Montag, 2. März 2015

Lese-Tagebuch - Eintrag 16

Buch: Biblische Gemeinde - heute noch möglich?
Autor: Manuel Seibel
Auflage: 1. Auflage 2011
Verlag: CSV, Hückeswagen
ISBN: 978-3-89287-391-4
Seitenzahl: 167

In der Einleitung legt der Autor dar:
»Manche Leser beschäftigen sich vielleicht das erste Mal mit diesem Thema. Gerade ihnen ist dieses Buch gewidmet. Es ist mein Wunsch, dass es in einfacher Weise die biblische Wahrheit über die eine Gemeinde vorstellt.« (Seibel, Seite 14)
Der Einstieg in die Beschäftigung mit diesem wichtigen und schönen Thema ist somit denkbar geebnet. Neben den dargestellten biblischen Wahrheiten werden jeweils "praktische Schlussfolgerungen" bzw. "praktische Konsequenzen" genannt, die sich aus dem vorherigen ergeben. Gerade hier besteht die Herausforderung das Erkannte nicht nur zu bejahen, sondern auch tatsächlich  die Konsequenzen ernst zu nehmen und danach zu handeln!

Martin Luther schrieb einmal eine Schrift "Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", die letztlich nur dort überwunden werden kann, wo man allein Gott und Sein Wort gelten lässt. Dies sei an dieser Stelle erwähnt, weil die Reformatoren dabei leider an ihre Grenzen kamen. So sah Luther z.B. das "allgemeine Priestertum aller Gläubigen" sehr wohl, wie seine Schrift De instituendis ecclesiae ministris belegt, zog daraus aber nicht die abschließenden Schlussfolgerungen und hielt an Ämtern und Maßnahmen (wie der Einsetzung der Landesfürsten als Notbischöfe) fest, die keinen Rückhalt in der Schrift haben.
In der Erweckungsbewegung des 18./19. Jahrhunderts ging man diesen entscheidenden Schritt weiter und beantwortete die Frage ob biblische Gemeinde auch heute noch möglich sei mit einem unmissverständlichen: Ja!
Dieser kurze geschichtliche Abriss, der freilich über das Buch und seine schriftzentrierte Betrachtung hinausgeht, war mir aus persönlichen Gründen wichtig. Man hat sich so daran gewöhnt, dass manche Dinge eben so sind, dass der Gedanke an eine schlichte Umsetzung der biblischen Wahrheit vielfach verloren gegangen ist. Das "Ja, aber..." ist das Mantra der "babylonischen Gefangenschaft" heutiger Tage. Dem entgegen ist das Buch eine Ermutigung biblische Wahrheit zu verwirklichen.

Um aber noch einige Beispiele aus dem Buch selbst zu nennen. Der Autor schreibt:
»Christus Jesus ist der Himmlische, der auf die Erde kommen musste, um zu leiden, dann aber verherrlicht wurde. Die Versammlung hat ihre eigentliche Heimat im Himmel und lebt nur für eine Übergangszeit hier auf der Erde.« (Seibel, Seite 28/29)
Daraus folgt dann u.a.:
»Da die Versammlung ewig im Himmel sein und die Herrlichkeit Gottes offenbaren wird (vgl. Offenbarung 21,9-22,5), sollte sie schon hier auf der Erde etwas von dieser himmlischen Wirklichkeit sichtbar werden lassen.« (ebd., Seite 30)
Und: »Schließlich bedeutet das himmlische Wesen der Gemeinde praktisch, dass ein Christ auf das Wiederkommen von Jesus Christus wartet, mit dem die Gemeinde ja schon jetzt untrennbar verbunden ist und der sie daher zu sich in den Himmel holen wird.« (ebd., Seite 31)
Wie es möglich ist auch heute noch die Gedanken Gottes über seine Gemeinde zu verwirklichen, wird insbesondere ab Seite 97 beantwortet - auch hierzu drei Zitate:
»Man kann sich mit denen zusammentun, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen (vgl. 2. Timotheus 2,22), ohne dazu eine neue Gemeinde zu "gründen": Man versammelt sich mit solchen Glaubensgeschwistern auf der Grundlage des Wortes Gottes wie am Anfang der christlichen Zeit, allerdings jetzt in dem Bewusstsein, nicht mehr die (ganze) Ortsgemeinde zu sein bzw. ohne vorzugeben, die örtliche Versammlung zu sein.« (ebd., Seite 99)
»...aus der Sicht Gottes gehören alle Gläubigen am Ort zu seiner Kirche, unabhängig davon, wo sie sich versammeln. Von der menschlichen Seite aus, also was unsere Verantwortung betrifft, bleibt jedoch bestehen, dass man feststellen kann, wo Geschwister an einem bestimmten Ort auf der biblischen Grundlage der einen Gemeinde zusammenkommen.« (ebd., Seite 98)
»Auf der Grundlage des Neuen Testaments ist es daher richtig, einfach "als Gemeinde" zusammenzukommen, wie es auch am Anfang nach 1. Korinther 11,18 praktiziert wurde. Man muss sich dann bewusst sein, dass man nicht "die" Kirche am Ort ist, denn es gibt noch mehr Christen. Man kommt aber so zusammen, dass alle Gläubigen am Ort kommen könnten und auch aufgenommen werden, wenn sie die mehrfach genannten Voraussetzungen für die Gemeinschaft der Gemeinde erfüllen (vgl. S. 112)« (ebd., Seite 131)
Am Ende des Buches wird Literatur empfohlen, die ein weiterführendes und vertiefendes Studium zulassen. Festgehalten sei aber auch dies:
»Der Weg des Gehorsams unter Gottes Wort ist immer der Weg des Segens. Vielleicht in äußerer Hinsicht nicht auf kurze Sicht. Aber sicher auf lange Sicht.« (ebd., Seite 159)