Mittwoch, 25. Februar 2015

Lese-Tagebuch - Eintrag 15

Buch: Die Versammlung Gottes - einst und jetzt
Autoren: Adrien Ladrierre / Walter Gschwind
Auflage: 2. Auflage 1990
Verlag: Beröa-Verlag, Zürich
Seitenzahl: 55

Die Autoren schreiben:
»Die Versammlung, die Gott für seinen geliebten Sohn haben wollte, hat himmlischen Charakter. Sie wird die Versammlung Gottes genannt, die Er durch das Blut seines Sohnes erkauft hat. Sie setzt sich aus denen zusammen, die an den gestorbenen, auferstandenen und verherrlichten Herrn Jesus glauben und durch sein Blut gewaschen sind. Sie alle sind aus Gott geboren; Er hat ihnen den Heiligen Geist gegeben, dadurch sind sie miteinander und mit Christus im Himmel vereinigt, haben alle dasselbe Leben, wie ihr verherrlichter Herr.« (Ladrierre/Gschwind, Seite 8).
 Schon in diesem kurzen Abschnitt werden einige wertvolle und wichtige Wahrheiten über die Versammlung bzw. Gemeinde Gottes genannt, wie beispielsweise ihr himmlischer Charakter und ihre Verbindung mit dem verherrlichten Herrn, sowie den Gläubigen untereinander. Die Autoren haben Ehrfurcht vor der Tatsache, dass es die Versammlung Gottes ist, wo sein Wille und nicht menschliche Beifügungen oder Interessen Gültigkeit haben.
»Was der Heilige Geist die Apostel lehrte, teilten sie den Gläubigen mit uns sie verharrten in dieser Lehre, indem sie die Überlieferungen und Lehren der Menschen ganz beiseite liessen.« (ebd., Seite 20). / »Die "Lehre der Apostel", in der jene ersten Christen verharrten, war nicht ihre eigene, menschliche Lehre, sondern "die Lehre des Herrn"3; die Wege des Apostels Paulus waren "in Christo", und "so lehrte er in jeder Versammlung"4; es war "die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist"5 (ebd., Seite 47; Fußnoten: 3 Apostelg. 13,12 / 4 1. Kor. 4,17 / 5 Tit. 2,10).
Daran sollte auch heute jeder ernsthafte Christ denken, der seinem Herrn treu nachfolgen will.

Das Buch zeigt die Gemeinde in den Anfangstagen, ihr Entstehen an Pfingsten und weitere markante Ereignisse in der Apostelgeschichte, sowie Grundsätze die uns in den Lehrbriefen (hier wird besonders auf den ersten Korintherbrief eingegangen) gegeben werden und die bis heute Gültigkeit haben.

Der Buchumfang gewährleistet einen kompakten Überblick, bedingt aber auch ein wenig Vorkenntnis, da der Begriffsinhalt bei manchen Wörtern vorausgesetzt wird. Letztlich sollte man dies jedoch als Ansporn zu weiterer Beschäftigung (und nicht als Hindernis) ansehen, für die die Autoren wahrhaft genügend Anregung geben. Um nur ein Beispiel zu geben:
»Wer durch Glauben an den Herrn Jesus zu seiner Versammlung, zur Versammlung Gottes gehört, ist dauernd in Verbindung mit ihr und untersteht jederzeit der Ordnung und Zucht, die der Herr ihr auferlegt.« (ebd., Seite 46).

Sonntag, 15. Februar 2015

Wenige Gedanken zur Erbauung / Auferbauung

Beschäftigt man sich heute mit dem Wort Auferbauung, sieht man, dass oft sehr stark auf die Gefühlsebene fokussiert wird; was sich gut anfühlt wird als auferbauend empfunden. Erbauung ist jedoch kein Synonym für Ermunterung, sondern ein Heranwachsen zu geistlicher Reife.

Zum einen ist es die Verantwortung jedes einzelnen Gläubigen:
»Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend im Heiligen Geist, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.« (Judas 1,20-21; Elb.CSV).
Zum anderen ist es eine die Versammlung (bzw. Gemeinde) betreffende Sache:
»Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus;« (Epheser 4,11-13; Elb.CSV).
Die Grundlagen wurden gelegt und sind unumstößlich:
»aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist (Epheser 2,20-22; Elb.CSV)
Das im Altgriechischen verwendete Wort hat die Grundbedeutung von "ein Haus bauen" und wird z.B. auch in Matthäus 7,24 verwendet: »Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute;« (Elb.CSV).
Da die Grundlage der Apostel und Propheten in der Zeit der Urgemeinde gelegt wurde und im Abschluss des biblischen Kanons ihre Vollendung fand, ging auch das Amt des Apostels zu Ende. Gleichwohl gibt es auch heute noch Gaben, d.h. geistliche Fähigkeiten, wie die von Evangelisten, Hirten oder Lehrern, die für den ganzen Leib Christi gegeben werden.

Wenn wir über Auferbauung nachdenken, müssen wir unbedingt die Verbundenheit mit dem Herrn Jesus festhalten.
»Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend darin mit Danksagung.« (Kolosser 2,6-7; Elb.CSV).

Erbauung führt über den Weg des geistlichen Wachstums zu geistlicher Reife. Darin sollen wir einander Hilfe sein: »Deshalb ermuntert einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut.« (1. Thessalonicher 5,11; Elb.CSV). Es ist ein gemeinsames Bauen, denn da ist ein Leib, die Versammlung. Jedes gesunde Streben nach persönlicher Erbauung, schließt letztlich den Dienst an den Geschwistern wieder mit ein; alles zur Ehre Gottes zu tun (vgl. 1. Kor. 10,31b).

Solange wir auf dieser Erde sind haben wir die Verantwortung zu "(er)bauen", was Einsatz, Energie, Zeit und Arbeit kostet. Wir sind aufgefordert mit "Gold, Silber, wertvollen Steinen" (s. 1. Kor. 3,12) zu bauen, Bilder für die Gerechtigkeit Gottes, die Erlösung die uns zuteil wurde und die Herrlichkeiten in Christus. Und doch hängt die Vollendung des Baus nicht von uns ab. Es ist Gottes Gnade, die uns Teilhaber sein lässt, da Er Seine Gemeinde baut; es gibt kein Bauen ohne Ihn. Und alles was ohne ihn getan wird, muss vergehen, ist auf "Holz, Heu und Stroh" (ebd.) gebaut und damit vergänglich.

Zu den Gaben die für die Erbauung des Leibes gegeben werden schreibt Paulus einmal: »Was aber die geistlichen Gaben betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unwissend seid (1. Korinther 12,1; Elb.CSV). Eine dieser Gaben die heute wenig gesehen und wertgeschätzt wird ist die Gabe der Ermahnung: »Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade:« ... » es sei, der ermahnt, in der Ermahnung« (Römer 12,6a+8a; Elb.CSV). Ich schreibe dies, weil ich dabei an Paulus denke, der berichtet:
»Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er dem Urteil verfallen war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. Aber als ich sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben?« (Galater 4,11-14; Elb.CSV).
Die Erbauung des Leibes der Gemeinde war die Folge der Ermahnung von Paulus gegenüber Petrus (Kephas) seinen falschen Weg zu verlassen - vor allen, weil die Gefahr bestand, dass er noch weitere, wie es bei Barnabas geschehen war, mit sich fortreißen würde. Die Erbauung bestand nicht vorangig aus der Ermahnung selbst, wohl aber aus der notwendigen Erkenntnis den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums verlassen zu haben und der Rückkehr auf den geraden Weg. Gleichzeitig bestand die Erbauung aber auch darin, die Gemeinde davor zu bewahren einen falschen Weg mitzugehen, ihr zu verstehen zu geben, warum Petrus Verhalten Heuchelei war. Gott hat aus Juden-Christen und Heiden-Christen die eine Versammlung gebildet. Das Verständnis dafür und die praktischen Konsequenzen die sich daraus ergeben, sollte die Gemeinde prägen, nämlich das die Gemeinde kein "christianisiertes Judentum" ist, dem die Beschränkungen des Judentums aufzuerlegen sind: »Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte, damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe« (Epheser 2,14-15; Elb.CSV) / »Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht; steht nun fest und lasst euch nicht wieder unter einem Joch der Knechtschaft halten.« (Galater 5,1; Elb.CSV).


Wenn wir uns also fragen, warum Gemeinden heute vielfach in einem unguten, ungeistlichen Zustand sind, dann ist eine Antwort sicherlich wegen der falschen und oberflächlichen Lehre über Erbauung. Da ist eine Unwissenheit über das Wesen Gottes, sein Wort, den Charakter der Versammlung und letztlich auch über die geistlichen Gaben. Wahrhaftige biblische Erbauung wird preisgegeben zugunsten einer Pseudo-Erbauung, die den Charakter dessen trägt was Paulus an Timotheus schreibt - »Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt;« (2. Timotheus 4,3; Elb.CSV) - weil man sich dabei wohlfühlt.

Bleiben wir bei dem Wort Gottes (siehe 2. Timotheus 3,16), in gegenseitigem Dienst (siehe Epheser 4,11-16) und gegründet im Glauben (siehe Judas 1,20), auch dann das Beste, die Erbauung der Geschwister suchend, wenn es mit Schwierigkeiten verbunden ist (vgl. Apg. 20,31). Das schließt auch mit ein, selbst Korrektur durch gottgegebene Erkenntnis anzunehmen und dort wo es sein darf anderen eine Hilfe zu sein, »so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Versammlung.« (1. Korinther 14,12b; Elb.CSV).

Dienstag, 10. Februar 2015

"Meinungsmathematik" im ZDF - Teil 2

Im vorhergehenden Teil haben wir den Zusammenhang, der von Max Uthoff in der ZDF-Sendung "Die Anstalt" vom 03. Februar 2015 zitierten Bibel-Verse, betrachtet. Nebenbei wurde festgestellt, dass es sich bei Sure 2,19 [? - vielleicht ist Sure 4,89 o. 90 gemeint; Ich bin nicht sicher, ob Uthoff hier die richtige Stelle angibt] des Korans (»Tötet die Ungläubigen wo immer ihr sie findet.«) um einen Imperativ handelt. Welche Imperative werden Christen und welche Muslimen gegeben, wäre also der eigentlich angemessene Vergleich gewesen. Es reicht mir hier aber aus, aufzuzeigen, dass wir Christen nicht zu Gewalt aufgerufen werden.

Der Leitvers dieses Blogs, die Worte des Herrn Jesus machen deutlich: »Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.« (Johannes 18,36; Elb.CSV). Wenn die Christen zum "Kampf" aufgerufen werden, dann im Gebet: »Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.« (1. Timotheus 2,1-4; Elb.CSV). Es wird sogar deutlich hervorgehoben: »Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.« (Epheser 6,12; Elb.CSV). Diese Zurüstung zum geistlichen Kampf wird in den nachfolgenden Versen des Epheserbriefs beschrieben, wobei das einzige Schwert des Christen »das Schwert des Geistes, das Wort Gottes« ist.
Der Wille Gottes ist für den Christen deutlich genug: »Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr dadurch, dass ihr Gutes tut, die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt:« (1. Petrus 2,15; Elb.CSV).

Der Herr Jesus ist das Vorbild des Christen: »Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet? Aber wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt (1. Petrus 2,19-21; Elb.CSV).
»Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet;« (Philipper 2,21-23; Elb.CSV).

Auch die Anweisungen die Paulus an die Römer schreibt sind unmissverständlich: »Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.« ... » Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen. Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden. Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: "Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr". Aber wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.« (Römer 12,14+17-21; Elb.CSV).

Man könnte noch eine Vielzahl anderer Stellen anführen, einfach weil dies zum Grundtenor dessen gehört, wozu Christen aufgerufen werden. Viele die sich unredlicherweise Christen nannten, ohne es jemals zu sein, mögen herzlich wenig Interesse an diesen Geboten Gottes gezeigt haben; gleichwie auch einzelne wahre Gläubige irregeleitet gewesen sein mögen. Die Lehre der Heiligen Schrift macht ausreichend deutlich, dass es sich hierbei eindeutig um zu verurteilende Abweichungen handelt.

Es gibt keinen Imperativ in der Bibel, der einen Christen dazu auffordert eine andere Person zu töten. Daher halte ich Uthoffs Vorgehen auch für völlig unwahrhaftig, geradezu für ein Meisterstück an "Meinungsmathematik". Die Kirchengeschichte, die ebenfalls in der Sendung angesprochen wurde, belegt eindeutig: Von den Christen die die Heilige Schrift ernstnahmen ging niemals eine Gefahr aus, sondern von solchen die dies nicht taten oder sich nur "Christen" nannten - und dazu ist auch die römische Kirche zu zählen.

Offensichtlich kann sich Uthoff nicht vorstellen, dass die wörtliche Interpretation des Inhalts zweier Bücher zu völlig abweichenden Verhaltensweisen führt; einfach deshalb weil ihr Inhalt sich in wesentlichen Aussagen massiv unterscheidet. Dazu gehört dann auch das Prinzip der Abrogation,
»die Aufhebung einer normativen Bestimmung des Korans oder der Sunna durch eine andere, zeitlich nachfolgende Bestimmung aus Koran oder Sunna«; »Hier setzte sich schon ziemlich früh die Auffassung durch, dass der Schwertvers (9:5) und der Vers, der zum Kampf gegen die Ahl al-kitab auffordert (9:29), alle anderen Verse, die zu einem friedfertigen Verhalten gegenüber den Ungläubigen ermahnen (8:61; 29:46), aufgehoben habe.« (Quelle: Wikipedia).

Eine andere Form der Manipulation die heute stattfindet (wenn auch dankbarerweise nicht in obig behandelter Sendung, aber um die Sache deutlicher zu machen), ist der undifferenzierte Gebrauch des Wortes Fundamentalismus. In einem vorhergehenden Artikel wurde schon aufgezeigt...
Zwischen 1910 und 1915 wurde dann die zwölfbändige Aufsatzreihe „The Fundamentals: A Testimony to the truth“ veröffentlicht, an der neben Theologen wie R. A. Torrey, Arno C. Gaebelein, B. B. Warfield und Thomas Spurgeon auch wieder C. I. Scofield vertreten war.
Ihr aller Anliegen war es die grundlegenden Lehren des Christentums – in Zusammenhang mit der aufkommenden Bibelkritik – zu verteidigen. Das heißt: Sie taten nicht mehr als all das darzulegen, was in den Jahrhunderten davor die Väter als Glaubensgut festgehalten hatten.
Unter den Autoren waren namhafte Theologen und Sprachwissenschaftler ihrer Zeit, die ihr intellektuelles Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel zum Ausdruck brachten. Da war kein Gedanke an Gewalt, weil ihr Fundament, Gott und Seine Wahrheit, es nicht zuließen. Dies gleichzusetzen mit einem gewaltbereiten, auf unterdrückerischer Expansion ausgerichteten Fundamentalismus, kann eigentlich nur als bewusst arglistig bezeichnet werden. Denn gerade dafür liefert die Bibel dem Christen, wie oben gezeigt, eben gerade kein Fundament. Das kann jedoch kaum von jedem "Fundament", auf das sich Menschen berufen, mit dieser Bestimmtheit gesagt werden. Daher kann der Versuch Uthoffs die Bibel und den Koran auf eine Stufe zu stellen, letztlich nur als naiv zurückgewiesen werden.

Sonntag, 8. Februar 2015

"Meinungsmathematik" im ZDF - Teil 1

Screenshot-Ausschnitte "Die Anstalt", Max Uthoff
In der ZDF-Sendung "Die Anstalt" vom 03. Februar 2015 gab es eine interessante Darlegung zum Thema "mediale Meinungsmathematik", wie Personen und Personengruppen durch mediale Manipulation eine geistige Nähe zueinander unterstellt wird. Unter den Beispielen wurde u.a. die Drohnenkritik genannt und Max Uthoff erklärte Claus von Wagner:
»ihre Drohnenkritik ist nur Ausdruck oder besser Teilmenge eines großen Ressentiments gegen Amerika. Das macht sie zum Antiamerikaner. Und schon muss ich mich mit ihren Argumenten überhaupt nicht mehr beschäftigen.«
Später wurde eine Karikatur des Bund deutscher Zeitungsverleger gezeigt, der die Organisation Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) mit deren "Lügenpresse"-Vorwurf und die Attentäter auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo in ihrer Gesinnung gleichstellt, worauf sich folgender Dialog ergab:
Max Uthoff: "Der Vorwurf Lügenpresse ist also kleiner/gleich Terroranschlag."
René Sydow: "Moment, Moment. Heißt das der Lügenpressevorwurf ist die Vorstufe zum Terroranschlag."
Simone Solga: "Ist denn dann die Medienkritik die Vorstufe von Lügenpresse und dann die Vorstufe von..."
Interessanterweise vergaß Max Uthoff ein Beispiel, das er zuvor selbst in der Sendung angewendet hatte, als er aus dem Koran und anschließend der Bibel zitierte, während Claus von Wagner bewusst lächerlich wirkende Einwürfe gab. Dabei ist es durchaus angebracht die Dinge im Zusammenhang zu sehen.

Das Zitat aus Jesaja 13,9-18 ist eine Beschreibung dessen, was - vereinfacht ausgedrückt - am Ende der Geschichte, am "Tag des Herrn", geschehen wird und kein Imperativ, wie er ihn aus dem Koran mit Sure "2,19" [? - vielleicht ist Sure 4,89 o. 90 gemeint; Ich bin nicht sicher, ob Uthoff hier die richtige Stelle angibt] zitiert hat (»Tötet die Ungläubigen wo immer ihr sie findet.«).

4. Mose 24,8 gehört zu dem Segen Gottes über Israel und ist gleichzeitig eine Antwort an Balak, den König von Moab, der das Volk Israel verflucht sehen wollte. Das ist aber nicht das einzige, was verschwiegen wird.
Gott hatte in der Tat Abraham verheißen, dass das Volk Israel einmal nach Kanaan kommen würde, aber erst in der vierten Generation, »denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll.« (1. Mose 15,16b; Elb.CSV). Diese ganze Zeit wartete Gott bis er das Gericht ausführt (dazu gehört dann Josua 10,11 und 4. Mose 33,51) und an Ninive sehen wir weiterhin (in einem anderen Zusammenhang): »Und Gott sah ihre Werke, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren; und Gott ließ sich des Übels gereuen, wovon er geredet hatte, dass er es ihnen tun wolle, und tat es nicht.« (Jona 3,10; Elb.CSV).

In 5. Mose 28 schließlich geht es um die Verheißungen für Israel. Da war Segen, wenn sie dem Herrn gehorchen würden und Fluch, wenn sie es nicht täten. Das Handeln Gottes ergab sich also aus dem Handeln des Volkes. Hierzu Jesaja: »Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.« (Jesaja 59,1-2; Elb.CSV).
Das Gott dieses Gericht tatsächlich ausgeführt hat beweist der Prophet Hesekiel: »Und ich versprengte sie unter die Nationen, und sie wurden in die Länder zerstreut; ich richtete sie nach ihrem Weg und nach ihren Handlungen.« (Hesekiel 36,19; Elb.CSV).
Das dieses Volk Israel einmal wieder in besonderer Weise von Gott gesegnet werden wird, geschieht nicht etwa aufgrund ihrer Treue, sondern allein aufgrund von Güte und Gnade: »Aber es tat mir Leid um meinen heiligen Namen, den das Haus Israel entweiht hat unter den Nationen, wohin sie kamen. Darum sprich zum Haus Israel: So spricht der Herr, HERR: Nicht um euretwillen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Nationen, wohin ihr gekommen seid.« (Hesekiel 36,21-22; Elb.CSV).
Auch das Israel im Unglauben zurückkehren und erst in Zukunft eine geistliche Erneuerung erleben wird, belegen Stellen wie Jesaja 10,20-22 oder Hesekiel 36:
»Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen. Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen.« (Hesekiel 36,24-25; Elb.CSV; siehe auch die nachfolgenden Verse).

Kommen wir noch zu 1. Samuel 15,3. Auch Amalek war von Gott lange verschont worden, ein Volk welches Israel auf dem Weg aus Ägypten entgegentrat, seine Nachzügler und Schwachen schlug, ohne Gottesfurcht (siehe 5. Mose 25,17f.). Dies war kein willkürliches Gericht, wie wir an der Unterscheidung sehen die Israel machte: »Und Saul kam bis zur Stadt der Amalekiter, und er legte einen Hinterhalt in das Tal. Und Saul sprach zu den Kenitern: Geht, weicht, zieht hinab aus der Mitte der Amalekiter, damit ich dich nicht mit ihnen wegraffe! Denn du hast Güte erwiesen an allen Kindern Israel, als sie aus Ägypten heraufzogen. Und die Keniter wichen aus der Mitte der Amalekiter.« (1. Samuel 15,5-6; Elb.CSV).
Diese Unterscheidung finden wir im Übrigen auch bei Rahab, einer Hure und ihrer Verwandtschaft, die von den Einwohnern Jerichos gerettet wurden (siehe Josua Kapitel 2 und 6), was klar zeigt das 5. Mose 20,16 sich nicht auf solche bezogen hat, welche sich zu Gott wandten. Bemerkenswert, dass wir diese Frau schließlich im Geschlechtsregister des Herrn Jesus in Matthäus 1 wiederfinden.

Was bei Uthoff noch negativ auffällt ist, das er viele dieser Stellen die in verschiedenen Teilen der Bibel stehen, in einer Art und Weise vorträgt, als würden sie direkt aufeinanderfolgend einen einheitlichen Text bilden. Wie sich dies mit Wahrhaftigkeit und seiner Kritik an Meinungsmathematik verträgt, wird wohl sein Geheimnis sein.

Uthoff mag auch die Notwendigkeit des Gerichtes in Bezug auf das Goldene Kalb in 2. Mose 32 nicht sehen, dabei zeigt Vers 25 in Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen, dass es um solche ging die in ihren Sünden fortfuhren, wozu sie niemand gezwungen hatte und deshalb gerichtet werden mussten.

Bei Lukas 19,27 - dem einzigen aus dem Neuen Testament zitierten Vers - fallen im Zusammenhang gleich zwei Dinge sofort ins Auge. Nämlich, dass es sich um ein Gleichnis, eine Parabel handelt (siehe Vers 11) und das dessen Ausgang sich auf die Beurteilung der Menschen bezieht wenn der Herr Jesus wiederkommt (Vers 11 am Ende). Das ist es, worüber Paulus sprach: »Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass dieser der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten ist. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen.« (Apostelgeschichte 10,42-43; Elb.CSV).

Wenn wir ein Fazit ziehen wollen, dann dieses: In den beleuchteten Bibelstellen geht es niemals um ein willkürliches oder unbegründetes Gericht. Gott gibt Raum zur Buße (s. Ninive, Rahab und die vier Generationen in 1. Mose 15), handelt aber wenn diese Zeit verstrichen ist. So auch heute: »Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?« (Römer 2,4; Elb.CSV). Diese Zeit endet, wenn »der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten« einmal am »Tag des Herrn« kommen wird um dieses Gericht auszuführen und es schließlich heißen wird: »seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.« (Daniel 7,14b; Elb.CSV).

Im zweiten Teil wollen wir dann einen Teil der christlichen Stellung betrachten und warum Gewalt mit dem Glaubensleben eines konservativen Christen unvereinbar ist.

Sonntag, 1. Februar 2015

Der Angriff auf das Sühnewerk des Herrn Jesus

Wenn man sich mit dem christlichen Buchmarkt beschäftigt, insbesondere dem, der auf Massenkompatibilität ausgerichtet ist, wird einem eine Sache nicht verborgen bleiben: »dass einige da sind, die euch verwirren und das Evangelium des Christus verdrehen wollen.« (Galater 1,7b; Elb.CSV).
Dies ist nun keine Neuigkeit mehr, sondern wurde von Brüdern schon wiederholt aufgegriffen, man denke nur an: "dynamisch evangelisieren" (J.-B, Klautke, B. Kaiser und W. Nestvogel) von 2001; "Evangelisation in der Postmoderne" (W. Nestvogel) und "Gott ist nicht pragmatisch" (W. Plock), beide von 2004 oder auch an die Broschüre "Die Auflösung der biblischen Wahrheit durch die modernen Evangelikalen und unsere Antwort" (R. Ebertshäuser) von 2007.

Was vielfach unwidersprochen hingenommen wird, ist nicht weniger, als die Umdeutung althergebrachter Begriffe; man verwendet sie wohl noch, definiert sie aber um, versteht sie neu und hat daraufhin eine "neue, veränderte Sichtweise" wie ein Autor freimütig bekennt. Auf der Suche nach der Lösung für ein "philosophisches Problem", blieb die Wahrheit auf der Strecke.

Begriffe wie Sühne, Gerechtigkeit und Rechtfertigung werden ihrer Bedeutung entkleidet, als hätte der Apostel Paulus niemals geschrieben: »wir aber predigen Christus als gekreuzigt, den Juden ein Anstoß und den Nationen eine Torheit;« (1. Korinther 1,23; Elb.CSV). Wir brauchen keine "philosophische" Antwort auf die Dinge die von der Bibel her offenbart werden und die das Kreuz in weltlichem Denken weniger "anstößig" und weniger "töricht" macht. Es ist bezeichnend, dass besagter Autor in einem Kapitel gerade der Frage von 1. Korinther 1,18 nachgeht, ohne zu erkennen, dass er selbst gerade darin - freilich ohne es zu wollen - Kompromisse gemacht hatte.

Es ist traurig, wie nahezu widerspruchslos, sich in einst bibeltreuen Kreisen, fundamental falsche Lehren über das Werk des Herrn Jesus am Kreuz und das Wesen Gottes, verbreiten ließen. Man leugnet, dass der Herr Jesus am Kreuz die Strafe vonseiten Gottes getragen hat. Dem wollen wir hier im weiteren nachgehen.

Das Werk des Herrn Jesus am Kreuz in Hinblick auf das Gericht vonseiten Gottes

Die Prophetie des Alten Testaments zeigt durch den Propheten Jesaja: »Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm,...« (Jesaja 53,5a; Elb.CSV) und ebenso deutlich einige Verse weiter: »Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern; und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen.« (Jesaja 53,10; Elb.CSV).
Der Prophet Sacharja übermittelt uns die Worte Gottes: »Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.« (Sacharja 13,7; Elb.CSV). Man beachte auch den vorhergehenden Vers und seinen messianischen Bezug.
Es gibt viele solcher Bezüge auf den Messias im Alten Testament, auch wenn wir uns hier nur auf einige wenige beschränken wollen. Der Apostel Petrus erklärt in Bezug auf David und dessen Darlegungen in Psalm 16: »Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er nicht im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch Verwesung gesehen hat.« (Apostelgeschichte 2,30-31; Elb.CSV).
Auf dieselbe Weise konnten auch Jesaja und Sacharja von dem sprechen, »was er durch den Mund aller Propheten zuvor verkündigt hat, dass sein Christus leiden sollte.« (Apostelgeschichte 3,18b; Elb.CSV). Denken wir daher auch an Klagelieder 3: »Ich bin der Mann, der Elend gesehen hat durch die Rute seines Grimmes.« ... »Er [Gott] ließ die Söhne seines Köchers in meine Nieren dringen.« (Verse 1+13; Elb.CSV).

Auch im Passah zeigt sich der Charakter des Opfers des Herrn Jesus: »Ihr sollt nichts roh davon essen und keineswegs im Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten: seinen Kopf samt seinen Beinen und samt seinem Eingeweide.« (2. Mose 12,9; Elb.CSV), da wir wissen: »Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden.« (1. Korinther 5,7b; Elb.CSV). Bildlich spricht das Feuer von dem Gericht Gottes, in das der Herr Jesus in den drei Stunden der Finsternis kam; das Passahlamm musste vollständig dem Feuer ausgesetzt werden, der Zorn Gottes vollständig über den Herrn Jesus ergehen und nichts durfte dieses Gericht abmildern, indem Er für uns zur Sünde gemacht wurde - »Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.« (2. Korinther 5,21; Elb.CSV).

In einem Vortrag zum 3. Buch Mose führt Roger Liebi aus:
»Sühnung zu tun heißt auf Hebräisch «lechapper», «alav» über ihm. Das heißt wörtlich: Um über ihm zuzudecken. Also Sühnen heißt zudecken. Das Opfer deckt gewissermaßen den Menschen, der vor Gott mit diesem Opfer kommt, zu. Ja und wenn Gott eben zudeckt mit dem Opfer des Herrn Jesus, dann wird eben diese Herrlichkeit dieses Opfers dem, der es darbringt, zugerechnet. Er wird gewissermaßen damit bekleidet. Und darum lesen wir auch am Schluss von 1. Mose 1, 3: «An den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN.» Also die Herrlichkeit des Opfers deckt ihn zu und Gott sieht den, der da kommt, gewissermaßen bekleidet mit der Herrlichkeit des Brandopfers.«
Quelle: sermon-online.de; Roger Liebi, Das dritte Buch Mose, Teil 1/3, Audioabschrift

Eine Verzerrung des Wesens Gottes

Zuerst liegt diese Verzerrung darin, dass man vom Menschen ausgeht (anthropozentristisch) und nicht von Gott (theo- oder christozentristische Verkündigung) nach dem Motto: Ich würde so handeln, warum kann Gott nicht ebenso... Nun, vielleicht deshalb: »Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.« (Jesaja 55,9; Elb.CSV). Darum haben wir auch nötig das Gott sich offenbart, wollen wir nicht mit unseren menschlichen Überlegungen falsche Schlussfolgerungen ziehen.

Zum Weiteren liegt die Verzerrung in einer fehlenden Ausgewogenheit der Darstellung biblischer Wahrheit. Ja, »Gott ist Liebe« (vgl. 1. Johannes 4,8), aber Johannes schreibt nicht umsonst davor, »dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist« (vgl. 1. Johannes 1,5b).

Der reformatorische Ausleger Dr. Martyn Lloyd-Jones äußerte einmal:
»Darum denken Sie immer daran, dass Gott in seiner ganzen Person in jeder einzelnen Eigenschaft zu finden und er alles im gleichen Augenblick ist. Seine Liebe ist eine heilige Liebe. Was für eine Tragöde wäre es, wenn wir dies vergessen würden und seine Liebe gegen seine Gerechtigkeit ausspielen! Nein, nein! Alles in Gott liebt. Alles in Gott ist gerecht und vollkommen rechtschaffen - immer. Wir müssen in unserem Denken allezeit die Ausgewogenheit bewahren, die sich in Gott selbst findet.«
Quelle: D. Martyn Lloyd-Jones, Gott der Vater, 2. Auflage 2005, 3L-Verlag, Friedberg

Und C. H. Spurgeon hielt fest:
»Die Verbindung von Gnade und Gerechtigkeit kann nur in dem Sühneopfer des Herrn Jesus Christus deutlich gemacht werden. Am Kreuz sehen wir, wie gnädig der Herr ist und wie gerecht.«
Quelle: C. H. Spurgeon, Aus der Schatzkammer Davids III, Ev. Versandbuchhandlung, O. Ekelmann Nachf., Berlin

Es verwundert nicht, dass solche die Gottes heilige Liebe auf ihr menschliches Niveau herunterziehen (wenn auch ungewollt), letztlich auch nicht verstehen, dass der Herr Jesus die Strafe für unsere Sünden getragen hat. Die Gnade will man wohl hochhalten, aber die Gerechtigkeit Gottes wird durch Sophisterei ihrer Bedeutung beraubt, indem man über "griechisches" und "hebräisches Denken" fabuliert. Dabei zeigt gerade das Kreuz, dass die Liebe, die Gerechtigkeit und die Gnade Gottes in völligem Einklang miteinander stehen! Wollen wir doch diese Wahrheit dankbar hochhalten, auch gegen solche »aus euch selbst« ... »die verkehrte Dinge reden« (siehe Apostelgeschichte 20,30).