willentliche Naivität annehmen. Dabei ist mir bewusst, dass dies harte Worte sind, mit denen ich freilich niemand verletzen, wohl aber aufrütteln will!

Vor einiger Zeit schrieb ich in einem anderen Beitrag:
»Weder fehlt es, noch fehlte es in der Vergangenheit an Hirten, die ihre aufrichtige Besorgnis gegenüber Tabubrüchen unter denjenigen die sich „bibeltreu“ nennen zum Ausdruck gebracht haben. Tatsächlich hat man diese Geschwister ignoriert und den schmalen Weg verbreitert.
Nicht umsonst schrieb ich vor einiger Zeit über „Buße bei Gläubigen“. Es ist nicht nur meine Überzeugung, sondern auch ein Teil meines eigenen Weges, das wir von falschen Wegen umkehren können.«
(siehe „Wird der "schmale Weg" verbreitert?“ vom Samstag, 3. Juli 2010)

Einer dieser Hirten, ist Lothar Gassmann, dessen Brief an Liebenzell wir auf den Seiten 67+68 von Möllers Buch finden. Möller schreibt: »Aus tiefer Betroffenheit heraus schrieb er den Brief als brüderliche Mahnung und Warnung; ausdrücklich stellte er sich einer Diskussion und bat um Korrektur.« (ebd., Seite 67). Im Brief selbst schreibt Bruder Gassmann – um nur einen kurzen Abschnitt zu zitieren: »Liebe Brüder und Schwestern, aus grosser Sorge schreibe ich diesen Brief – aus Sorge, dass durch das CTL-Programm die Bibelkritik in Eure Seminare eindringt bzw. bereits eingedrungen ist. Bibelkritik aber bedeutet früher oder später das Ende der geistlichen Vollmacht.« (ebd., Seite 67; Hervorhebung von mir)

Wer sich mit dem Sendschreiben an Ephesus auseinandersetzt, der weiß um die Warnung des Herrn Jesus:
»Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tu Buße und tu die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.« (Offenbarung 2,5; ElbCSV).

Reinhard Möller zeigt dankenswerter Weise auf, wie mit allerlei theologischer Sophisterei versucht wurde den Begriff „bibeltreu“ weiterhin reklamieren zu können, während man in Wahrheit schon davon abgewichen war. Ach, hätte man doch stattdessen Buße getan!

Ich erinnere mich nicht mehr daran, wo ich diese Allegorie gelesen habe. Jemand verwies darauf, dass man an Bord eines Schiffes durchaus in die richtige Richtung laufen kann, während das Schiff in die falsche Richtung unterwegs ist. So will ich keineswegs den Wunsch und das Handeln von Geschwistern in Abrede stellen, die in den CTL-Seminaren noch in die richtige Richtung laufen (wollen). Die übergeordnete Frage ist aber, in welcher Richtung das Schiff auf dem sie sich befinden unterwegs ist und ob es nicht endlich Zeit wäre das Ruder herumzureißen! Dabei lasse ich mich freudig eines Besseren belehren, sollte dies mittlerweile geschehen sein, ohne das ich es zur Kenntnis nehmen konnte.

Hier noch einmal der Bericht aus den Betanien-Nachrichten vom Jahr 2003, den ich auch in einem der vorhergehenden Artikel schon angefügt hatte:
»Seit fast drei Jahren sorgte eine Streitfrage für Spannung innerhalb der "Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten" (KBA), die 31 theologische Ausbildungsstätten umfasst. An den drei Ausbildungsstätten Chrischona, Tabor, Liebenzell (CTL) wird unter "bibeltreu", zum Teil verstanden, "die Bibel so zu nehmen wie sie ist - mit ihren Fehlern". Gleichzeitig wird behauptet, der Standpunkt der Irrtumslosigkeit der Bibel, wie in der Chicago-Erklärung ausgedrückt, sei nicht bibeltreu, da die Bibel selbst keine Irrtumslosigkeit beanspruche und man mit diesem Anspruch über die Bibel hinausgehe. Die Ansicht von CTL wurde als "Hermeneutik der Demut" bekannt und von einigen Theologen der KBA als nachweislich gemäßigte Bibelkritik entlarvt.
Dieser Streit wurde nun auf einer Mitgliederversammlung der KBA beigelegt. Die bisher offiziell vertretene Überzeugung von der Inspiration und Unfehlbarkeit der Bibel, deren Bekenntnis Bedingung zur Mitgliedschaft in der KBA ist, wurde bekräftigt, jedoch wurden sowohl die "Hermeneutik der Demut" als auch die "Chicago-Erklärung" beide als bibeltreue Standpunkte akzeptiert, die nicht der versteckten oder gemäßigten Bibelkritik verdächtigt werden dürfen.«
Quelle: Betanien-Nachrichten, www.betanien.de, Ausgabe Nr. 9 vom 15. Dezember 2003; Hervorhebung von mir

Ohne jeden weiteren Kommentar!

Weiterführende Literatur zum Thema:

Dienstag, 23. August 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 2

Buch: Gedanken über das Kommen des Herrn
Autor: Charles Henry Mackintosh (1820-1896)
Auflage: Neudruck 1984
Verlag: Ernst Paulus-Verlag, Neustadt
Seitenzahl: 139

Auch das zweite Buch, das ich hier über das Kommen des Herrn vorstellen will, spricht von den göttlichen Wahrheiten und betont: »Sie sind aufgezeichnet, um ihre eigene mächtige Wirkung auf die Seele auszuüben« (ebd., Seite 7)

Ein Punkt der manches Mal wenig beachtet wird, führt Mackintosh deutlich an, die »Tatsache der Abwesenheit Jesu in ihrer Bedeutung für den gegenwärtigen Zustand und das zukünftige Schicksal dieser Welt.« (ebd., Seite 11); »Dass das Maß ihrer Sünde voll und ihr Gericht besiegelt ist.« (ebd., Seite 15). Gleichsam spricht er von der »Gegenwart des Heiligen Geistes« und betont: »So ist der Heilige Geist also ein mächtiger Überführer für die Welt, aber ein göttlicher Sachwalter für die Versammlung« (ebd., Seite 16)

In aller Klarheit weist Mackintosh auf das Schriftwort hin, demnach der Herr – so wie Er zum Himmel aufgefahren ist – auch wiederkommen wird. Und im Hinblick auf den 1. Thessalonicherbrief, »dass kein Schreiben des Apostels Paulus so viel vom Kommen des Herrn enthält, wie gerade dieser an die kurz zuvor erst bekehrten Thessalonicher gerichtete Brief.« (ebd., Seite 25) Von Beginn des Glaubenslebens an, soll das Herz des Gläubigen also von dieser Wahrheit erfüllt werden. Gibt es einen noch stärkeren Beweis, dass es hier nicht um bloße Theorie geht, sondern um Praxis?

Wie wir schon bei Frank Wallace gesehen habe, so betont auch Mackintosh, dass es keiner geschichtlichen Ereignisse mehr vor dem Kommen des Herrn für die Seinen bedarf. Die Unsicherheit die gerade in diesem Punkt herrscht, rührt von der mangelhaften Unterscheidung gegenüber dem „Tages des Herrn“ her. Bruder Mackintosh warnt hier deutlich vor einer »Vermengung des „Tages des Herrn“ mit dem „Kommen des Herrn“ für Seine Versammlung« (ebd., Seite 32), die »dadurch ihrer himmlischen Sehnsucht und Zuneigung« (ebd., Seite 42) beraubt würde.

Und wieder – hier sei nur eine Stelle exemplarisch wiedergegeben – wird unser Blick auf die praktische Bedeutung dieser wunderbaren Erwartung gerichtet:
»Die Hoffnung der baldigen Wiederkehr des Herrn übt, wenn die Seele sie in Kraft besitzt, einen heiligenden, reinigenden und alles ordnenden Einfluß auf unser christliches Leben und Betragen und auf unseren Charakter aus.« (ebd., Seite 44; Hervorhebung von mir)

Wie herrlich wird unser Blick auf das Wesentliche gerichtet »die Erwartung einer wolkenlosen Herrlichkeit und ewigen Glückseligkeit in der Gegenwart Gottes und des Lammes.« (ebd, Seite 76)

Nicht eingehen möchte ich auf die weiteren Unterscheidungen, die Bruder Mackintosh macht z.B. in Bezug auf die beiden Auferstehungen, das Gericht oder seine Ausführungen insbesondere zu Matthäus 24. Mit einer Ausnahme, dem Gleichnis über „Die zehn Jungfrauen“.
»Der Bräutigam verzog, und alle, ohne Ausnahme, verloren die Frische, den Eifer und die Kraft der Hoffnung Seiner Ankunft und schliefen ein.« (ebd., Seite 114). Mackintosh verweist auf die Langmut Gottes gegenüber den Verlorenen als Ursache für das Zögern des Bräutigams (vgl. Seite 137), um die Gläubigen danach aufzurufen: »Wacht auf! Laßt uns die Trägheit und den Schlummer weltlicher Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit abschütteln!« (ebd., Seite 115). Haben wir diesen Zuruf etwa heute weniger nötig als die Geschwister damals? Wohl kaum! Lasst uns einander gegenseitig ermuntern wachend auf unseren Herrn zu warten!

Montag, 22. August 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 1

Buch: Noch heute?
Autor: Frank Wallace
Verlag: CSV, Hückeswagen
ISBN: 3-89287-380-1
Seitenzahl: 61

Das Buch umfasst drei Vorträge über das Kommen des Herrn, die im Juli 1994 in Schottland gehalten wurden und hiermit in deutscher Sprache vorliegen, wie im Geleitwort dargelegt wird. Zurecht drückt Werner Mücher darin den Wunsch aus, dass »die Erwartung des Kommens unseres Herrn neu belebt wird.« (ebd., Seite 6)

Neben den lehrmäßigen Punkten, die Frank Wallace hierzu natürlich ansprechen muss, wird der Blick vor allem auch auf die praktische Bedeutung dieser Belehrung für uns gerichtet; Und: »wie leicht wir vergessen, daß der Herr kommt« (ebd., Seite 12)

Es ist eine ernste Ermahnung, wenn der Autor in Bezug auf das Kommen des Herrn darauf hinweist: »Und dies könnte jetzt, in diesem Augenblick, geschehen, weil es nichts gibt, das noch vorausgehen müßte.« (ebd., Seite 21)

Als vergleichsweise junger Bruder - ich hoffe ich darf das so sagen - macht mich dies nachdenklich. Wie schnell sind wir versucht unser Leben auf irdischen Fundamenten zu gründen. Der eine will Karriere machen, der andere unbedingt heiraten... es gäbe wohl vieles hier anzuführen. Dabei ist es sicherlich eine wunderbare Sache z.B. heiraten zu dürfen, aber - so müssen wir uns fragen: Ist uns dies wichtiger als das Kommen unseres Herrn? Sollten nicht alle anderen Wünsche und Ziele hinter diesem einen zurücktreten, der Erwartung unseres Herrn?

Selbst mancher Christ mag eine solche Haltung als "lebensfern" beurteilen, aber lesen sie das Buch doch einfach selbst. Gerade durch den beibehaltenen Vortragsstil behalten die Aussagen ihre ganze Eindrücklichkeit und Nachvollziehbarkeit. Ich bin überzeugt davon: Diese Wahrheit des Kommens des Herrn kann uns nicht kostbar genug sein - auch wenn ich fürchte, das wir gerade darin sie (auch für uns selbst!) hochzuhalten so manches Mal versagen.

Sonntag, 21. August 2011

Lese-Tagebuch – Einleitung

Neben den regulären Artikeln die hier auch weiterhin in unregelmäßigen Abständen erscheinen sollen, möchte ich meinen Blog gerne etwas mehr auf Literatur ausrichten. Es gibt viel – wenig beachtete, vergessene oder zum Teil auch verdrängte und totgeschwiegene – Literatur im Evangelikalen Bereich, die erwähnenswert ist.

Daneben soll es aber auch um geistlich erbauliche Literatur aus Vergangenheit und Gegenwart, sowie das eine oder andere säkulare Buch von Interesse gehen. Der Charakter eines „Blogs“ soll dabei ebenso stärker zur Geltung kommen. Eine Definition:
»Ein Blog« … »ist ein auf einer Website geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Web-Logger, kurz Blogger, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert oder Gedanken niederschreibt.«
Quelle: www.wikipedia.de

Folgende Punkte möchte ich in diesem Zusammenhang festhalten:
  • Es wird vorrangig um Bücher gehen, die mich zur Zeit – oder zur Zeit wieder – beschäftigen.
  • Nicht alle Bücher die ich lese(n werde) eignen sich dazu hier angeführt zu werden (Und werden es auch nicht!), weswegen es auch hier in der Beitragsfolge zu Unregelmäßigkeiten und längeren Wartezeiten kommen kann. Genauso wie das persönliche Bibelstudium natürlich Vorrang vor jeglicher anderen Literatur haben soll und manches Mal verstärkt Zeit in Anspruch nehmen wird.
  • Im Gegensatz zu früher arbeite ich heute auch mehr mit Textmarkern und Notizen, was ich nur jedem empfehlen kann. Zwar leidet der "Lese-Genuss" etwas darunter und es kostet mehr Zeit, unterm Strich zahlt es sich aber definitv aus, wenn man mit den Texten tatsächlich "arbeiten" und Wesentliches verinnerlichen will.
  • Es wird weniger um – gut durchdachte – Rezensionen gehen, als vielmehr um Reflektionen über das Gelesene, Hinweise auf lesenswerte Bücher und die allgemeine Freude des Autors an dieser Materie. Gerade der letzte Punkt rechtfertigt die Bezeichnung „Tagebuch“ – gestehen sie mir diese persönliche Komponente zu.
  • Inwieweit das „Lese-Tagebuch“ letztlich stilistisch von meinen (bisher) „regulären“ Beiträgen abweichen wird kann ich noch nicht sagen; Ich hoffe sie bleiben mir dennoch gewogen.
  • So Gott will und wir leben“ – dies vorausgesetzt –, habe ich die Hoffnung, dass dies alles hier zur Ehre meines Herrn und Erretters Jesus Christus sein darf. Wo allerdings die Notwendigkeit zur begründeten Korrektur erforderlich ist, will ich diese gerne anfügen. Die Email-Adresse dafür finden sie unter dem „Themenschwerpunkt“ -> „Kontakt“.
Es bleibt mir sie mit einem der Grundsätze der Reformation gleichermaßen zu grüßen, als auch zu ermuntern - Soli Deo Gloria – „Einzig zur Ehre Gottes“!

Mittwoch, 17. August 2011

Biblisch?

In seinem Kommentar zum Neuen Testament weist William MacDonald auf folgendes hin:
»Das NT kennt viele Fälle von gerechtfertigtem Gericht über den Zustand, das Verhalten oder die Lehre anderer. Außerdem gibt es verschiedene Gebiete, auf denen dem Christ sogar befohlen ist, eine Entscheidung zu treffen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden oder zwischen dem Guten und dem Besten.« [1]
Leider erleben wir es heute oft, dass leichtfertig und wenig gründlich beurteilt wird - wenn überhaupt. Das Attribut „christlich“ reicht oftmals aus, damit die Wachsamkeit nachlässt. Dinge werden als „biblisch“ oder „christlich“ anerkannt. Dabei bedeutet dieselben Begriffe und Wendungen zu verwenden nicht zwangsläufig auch dasselbe damit zu meinen. Einige Beispiele sollen hier exemplarisch genannt werden.

Das Wort Gottes

Die Reformation ging zurück auf die Schrift allein (sola scriptura) und die uneingeschränkte Autorität und Kraft der Schrift. Demgegenüber steht die Römisch-katholische Definition:
»Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden den einen der Kirche überlassenen heiligen Schatz des Wortes Gottes.« [2]
Vereinfacht lässt sich sagen: Dort wo der überzeugte Katholik vom „Wort Gottes“ redet, kann „die Heilige Schrift“ aber auch – absolut gleichwertig – „Die Heilige Überlieferung“ gemeint sein. Wir müssen begreifen, dass nicht überall wo in christlichen Kreisen vom „Wort Gottes“ geredet wird automatisch die Bibel gemeint ist.

"Wahrhaftig auferstanden" bei Bultmann
Eine weitere Sache finden wir bei dem Bibelkritiker Rudolf Bultmann. In einem Interview mit SpiegelOnline führt Johannes Joachim Degenhardt aus:
»SPIEGEL: Für Drewermann und Bultmann ist es kein Widerspruch, an die Auferstehung zu glauben und zu sagen, das Grab Jesu sei sowenig leer gewesen wie das Grab irgendeines anderen Menschen.
DEGENHARDT: Für Bultmann ist Christus auferstanden in das Kerygma, in den Glauben der Urgemeinde.« [3]
Um zu verstehen was hier gesagt wird nochmals eine vereinfachte Erklärung. Das Zeugnis der „wahrhaftigen Auferstehung Jesu Christi“ wäre für Bultmann kein Problem gewesen. Erst in der Nachfrage wäre deutlich geworden, dass Bultmann hier mitnichten ein historisch-faktisches Ereignis verbindet, sondern die „wahrhaftige Auferstehung“ nur im Kerygma, also allein der Verkündigung sieht. Lothar Gassmann schlussfolgert zurecht:
»Bultmanns Theologie ist eine auf die Bibel angewandte Philosophie«. Und: »Bei Bultmann jedenfalls können geschichtliche Texte nur subjektiv-existentiell verstanden werden.« [4]
"Evangelisation in der Postmoderne"
Ein drittes Beispiel liefert Wolfgang Nestvogel in seinem Buch „Evangelisation in der Postmoderne“. Er resümiert über ProChrist 2003:
»Die wichtigen Themen des Evangeliums (Sünde, Umkehr, Vergebung, Kreuz) kommen alle »irgendwie« vor, dennoch bleiben zentrale Inhalte im Unklaren. Der erfahrene Christ hört die Begriffe und Andeutungen und kann sie mit den dazugehörenden Lehren verbinden, die er vorher schon kannte. Darum wohl haben viele Christen die Verkündigung als klar und biblisch empfunden, »schließlich hat er doch immer über Sünde, Hinkehr zu Jesus und die Wichtigkeit des Bibellesens gesprochen«. Der Nichtchrist muss aber den Inhalt, das Konzept des Evangeliums erst einmal kennen lernen, deshalb benötigt er eine präzise und klare Erläuterung der sachlichen Zusammenhänge.
Die Notwendigkeit solcher Klarheit und Präzision ist keine akademische Forderung, sondern schlichtes Gebot der seelsorgerlichen Liebe und des Gehorsams gegenüber Gottes offenbarter Wahrheit.« [5]
Bruder Nestvogel legt in seinem Buch sehr eindrücklich dar, wie er zu dieser Beurteilung kommt und es sei jedem ans Herz gelegt. Gerade in diesem Buch wird die Diskrepanz zwischen dem „klar und biblisch“ empfinden (!) und dem objektiven Fehlen zentraler Inhalte sehr deutlich aufgezeigt.

Umdeutung durch Psychologie
Rudolf Ebertshäuser kommt in anderem Zusammenhang zu dem Schluss:
»Ganz unmerklich verschieben sich die Maßstäbe, werden klare geistliche Aussagen der Bibel durch schillernde psychologische Begriffe ersetzt. War es früher für bibeltreue Christen klar, dass die Sünde, die sündige, verderbte, von Ichsucht und Rebellion geprägte menschliche Natur die Quelle alles Übels der menschlichen Existenz ist, so erwecken die „christlichen“ Psychologen den Eindruck , das Grundübel seien die Verletzungen und Demütigungen die dem seelischen Ichleben zugefügt werden.« [6]
Auch hier muss wieder die Frage gestellt werden, wie die Begrifflichkeiten letztlich die klaren biblischen Maßstäbe überdecken können.

Bibeltreu oder "bibeltreu"?
Abschließend noch einen Bericht aus den Betanien-Nachrichten aus dem Jahr 2003:
»Seit fast drei Jahren sorgte eine Streitfrage für Spannung innerhalb der "Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten" (KBA), die 31 theologische Ausbildungsstätten umfasst. An den drei Ausbildungsstätten Chrischona, Tabor, Liebenzell (CTL) wird unter "bibeltreu", zum Teil verstanden, "die Bibel so zu nehmen wie sie ist - mit ihren Fehlern". Gleichzeitig wird behauptet, der Standpunkt der Irrtumslosigkeit der Bibel, wie in der Chicago-Erklärung ausgedrückt, sei nicht bibeltreu, da die Bibel selbst keine Irrtumslosigkeit beanspruche und man mit diesem Anspruch über die Bibel hinausgehe. Die Ansicht von CTL wurde als "Hermeneutik der Demut" bekannt und von einigen Theologen der KBA als nachweislich gemäßigte Bibelkritik entlarvt.

Dieser Streit wurde nun auf einer Mitgliederversammlung der KBA beigelegt. Die bisher offiziell vertretene Überzeugung von der Inspiration und Unfehlbarkeit der Bibel, deren Bekenntnis Bedingung zur Mitgliedschaft in der KBA ist, wurde bekräftigt, jedoch wurden sowohl die "Hermeneutik der Demut" als auch die "Chicago-Erklärung" beide als bibeltreue Standpunkte akzeptiert, die nicht der versteckten oder gemäßigten Bibelkritik verdächtigt werden dürfen.« [7]

Ein Fazit
Es gäbe noch andere Beispiele über die Umdeutung oder Substitution von Begriffen. Es sollte aber auch so deutlich geworden sein, dass dort tragende Säulen umgeworfen wurden, wo beispielsweise gemäßigte Bibelkritik als „bibeltreu“ gekennzeichnet wird. Das fehlende Unterscheidungsvermögen das hinsichtlich solcher Vorgänge unter Christen vorherrscht ist durchaus besorgniserregend. Dabei weiß der Autor dieser Zeilen durchaus um die eigenen Irrtümer seines Glaubenslebens. Aber vielleicht muss man (einiger) dieser Irrtümer erst einmal gewahr werden, um eine falsche – auf die eigene Menschenweisheit bauende – Selbstsicherheit zu verlieren. So mancher Gläubige ist gerade in Bezug auf das Vertrauen auf sich selbst und sein Urteilsvermögen gefallen.
Das Wort Gottes fordert uns auf:
»Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.« Römer 12,2; ElbCSV
Wäre unser Gebet anhaltender darin, dass Gott unseren Sinn beständig erneuern möge und unser selbstsüchtiger Widerstand dagegen geringer, so wären wir fähiger zu prüfen und treuer darin den guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes zu tun!

Quellennachweis:
[1] William MacDonald, Kommentar zum Alten und Neuen Testament, 2. Auflage, Gesamtausgabe – Band 1 und 2, 1997, CLV, Bielefeld
[2] Quelle: vatican.va, Dokumente des II. Vatikanischen Konzils
[3] SpiegelOnline, Den Glauben abfragen wie Vokabeln?, 16.03.1992
[4] Lothar Gassmann, „DietrichBonhoeffer, Karl Barth, Rudolf Bultmann, Paul Tillich“ – Die einflussreichsten evangelischen Theologen der Neuzeit und ihre Lehren auf dem Prüfstand, Fromm Verlag, 2011
[5] Wolfgang Nestvogel, Evangelisation in der Postmoderne, Wie Wahrheit den Pluralismus angreift…, 1. Auflage 2004, CLV, Bielefeld; Hervorhebung von mir
[6] Rudolf Ebertshäuser, Die Charismatische Bewegung im Licht der Bibel, 2., durchgesehene Auflage 1998, CLV, Bielefeld.
[7] Betanien-Nachrichten, www.betanien.de, Ausgabe Nr. 9 vom 15. Dezember 2003